Es ist nicht einfach, wenn man als neues Regie-Wunderkind oder gar der nächste Steven Spielberg gehandelt wird. Die Erwartungen, die damit aufgebaut werden, kann man eigentlich gar nicht erfüllen. Was macht man also? Man geht seinen eigenen Weg weiter, gegen alle Widerstände. Der in Indien geborene M. Night Shyamalan hat all das am eigenen Leib erfahren und die Meinung der Filmfans über seine Werke ist gespalten wie bei wenigen anderen Filmemacher. Ähnlich gespalten ist die Persönlichkeit von James McAvoy in Shyamalans neuestem Thriller SPLIT, der am Ende der Reise durch Shyamalans Karriere auf den geneigten Leser wartet.
Manoj Nelliyattu Shyamalan wurde 1970 in Indien geboren, wuchs aber in einem Vorort von Philadelphia, USA auf. Er ging dort auf eine Privatschule, an der strenger Katholizismus praktiziert wurde, was auf sein hinduistisch geprägtes Elternhaus traf. Das prägte ihn stark und hat bis heute Einfluß auf seine Filme, in denen es immer wieder um die Suche nach Bestimmung und einer höheren Macht geht.
Bereits als Jugendlicher interessierte er sich für die Welt des Films, besonders für die Filme von Alfred Hitchcock und Steven Spielberg, und drehte mit der Super-8-Kamera seines Vaters erste kleine Filme. Im Laufe der Jahre entstanden so 45 kleine Eigenproduktionen, die Shyamalan heute immer wieder als Bonusmaterial zu Veröffentlichungen seiner aktuellen Filme packt. Deshalb war es für ihn nach dem Ende seiner Schulzeit klar, dass er Filmemacher werden wollte, auch wenn sein Vater ihn lieber in einem Medizinstudium gesehen hätte.
Shyamalan ging nach New York und studierte an der „Tisch School of Arts“, an der er auch seine heutige Frau, die ebenfalls indisch-stämmige Psychologiestudentin Bhavna Vashani, kennenlernte. 1992 konnte er das Studium mit einem Bachelor abschließen. Da ihm seine Mitstudenten den Spitznamen Night gegeben hatten, änderte er seinen Namen von Nelliyattu zu Night und kürzte Manoj einfach mit M. ab. Geboren war M. Night Shyamalan. Noch während der Studienzeit drehte Night seinen ersten Spielfilm, PRAYING WITH ANGER. In diesem autobiographischen Drama spielt Night einen indischen Auswanderer, der nach dem Studium in den USA in sein Heimatland zurückkehrt, um es zu erforschen. Der Film wurde unter anderem vor Ort in Indien gedreht. Für den Film bekam Night viel Lob und das American Film Institute zeichnete ihn 1993 als besten Debütfilm des Jahres aus.
Ein Jahr später schrieb Night ein Drehbuch mit dem Titel LABOR OF LOVE, welches er für 250.000 Dollar an 20th Century Fox verkaufen konnte. Ursprünglich sollte er die Regie übernehmen, doch das Studio entschied sich dann doch anders. LABOR OF LOVE wurde bis heute nicht verfilmt.
Sein nächstes Projekt war dann WIDE AWAKE, der 1998 in die Kinos kam. In dem Film geht es um einen Jungen, der auf der Suche nach Gott ist. Das Miramax-Studio kaufte sein Drehbuch und erlaubte ihm auch, die Regie zu übernehmen, da man von PRAYING WITH ANGER begeistert war. Bei einem Budget von sechs Millionen Dollar spielte der Film nur knapp 300.000 Dollar in den US-Kinos ein. Nach diesem Misserfolg schrieb Night für das Studio Columbia Pictures das Drehbuch zu STUART LITTLE, welcher 1999 ein großer Hit wurde. Ebenso schrieb er unter dem Pseudonym „R. Lee Fleming Jr.“ das Drehbuch zur erfolgreichen Highschool-Komödie SHE’S ALL THAT (EINE WIE KEINE, 1999).
Ebenfalls im Jahr 1999 konnte Night seinen großen Durchbruch feiern. Als Autor, Produzent und Regisseur des Thrillers THE SIXTH SENSE, mit Bruce Willis und Haley Joel Osment in den Hauptrollen, hatte er einen Film gemacht, der weltweit 672 Millionen Dollar einspielte und über Jahre hinaus in der Popkultur referenziert wurde. Dabei stand der Film anfangs fast auf der Kippe, als David Vogel, der damals bei der Walt Disney Company arbeitete, das Skript für drei Millionen Dollar kaufte und Night als Regisseur engagierte, ohne Rücksprache mit seinen Vorgesetzten. Als diese davon erfuhren, verkauften sie das Drehbuch an Spyglass Entertainment, sicherten sich aber 12,5% der Einspielergebnisse.
Im Film spielt Bruce Willis einen Psychologen, der einem kleinen Jungen helfen soll. Dieser Junge hat die Gabe Geister zu sehen, die ihn somit überall hin verfolgen.
Der Film erregte besondere Aufmerksamkeit durch den Twist am Ende. Dieser sollte zukünftig nicht nur ein Merkmal von Nights Filmen werden, auch diverse Nachahmer setzten auf einen unerwarteten Twist am Ende des Filmes. Was der Twist von THE SIXTH SENSE ist, dürfte wohl mittlerweile jeder wissen. Wenn nicht, dann bitte nicht das Kursive in Klammern lesen (Am Ende stellt sich heraus, dass Malcolm (Bruce Willis) die ganze Zeit ebenfalls schon tot und seine letzte Aufgabe auf Erden quasi war, dem Jungen zu helfen).
Night benutzt neben religiösen Motiven (der kleine Cole sucht immer wieder eine Kirche auf, um sich vor den Geistern zu verstecken) auch visuelle Reize, deren Verbindung dem aufmerksamen Betrachter nicht entgehen. Besonders die Farbe Rot spielt in THE SIXTH SENSE eine Rolle. Insgesamt ist der Look des Films sehr in herbstlichen Pastellfarben gehalten. Die ruhige Inszenierung mit ihren langen Einstellungen ohne Schnitt, sowie die Melancholie der Hauptfiguren, wurden ebenfalls ein Merkmal in Nights späteren Filmen.
Der Film stellte auch die erste Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Leuten dar, die später zum engen Kreis von Nights Filmen zählen sollten. Dazu gehören Kameramann Tak Fujimoto, Produzent Sam Mercer und Komponist James Newton Howard. Besonders die Zusammenarbeit mit James Newton Howard wurde zu einer der fruchtbarsten Regisseur/Komponist-Kollaborationen der Filmgeschichte und steht für mich in einer Reihe mit berühmten Beispielen wie die Zusammenarbeit von Alfred Hitchcock und Bernard Herrmann, David Lynch und Angelo Badalamenti, Tim Burton und Danny Elfman oder auch Steven Spielberg und John Williams.
Nach dem Erfolg von THE SIXTH SENSE bekam Night das Angebot, den neuen PLANET OF THE APES zu inszenieren. Doch er lehnte ab, da er den Film nicht in Philadelphia hätte drehen können, sondern nach Hollywood gemusst hätte. Aber er hatte schon seinen nächsten Film in petto. Bereits während der Dreharbeiten zu THE SIXTH SENSE hatte Night die Idee zu UNBREAKABLE. Er erzählte Bruce Willis während des Drehs von seiner neuen Geschichte und dieser erklärte sich sofort bereit, die Hauptrolle zu übernehmen.
Mit einem Budget von 75 Millionen Dollar begannen die Dreharbeiten zu UNBREAKABLE im April 2000. Der Film startete im November 2000 in den Kinos und spielte weltweit 250 Millionen Dollar ein.
Die Geschichte dreht sich um zwei recht gegensätzliche Persönlichkeiten, die jedoch eines gemeinsam haben: Sie wissen nicht, wo sie auf dieser Welt hingehören, was ihre Bestimmung hier ist. Elijah (Samuel L. Jackson) leidet von Geburt an an der Glasknochen-Krankheit. Deshalb versteckt er sich als Kind meist im Haus, da er Angst hat, draußen zu spielen und sich dabei etwas zu brechen. Seine Mutter möchte ihm Mut machen und platziert als Geschenk ein Comic-Heft auf einer Parkbank vor dem Haus. Elijah überwindet seine Angst und geht nach draußen.
David Dunn (Bruce Willis) arbeitet beim Sicherheitsdienst in einem Footballstadion. Er ist unzufrieden mit seinem Leben, hat sich von seiner Frau und seinem Sohn entfremdet. Als David mit dem Zug von einem Vorstellungsgespräch zurück nach Hause fährt, kommt es zur Katastrophe. Der Zug entgleist und David überlebt als Einziger das Unglück, völlig unverletzt. Eines Tages findet er eine Karte unter dem Scheibenwischer seines Autos, auf der die Frage steht, wie oft er in seinem Leben krank war. Die Karte stammt von Elijah, der mittlerweile als Erwachsener eine Kunstgalerie betreibt, in der seltene Comic-Zeichnungen ausgestellt werden. Elijah ist der Überzeugung, dass es Menschen wie in den Comics auf der Welt gibt. Menschen, die dazu bestimmt sind, anderen zu helfen, Menschen, die unverwundbar sind, also sozusagen reale Superhelden. David beginnt nach anfänglichen Zweifeln zu entdecken, dass an Elijahs Theorie vielleicht doch etwas dran ist.
Wie schon in THE SIXTH SENSE spielt auch hier die Farbgebung eine große Rolle. David Dunn trägt nur Kleidung in Primärfarben, während Elijahs Outfit von verschiedenen Violettönen geprägt ist. Im Verlauf des Filmes wird die Kleidung von David Dunn farblich immer intensiver, je mehr er seine wahre Bestimmung findet.
Und auch ein Twist darf am Ende nicht fehlen (Achtung Spoiler: David erkennt am Ende, dass Elijah nicht nur das Zugunglück, sondern auch einige andere Katastrophen mit vielen Toten verursacht hat, um so die Person zu finden, die eben unverwundbar und damit ein realer Superheld ist. Elijah ist somit der Bösewicht und hat damit seine Bestimmung gefunden).
Auch UNBREAKABLE ist geprät von langen Einstellungen und melancholisch-traurigen Hauptfiguren. Die Suche nach der Bestimmung begleitet James Newton Howard musikalisch ebenfalls eher zurückhaltend. Dennoch gibt es sowohl ein Thema für David, als auch eines für Elijah. Das Thema für David wird im Verlauf des Filmes zu einer Art Superhelden-Thema, welches sowohl seine „Heldentaten“ unterstreicht, als auch in sanfter Form seinen melancholischen Charakter. Sehr schön hört man das am Ende des Stücks „Carrying Audrey“, als er seine Frau Audrey ins Bett trägt und sich neben sie legt mit den Worten „Ich hatte einen schlimmen Traum“, woraufhin sie ihn tröstet. Das Thema wird von einer Trompete intoniert, sanft unterstützt von den Streichern und wirkt so gleichzeitig traurig, als auch heroisch, wenngleich das hier wohl eher auf die Stärke seiner Frau gemüntzt ist. David ist in der Szene trotz seiner Superheldenfähigkeiten verletzlich und sucht Schutz bei ihr. Eine Szene, die ich immer schon gerne mochte.
Wie schon in THE SIXTH SENSE taucht Shyamalan selbst in einer kleinen Rolle im Film auf. Das hat er sich von Alfred Hitchcock abgeschaut, ebenso die Technik, dass die Figuren im Film oftmals direkt in die Kamera sprechen. Und auch hier kam Night bereits während der Dreharbeiten die Idee für seinen nächsten Film.
Das Mysterium um Kornkreise, die immer wieder auf Getreidefeldern überall auf der Welt auftauchen, inspirierte Night zu seinem Film über Glauben und Bestimmung, mal wieder. In SIGNS von 2002 ist Mel Gibson Graham Hess, ein Farmer, der ebenfalls Kornkreise in seinen Feldern findet. Während man noch rätselt, ob es nur ein von Menschen gemachter Schwindel ist oder doch Zeichen einer außerirdischen Rasse, tauchen seltsame Flugobjekte am Himmel über den Städten auf. Graham, der einst Pfarrer war, sich nach dem Unfalltod seiner Frau aber von Gott abgewandt hat, verschanzt sich daraufhin mit seinem jüngeren Bruder Merrill (Joaquin Phoenix) und seinen beiden Kindern in seinem Farmhaus. Merrill ist ein gescheiterter Baseballspieler, sein Sohn hat Asthma und seine Tochter mag kein Wasser. Ist das alles nur Zufall oder doch Bestimmung?
Achtung, Spoiler!
In einer Rückblende sieht man Graham nachts zum Unfallort kommen. Seine Frau ist von einem Auto gegen einen Baum gequetscht worden und liegt im Sterben. Mit ihren letzten Worten sagt sie ihm, dass die Kinder spielen sollen, Graham, also er, sehen und Merrill das Ding weghauen soll. Als die Aliens tatsächlich in das Farmhaus eindringen, erinnert sich Graham wieder daran. Merrill nimmt seinen Baseballschläger und schlägt auf den Außerirdischen ein, der Grahams Sohn als Geisel hält. Sein Sohn wurde aber durch ein Gas von dem Außerirdischen vergiftet, aber es ist nicht tödlich, da wegen seines Asthmas das Gas nicht in seine Lungen dringen konnte. Und die große Schwäche der Aliens ist Wasser, es wirkt auf sie wie Säure. So ist also alles, was Graham und seiner Familie zugestoßen ist, kein Zufall, sondern Bestimmung. Am Ende ist Graham wieder ein Pfarrer, hat also seinen Glauben wiedergefunden.
Trotz dem der Film weltweit über 408 Millionen Dollar einspielte, sehen viele darin rückblickend den beginnenden Abstieg von Shyamalans Karriere. Shyamalans Stilmittel, die langsame Inszenierung mit langen Einstellungen und das Sprechen der Figuren direkt in die Kamera, begann langsam zu ermüden. Kritiker bemängelten die vielen Logiklöcher des Films, wie beispielsweise warum Aliens, die kein Wasser vertragen, eine Invasion auf einem Planeten starten, der zu 80% mit Wasser bedeckt ist? Hier könnte man noch argumentieren, dass die Aliens vielleicht selbst nicht wussten, wie Wasser auf sie wirkt, da es möglicherweise auf ihrem Heimatplaneten kein Wasser gibt. Aber auch den Twist am Ende empfanden viele als plump und an den Haaren herbei gezogen. Shyamalan selbst tritt im Film als Ray Reddy auf, der Fahrer des Wagens, der Grahams Frau tötete.
Bemerkenswert an SIGNS finde ich, wie es Shyamalan schafft, Spannung zu erzeugen, obwohl man eigentlich fast nichts sieht. Die Aliens tauchen ganz am Ende auf und sind vorher nur Flugobjekte am Himmel, verhuschte Schatten im Kornfeld oder Geräusche an den Wänden und Türen. Auch die Inszenierung einer Alien-Invasion als Kammerspiel finde ich recht reizvoll. Man darf aber wirklich nicht darüber nachdenken, ob das alles wirklich Sinn macht. Wenn man sich auf den Film einlassen kann, dann nimmt er den Zuschauer mit auf eine Reise ins Unbekannte. Hinterher wird man aber feststellen, dass hier der Weg das Ziel war.
Der Film hat mehr Musik als ursprünglich geplant. Shyamalan wollte zuerst so gut wie keine Musik im Film verwenden, aber durch die enge Zusammenarbeit mit James Newton Howard kam er doch auf den Geschmack. Bereits vor Beginn der Dreharbeiten schrieb James Newton Howard ein Musikstück, ohne zu wissen, für welche Szene es am Ende passen würde. Dieses Stück wurde das Titelstück und ist gleich im Vorspann zu hören:
Da Wasser eine wichtige Rolle im Film spielt, ist auch die Musik davon durchzogen. Klänge wie Wassertropfen tauchen immer wieder im Score auf, schön zu hören im Track „Asthma Attack“, welches nach seinem brutalen Anfang sanft in einem Streicherbett weiterfliesst:
Der musikalische Höhepunkt ist natürlich der Showdown und die Auflösung, in dem James Newton Howard eine musikalische Achterbahn präsentiert. Von Suspense bis zu erlösenden Klängen ist hier alles dabei:
Nach all den Thrillern wollte Shyamalan etwas anderes machen und plante eine Liebesgeschichte in Form eines Kostümfilms, der im 19. Jahrhundert spielen sollte. Während seiner Recherchen stieß er auf alte Erzählungen, nach denen die Menschen damals glaubten, in den Wäldern gingen seltsame Wesen umher. Das baute er in seine Geschichte ein und ersann die Idee, wie es wohl wäre, wenn ein Dorf im 19. Jahrhundert mit diesen Wesen zusammenleben müsste.
In THE VILLAGE von 2004 geht es um das kleine Dorf Covington, welches von dichten Wäldern umgeben ist. Es ist das Jahr 1897 und die Menschen in Covington leben glücklich innerhalb ihrer Dorfgemeinschaft. Doch es ist jedem im Dorf verboten, in die umliegenden Wälder zu gehen. Denn in diesen Wäldern hausen Kreaturen, mit denen die Ältesten einen Pakt geschlossen haben: Die Dorfbewohner gehen nicht in den Wald und dafür kommen die Wesen nicht ins Dorf.
Die blinde Ivy Walker (Bryce Dallas Howard), Tochter des Ältesten Edward Walker, ist verliebt in Lucius Hunt (Joaquin Phoenix). Lucius ist sich zuerst noch unsicher bei seinen Gefühlen, fühlt sich aber zu Ivy hingezogen. Der geistig behinderte Noah Percy ist ebenfalls in Ivy verliebt. In einem Akt der Eifersucht sticht er auf Lucius ein, dieser überlebt schwer verletzt. Ohne Medikamente aus der Stadt wird Lucius aber sterben, also erklärt sich Ivy dazu bereit, den Wald zu durchqueren.
Achtung, Spoiler!
Ihr Vater Edward Walker verrät Ivy das Geheimnis des Dorfes. Die Wesen in den Wäldern gibt es gar nicht. Es ist alles ein Schwindel, den die Ältesten abwechselnd in Kostümen aufrecht erhalten, um die Dorfbewohner von der bösen Außenwelt fernzuhalten. Ivy macht sich auf den Weg durch die Wälder, wird dabei aber von einem als Wesen verkleideten Noah angegriffen. Sie schafft es, ihn zu töten und setzt ihren Weg fort. Am Ende des Waldes kommt sie an eine Art Mauer und klettert hinüber. Auf der anderen Seite wird sie von einem Wildhüter empfangen, der dort mit seinem Auto unterwegs ist. Dem Zuschauer wird also klar, dass die Geschichte in der Gegenwart spielt und die Ältesten im Dorf sich einst dazu entschlossen haben, in der Abgeschiedenheit des Wildreservats zu leben, da ihnen und ihren Familien in der modernen Welt viel Leid zuteil wurde. Als die Ältesten von Noahs Tod erfahren, schlägt Edward vor, den Dorfbewohnern zu erzählen, dass die Wesen ihn umgebracht haben. Somit wäre die Geschichte mit den Wesen wahr und sie könnten weiterhin in der Abgeschiedenheit des Dorfes leben. Ivy kehrt am Ende mit Medizin zurück.
Die Farbgestaltung spielt auch hier wieder eine große Rolle. So ist Rot die verbotene Farbe im Dorf, da sie die Wesen anlockt. Die Wesen tragen dann auch rote Gewänder und Umhänge. Ivys gelber Umhang, den sie auf dem Weg durch den Wald trägt, steht dazu im Kontrast. Shyamalan taucht im Film gegen Ende als einer der Ranger auf.
Musikalisch entschied sich James Newton Howard dieses Mal für ein Hauptinstrument, welches die Musik tragen sollte. Die Violine schien ihm passend, da sie gleichzeitig nervös wie auch traurig wirke. Dafür engagierte er die bekannte Violinistin Hilary Hahn. Und tatsächlich verleiht die Solo-Violine der Musik einen eigenen Charakter, deren Stimmung zerbrechlich und melancholisch wirkt.
Wie schon in SIGNS gelingt James Newton Howard das Wechselspiel zwischen sanfter Melancholie und treibender Suspense. Ein gutes Beispiel hierfür ist „Those We Don’t Speak Of“, als die Wesen eines Nachts ins Dorf kommen und Ivy von Lucius „gerettet“ wird.
Und einfach pure Schönheit präsentiert James Newton Howard in diesem Stück:
Kommerziell konnte THE VILLAGE wieder überzeugen, spielte weltweit über 256 Millionen Dollar ein. Doch die Kritiken wurden zunehmend negativer. Selbst Roger Ebert, legendärer amerikanischer Filmkritiker, der Shyamalans Filme bisher immer gelobt hatte, bezeichnete THE VILLAGE als absoluten Fehlschlag, da der Film auf einer Prämisse basiere, die er nicht tragen könne und die einfach lächerlich ist, was die Ernsthaftigkeit, mit der der Film agiert, noch unterstreiche. Für manche Kritiker war Shyamalan zum Opfer seiner eigenen Twists geworden, die das Publikum bei jedem seiner Filme erwarte.
Positiv für mich ist bei THE VILLAGE die Stimmung, die er verbreitet. Ich mag die Melancholie, die über dem Ganzen liegt und auch die tollen Bilder, die Kameramann Roger Deakins (SKYFALL, 2015) präsentiert. Es sind Gemälde, bei denen man einfach verweilen will, um sie sich anzusehen. Selbst der Auflösung, auch wenn sie noch so unlogisch und konstruiert ist, wohnt eine tiefe Traurigkeit inne, sodass ich nicht umhin komme, die Ältesten zu verstehen, warum sie es getan haben. Auch die Ausstattung ist fabelhaft. Das Dorf ist nicht auf einem Hof des Filmstudios, sondern tatsächlich inmitten eines Waldgebiets extra für den Film gebaut worden.
Bereits während der Dreharbeiten zu THE VILLAGE kam Shyamalan die Idee, die Gute-Nacht-Geschichte, die er für seine Kinder erfunden und erzählt hat, zu einem Film zu machen. Doch sein Drehbuch wurde vom Studio Touchstone Pictures, einer Tocherfirma von Disney, denen er mit seinen Filmen immerhin eineinhalb Milliarden Dollar eingebracht hatte, abgelehnt. Also ging er zu Warner Bros. und bekam dort ein Budget von 75 Millionen Dollar. Der Film kam 2006 in die Kinos.
Paul Giamatti ist Cleveland Heep, ein Hausmeister, der in der Wohnanlage „The Cove“ ein einsames Leben führt. Eines Nachts rettet er eine junge Frau (Bryce Dallas Howard) vor dem Ertrinken aus dem Pool und nimmt sie bei sich auf. Die junge Frau erzählt ihm, ihr Name ist Story und sie ist eine Narf, eine Art Nymphe. Sie muss einen bestimmten Schriftsteller finden und ihn „erleuchten“, also inspirieren, eine Geschichte zu schreiben. Diese Geschichte soll einem zukünftigen US-Präsidenten als Unterstützung dienen und der Schriftsteller wird dafür mit seinem Leben bezahlen müssen. Cleveland kennt einen Schriftsteller, der in der Wohnanlage lebt und bringt die beiden zusammen.
Nun kann Story aber nicht in ihre Welt zurück, da sie von den bösen Scrunts, eine Art Wolf, bedroht wird. Ihr können nur Menschen helfen, die jeweils bestimmte Gaben haben. So benötigt sie einen Symboldeuter, einen Wächter, einen Heiler und eine Gilde, also eine Gruppe von Leuten, die zwar keine besonderen Fähigkeiten haben, sie aber tatkräftig unterstützen. Cleveland findet heraus, dass all diese Menschen Bewohner der Wohnanlage sind. Doch die Zeit drängt, da ein Scrunt Jagd auf Story macht, was auch noch affenähnliche Wesen, die Tartutics, auf den Plan ruft.
Der Film ist so wahnwitzig abgedreht, dass man ihn sehen muss, um es zu glauben. Einerseits versinkt er fast in Shyamalans typischer langsamer Inszenierung, andererseits ist er so voller freiwillig oder unfreiwillig komischer Szenen, dass er doch recht unterhaltsam ist. Einen Twist in dem Sinne gibt es eigentlich nicht. Am Ende spielt nur eine Figur eine große Rolle, die man im Film nur am Anfang kurz sieht.
Einen faden Beigeschmack hat aber die Ich-Bezogenheit des Ganzen. Kein geringerer als Shyamalan selbst spielt im Film den Schriftsteller, der inspiriert werden muss, um mit seiner Geschichte einst die Welt zu retten und sein eigenes Leben dafür zu opfern. Einer der Bewohner von „The Cove“ ist dann auch ein Kritiker, der im Film immer wieder die negativen Aspekte des Ganzen hervorhebt, bevor er am Ende von dem Scrunt getötet wird. Der ganze Film dreht sich also um Shyamalan selbst und wie sein Werk von der Kritik nicht verstanden wird. Eine gewisse Selbstverliebtheit darf man dem Filmemacher dabei durchaus unterstellen, was auch immer wieder die Making ofs zu seinen Filmen unterstreichen, in denen Shyamalan sich gerne selbst auf die Schulter klopft.
Musikalisch ist bei James Newton Howard aber alles in sicherer Hand. Er ignoriert die Lächerlichkeit vieler Szenen und zaubert einen farbenfrohen und magischen Score aus dem Hut, der wirklich Märchencharakter versprüht.
Die Kritiken zu LADY IN THE WATER weltweit waren noch durchwachsener als schon bei THE VILLAGE. Während die einen Shyamalans kreative Magie priesen, zerrissen die anderen den Film ob seiner Lächerlichkeit in der Luft. Auch kommerziell legte Shyamalan damit eine Bruchlandung hin. Der Film spielte weltweit nur 72 Millionen Dollar ein und damit nicht mal sein Budget.
Nach diesem Misserfolg war es für Shyamalan schwer, ein Studio für sein nächstes Projekt zu finden. Er hatte bereits ein Drehbuch mit dem Titel THE GREEN EFFECT geschrieben und konnte es schließlich an 20th Century Fox verkaufen. Die Auflagen waren aber, dass Shyamalan den Titel ändern musste, sowie das Drehbuch passagenweise umschreiben.
THE HAPPENING (2008) beginnt im New Yorker Central Park. Zwei junge Frauen sitzen auf einer Parkbank und lesen ein Buch. Plötzlich hört eine der beiden einen Schrei. Dann sieht sie, wie die Menschen wie angewurzelt stehen bleiben und teilweise anfangen, rückwärts zu laufen. Ihre Freundin neben ihr auf der Parkbank nimmt das alles aber nicht wahr. Wie in Trance greift sie nach der großen Nadel, mit der sie ihre Haare zusammen gesteckt hat und rammt sie sich in den Hals. Ein paar Blocks vom Central Park entfernt kommt es zu einem Unfall auf einer Baustelle. Ein Arbeiter ist vom Dach des Hochhauses gefallen. Doch binnen einer Minute stürzen sich auch die anderen Arbeiter wie Lemminge vom Dach.
Zur gleichen Zeit unterrichtet in Philadelphia der Lehrer Elliot Moore (Mark Wahlberg) seine Klasse. Er wird zu einer Lehrerversammlung gerufen, in der ihm mitgeteilt wird, dass es scheinbar einen Anschlag mit Giftgas auf den Central Park in New York gegeben hat. Der Unterricht wird beendet, aber es treffen immer mehr Berichte von weiteren Vorkommnissen dieser Art in weiteren Städten ein. Daraufhin verlässt Moore mit seiner Frau Alma (Zooey Deschanel) und seinem Arbeitskollegen Julian (John Leguizamo), der seine Tochter dabei hat, die Stadt mit dem Zug. Doch der Zug hält mitten im Nirgendwo an, da man den Kontakt zur Außenwelt verloren hat. Also macht sich die Gruppe zu Fuß weiter auf den Weg raus aufs Land.
Der Film gibt seinen Twist im ersten Drittel selbst preis, aber dennoch: Achtung, Spoiler!
Durch ein Ehepaar, welches Elliot und seine Gruppe unterwegs treffen, erfahren sie, dass es die Pflanzen sind, die das alles verursachen. Bäume und Büsche können zur Selbstverteidigung ihren chemischen Prozesse verändern und so ein Nervengift freisetzen, welches die Menschen von ihrem Selbsterhaltungstrieb befreit. Es ist also quasi ein Film mit Öko-Botschaft.
Wie schon bei THE VILLAGE setzt James Newton Howard auch hier auf ein Hauptinstrument, welches die Musik leitet. In diesem Fall ist es ein Cello, welches stets eine bedrückende und unheimliche Stimmung verbreitet.
Aber auch die Melancholie kommt wieder nicht zu kurz.
Der Film hat in den letzten Jahren eine kleine, aber feste Gefolgschaft um sich gesammelt. Allerdings nicht, weil er so gut ist, sondern weil es für viele der „beste schlechteste Shyamalan-Film“ ist. Ich weiß auch nicht genau, was ich von dem Film halten soll. Er baut sein Setting spannend und bedrückend auf, was er auch die erste Hälfte so beibehält. Die Inszenierung wirkt fast schon dokumentarisch und in Verbindung mit der Musik erzeugt er eine Stimmung, die 70er-Jahre-Katastrophenfilmen nicht unähnlich ist. Damit meine ich jetzt keine großen Effekt-Spektakel, sondern eher Filme wie THE CRAZIES (1973), dem THE HAPPENING auch thematisch nahe ist. Aber bereits während der ersten Hälfte torpediert Shyamalan diese Spannung immer wieder mit lachhaften Darstellerleistungen, Gaga-Szenen und miesen Dialogen. In der zweiten Hälfte entschliesst er sich dazu, diesen Weg noch stärker zu gehen und verzerrt so das Ganze in eine Art groteske Komödie.
Das kann eigentlich nur Absicht sein. Unmöglich, dass Shyamalan THE HAPPENING als ernstes Drama sieht. Dabei ist der Grundgedanke doch recht verstörend, aber selbst den Film scheint das schnell nicht mehr zu interessieren, gibt er doch relativ zu Beginn seinen Twist preis und lässt die Darsteller daraufhin von einer grotesken Situation zur anderen stolpern. Es ist fast so, als spiele Shyamalan mit den Erwartungen seines Publikums und lache ihnen mit dieser überdrehten Verzerrung ins Gesicht. Ob das wirklich so gewollt war oder der Film eher unfreiwillig zum „besten schlechtesten Shyamalan-Film“ wurde, weiß wohl nur der Regisseur selbst. Im Making of lässt er sich jedenfalls eher darüber aus, dass THE HAPPENING aufgrund der Selbstmord-Szenen sein erster FSK-18-Film (in den USA) ist und er die Grenzen des Zumutbaren immer wieder überschritten hat. Auch das klingt eher wie eine verzerrte Wahrnehmung des Regisseurs, da die entsprechenden Szenen doch recht harmlos im Vergleich zu anderen Filmen großer Studios sind und meist sogar eher unfreiwillig komisch (Selbstmord mit dem Rasenmäher oder der Tierpfleger, der sich von den Löwen zerreissen lässt).
Dem aufmerksamen Betrachter wird vielleicht auffallen, dass auf dem Filmplakat zu THE HAPPENING Anspielungen auf andere Shyamalan-Filme enthalten sind. Dort ist zu lesen „We’ve sensed it“ (THE SIXTH SENSE), „We saw the signs“ (SIGNS) und „Now…it’s happening“, was natürlich gleichzeitig der Titel des Filmes ist, aber „It’s happening“ ist bereits auf dem Plakat von SIGNS zu lesen.
Auch die Kritiken waren wieder gemischt und sahen die Abwärtstendenz von Shyamalans Werken mit THE HAPPENING bestätigt. Weltweit spielte der Film 163 Millionen Dollar ein, was bei einem Budget von knapp 48 Millionen Dollar dennoch einen kleinen Gewinn bedeutete.
Für die Öffentlichkeit war Shyamalan mittlerweile so etwas wie ein gefallener Stern geworden. Seine Filme waren zwar kommerziell immer noch erfolgreich, aber die zunehmend schlechten Kritiken machten aus ihm fast schon eine Witzfigur. So kam er sogar 2007 zu der Ehre, in dem SOUTH-PARK-Dreiteiler „Imaginationland“ aufzutauchen. Dort fallen Terroristen in das Fantasieland ein, in dem alle Geschöpfe wohnen, die sich die Menschen je ausgedacht haben. Die US-Regierung überlegt, wie sie der Lage Herr werden kann und zieht Filmschaffende zu Rate, da sie sich von ihnen kreative Impulse erhoffen. Neben Michael Bay und Mel Gibson ist dort auch Shyamalan zu sehen, der die Idee hat: „Was, wenn es keine Terroristen sind, sondern Werwölfe…aus der Zukunft?“, was der befehlshabende General mit „Das ist ein Twist, aber keine Handlung“ beantwortet.
Schon bevor er THE HAPPENING drehte, unterschrieb er einen Vertrag bei Paramount Pictures für die Zeichentrick-Adaption AVATAR: THE LAST AIRBENDER. Er würde Drehbuch und Regie übernehmen, um die beliebte US-Zeichentrickserie zum Leben zu erwecken. Auf die Serie aufmerksam wurde er durch seine Kinder, die diese regelmäßig sahen. Da sich jedoch James Cameron bereits die Rechte an dem Titel AVATAR gesichert hatte, kürzte man den Filmtitel auf THE LAST AIRBENDER.
In einer fiktiven Welt, die dem historischen Ostasien nachempfunden ist, gibt es bestimmte Menschen, die die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde „bändigen“ können. In dieser Welt beginnt die Feuernation einen Krieg gegen die anderen Nationen. Den Krieg beenden kann nur der „Avatar“, der alle vier Elemente beherrschen kann. Doch vor 100 Jahren verschwand der letzte „Avatar“ plötzlich. Die Wasserbändigerin Katara und ihr Bruder Sokka stoßen bei der Jagd eines Tages zufällig auf Aang, der im Eis eingefroren ist. Sie befreien ihn, was das Interesse des Prinzen der Feuernation auf sich zieht, da er auf der Suche nach dem letzten „Avatar“ ist. So müssen Aang, Katara und Sokka einen Weg finden, den Krieg zu beenden.
Ich kenne die Serie nur auszugsweise und kann nur den Film an sich bewerten. Und den fand ich einfach stinklangweilig. Die Darsteller sind durchgehend hölzern und steif, die Handlung ist wirr und voller Logiklöcher. So sind die Erdbändiger in einem Lager gefangen, in dem sie von Erde umringt sind. Aber erst durch das Auftauchen von Aang benutzen sie ihre Kräfte. In der Serie sind die Erdbändiger auf einem Stahlschiff gefangen, wo es eben keine Erde gibt, die sie zum Kampf benutzen könnten. Und auch der Kampf selbst ist eher lächerlich als spektakulär. Während die Erdbändiger in der Serie mit ihren Kräften riesige Pfeiler aus der Erde schießen lassen können, hampeln im Film eine Gruppe von ihnen erst einmal zehn Sekunden lang in einer albernen Tanzchoreographie herum, bevor dann ein weiterer Erdbändiger einen Stein (!) auf eine der Wachen schleudern kann. Den hätte er auch werfen können, es wäre der gleiche Effekt in kürzerer Zeit gewesen.
Vor allem aber wirken die Figuren einfach wie leere Hüllen. Sie erzeugen beim Zuschauer keinerlei Emotionen, weil sie erstens selbst kaum welche zeigen und zweitens die meisten ihrer Dialoge nur Erklärungen und Zusammenfassungen von Handlungssträngen sind, die man nicht sieht. Ein Beispiel dafür ist die Liebe zwischen Sokka und Prinzessin Yue. Im Film tauschen sie nur einen langen Blick miteinander aus, bevor aus dem Off in einem Satz erklärt wird, dass es Liebe auf den ersten Blick war und sie jetzt seit einiger Zeit zusammen sind.
James Newton Howard konnte hier die große Fantasy-Keule herausholen und schrieb einen epischen Score, der in vielen Kritiken noch am besten von allen Aspekten des Filmes wegkam. Kurioserweise fehlen bei den Mischungen der Musikstücke auf dem Soundtrack-Album einige Chorgesänge, da das Label Lakeshore Records wohl nicht alle Passagen lizensiert hat, um so höhere Gebühren zu vermeiden, die man ansonsten an die US-Musikervereinigung hätte leisten müssen.
THE LAST AIRBENDER dürfte der am schlechtesten bewertete Film von Shyamalan sein. Es hagelte nicht nur die „Goldene Himbeere“, den Anti-Oscar, in vielen Kategorien, darunter „Schlechtester Film“, „Schlechtestes Drehbuch“ und „Schlechteste Regie“, auch die US-Kritiker ließen kaum ein gutes Haar am Film. Roger Ebert meinte, der Film sei eine „qualvolle Erfahrung in jeder Kategorie, die ich mir denken kann, und in anderen, die darauf warten noch erfunden zu werden.“ Auch Fans der Zeichentrickserie beurteilten den Film weitesgehend negativ. Zudem sah sich Shyamalan noch dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt, da er alle guten Charaktere mit weißen Darstellern besetzt hat, die böse Feuernation aber von Arabern und Asiaten gespielt wird. Ein Kritiker schrieb „Avatar ist asiatisch – Wieso aber nicht die Besetzung?“.
Bei einem Budget von 150 Millionen Dollar spielte der Film in den USA nur knapp 132 Millionen Dollar ein, weltweit kam er auf fast 320 Millionen Dollar. Kommerziell war der Film also ein Flop, was dazu führte, dass die geplante Trilogie, die es hätte geben sollen, wohl nicht mehr realisiert wird. Shyamalan hat bereits ein Drehbuch für den zweiten Teil geschrieben und wäre als Produzent beim Projekt geblieben. THE LAST AIRBENDER schien aber Shyamalans Ruf endgültig ruiniert zu haben.
Die Funktion des Produzenten übernahm Shyamalan dann 2010 beim Horrorfilm DEVIL. Der Film sollte der Auftakt für eine Trilogie von Horrorfilmen sein, die unter dem Titel „The Night Chronicles“ erscheinen sollten. Allerdings wurden bis heute keine weiteren Filme in dieser Reihe produziert. „The Night Chronicles“ ist natürlich doppeldeutig, spielt es doch gleichzeitig auf die Nacht an, wie auch auf Shyamalans Spitznamen Night. Shyamalan fungierte auch als Ideengeber der Geschichte. Die Regie übernahm John Erick Dowdle (QUARANTINE, 2008).
In einem Bürohochhaus bleiben fünf Menschen im Fahrstuhl stecken und entdecken sehr bald, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Einer nach dem anderen kommt auf mysteriöse Weise ums Leben. Hat etwa der Teufel seine Finger im Spiel oder ist gar einer von ihnen der Teufel höchstpersönlich? Auch hier ist die Idee an sich wieder reizvoll, besonders wegen des beengten Raumes. Aber der Film verfällt immer wieder in haarsträubende Lächerlichkeiten. Bestes Beispiel ist einer der Wachmänner, die den Fahrstuhl mit einer Kamera überwachen. Der Mexikaner ist überzeugt, dass der Teufel anwesend ist und meint allen Ernstes, dass man die Anwesenheit des Teufels beweisen kann, indem man eine Toastscheibe mit Marmelade bestreicht und diese fallen läßt. Fällt sie auf die bestrichene Seite, ist der Teufel anwesend, was natürlich beim ersten Versuch genauso passiert.
Trotz dieser Aspekte ist der Film duchaus solide gemacht und hat sogar einen Twist zu bieten, der aber eher lahm wirkt.
Achtung, Spoiler! Einer der Menschen im Fahrstuhl, eine ältere Dame, die bereits tot ist, steht am Ende, als nur noch eine Person lebend im Fahrstuhl übrig ist, wieder auf und gibt sich als Teufel zu erkennen.
Die Musik stammt dieses Mal vom Spanier Fernando Velasquez, der einen schweren und düsteren Score schrieb.
Die Kritiken waren wesentlich positiver als bei Shyamalans letzten Filmen. Manche erkannten darin sogar eine Rückkehr zu alter Form. Der Film war mit einem Budget von 10 Millionen Dollar relativ günstig, weltweit kamen aber auch „nur“ knapp 63 Millionen Dollar in die Kassen. Obwohl der Film kommerziell damit ein Erfolg war, waren die Zahlen wohl dennoch nicht hoch genug, um gleich die zwei weiteren Filme hinterher zu schieben.
Trotz der negativen Erfahrungen mit THE LAST AIRBENDER machte sich Shyamalan 2013 gleich an den nächsten großen Blockbusterfilm. Die Idee zu AFTER EARTH kam allerdings nicht von Shyamalan, sondern von Will Smith, der den Film auch produzierte. Das ursprüngliche Konzept war, dass Vater und Sohn mitten im Nirgendwo einen Autounfall haben und der Vater schwer verletzt wird. Der Sohn muss nun alleine losziehen, um Hilfe zu holen. Smith änderte das Konzept dann in eine Sci-Fi-Story, die 1000 Jahre in der Zukunft spielt.
In dieser Zukunft haben die Menschen die Erde verlassen und ein neues Zuhause auf dem Planeten Nova Prime gefunden. Das Militär, die sogenannten Ranger, befindet sich im Krieg mit einer außerirdischen Rasse, den Ursas. Diese sind blind und können die Menschen nur durch ein Pheromon aufspüren, welches der Körper bei Furcht absondert. Der General Cypher Raige (Will Smith) hat eine Technik erfunden, das „Ghosting“, mit der er jede Furcht aus seinem Bewusstsein verdrängen kann und so praktisch unsichtbar für die Ursas wird. Bei einem Trainingsflug, auf dem auch sein Sohn Kitai (Jaden Smith) anwesend ist, zu dem er ein gestörtes Verhältnis hat, gerät das Schiff in einen Asteroidenschauer und wird stark beschädigt. Es stürzt auf einem Planeten ab, wobei alle Crewmitglieder sterben und nur Cypher und Kitai überleben. Cypher ist allerdings schwer verletzt, der Sender für das Notsignal ist zerstört. Kitai muss sich nun zum Heck des Schiffes durchschlagen, welches 100 Kilometer weit entfernt abgestürzt ist, da sich dort ein weiterer Notfallsender befindet. Es wird schnell klar, dass es sich bei dem Planeten um die Erde handelt, die nun nur noch von Tieren bewohnt wird. Kitai hält auf seinem Weg Verbindung mit seinem Vater und muss sich am Ende seiner Angst stellen und sie besiegen.
AFTER EARTH ist kein übermäßig schlechter Film, aber auch kein besonders guter. Jaden Smith ist in der Hauptrolle völlig überfordert und sein Vater Will Smith spielt den General Cypher Raige (wohl einer der bescheuertsten Namen einer Filmfigur überhaupt) so träge, als wäre Smith beim Dreh narkotisiert gewesen. Dazu häufen sich die Ungereimtheiten. Beispielsweise wird es nun nachts auf der Erde so kalt, dass alles von Eis überzogen ist und sogar die Tiere sterben, wie ein riesiger Adler, der Kitai zunächst beschützt. Am nächsten Tag ist vom Eis aber nichts mehr zu sehen und auch die Pflanzenwelt erstrahlt im satten Grün ohne Anzeichen von Erfrierungen. Spannung kommt nur selten auf und auch die Effekte schwanken qualitativ.
Shyamalan kann man nun nicht allzu viele Vorwürfe machen. Die Geschichte von Smith wurde zuerst von Gary Whitta (THE BOOK OF ELI, 2010) als Drehbuch verfasst, noch betitelt als ONE THOUSAND A.E., bevor Shyamalan selbst Hand anlegte und später noch einmal drei Autoren das Drehbuch überarbeiteten. So ist AFTER EARTH, trotz dem Shyamalan die Regie übernahm, weit weniger sein Projekt als seine anderen Filme.
Die Musik von James Newton Howard passt sich dem Film quasi an. Kam der Komponist in der Vergangenheit noch mit für jeden Film einmaligen und prägnanten Vertonungskonzepten an, ist seine Musik für AFTER EARTH relativ blass und setzt auch im Film kaum Akzente.
Der Film wurde wegen seiner angeblichen Nähe zu Scientology kritisiert. Die ganze Idee mit der Technik zur Unterdrückung der Furcht sei der Scientology-Lehre recht nah. Die Kritik war vom Film insgesamt auch wenig begeistert, bezeichnete ihn als schlecht geschriebenes und inszeniertes Eitelkeitsprojekt der Smith-Familie. Positive Stimmen fanden den Film spektakulär und weise. Für das Einspielergebnis brachte das aber nichts. Bei einem Budget von 135 Millionen Dollar und geschätzten Kosten für die PR von 100 Millionen Dollar, spielte der Film weltweit nur 244 Millionen Dollar ein. Will Smith bezeichnete den Film später sogar selbst als „schmerzhaftesten Fehler seiner Karriere“ und bereute es, seinen Sohn daran beteiligt zu haben. Der ersehnte Befreiungsschlag für Shyamalan blieb mit AFTER EARTH also aus.
Sicherlich waren die finanziellen Misserfolge seiner letzten Filme ein Grund dafür, warum sich Shyamalan nun dem Fernsehen zuwendete. Er fungierte als ausführender Produzent der Mystery-Serie WAYWARD PINES (2015), die auf den gleichnamigen Romanen von Blake Crouch basiert. Shyamalan inszenierte sogar die Pilotfolge.
In der Serie spielt Matt Dillon einen Secret-Service-Agenten, der nach zwei verschwundenen Kollegen in der Kleinstadt Wayward Pines suchen soll. Nach einem Autounfall wacht er in der Kleinstadt auf und versucht vergeblich, die Außenwelt zu kontaktieren. Außerdem wird die Stadt von einer hohen Mauer umgeben, die es den Bewohnern unmöglich macht, sie zu verlassen (für Weiteres siehe meinen Blog-Eintrag zur Serie).
Die Serie konnte gute Einschaltquoten einfahren und wurde sogar um eine zweite Staffel verlängert, obwohl die Geschichte mit den zehn produzierten Folgen der ersten Staffel eigentlich auserzählt ist. Auch die Kritiken waren sehr gut, bescheinigten Shyamalan eine gute Rückkehr zu dem, was er am besten kann.
Während WAYWARD PINES im Fernsehen lief, arbeitete Shyamalan im Geheimen an einem neuen Film. Das Projekt trug den Namen SUNDOWNING. Später wurde der Film in THE VISIT umbenannt. Er markiert einen Wendepunkt in Shyamalans Karriere. Nachdem seine teuren, großen Filme künstlerisch und kommerziell nicht überzeugen konnten, wandte er sich mit THE VISIT dem Genre des Found Footage zu. Das Budget des Filmes betrug nur fünf Millionen Dollar, die Shyamalan aus eigener Tasche zahlte mit dem Gehalt, welches er für AFTER EARTH bekommen hatte. Da der Film nur aus Szenen besteht, die die Hauptfiguren mit ihrer Kamera selbst drehen, gibt es im Film auch keine Musik. So ist THE VISIT der erste von Shyamalan inszenierte Film seit THE SIXTH SENSE, der keinen Score von James Newton Howard hat.
Die Ausgangssituation ist relativ simpel: Eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem neuen Freund in den Urlaub fahren will, schickt ihre beiden Kinder zu ihren Großeltern aufs Land. Seit einem Streit vor vielen Jahren redet die Mutter nicht mehr mit den Großeltern, aber ihre Kinder sollen nun Oma und Opa endlich kennenlernen. Die beiden Kinder, Rebecca und Tyler, wollen die gemeinsamen Tage auf Video festhalten und filmen deshalb alles mit der Kamera. Zunächst scheint auch alles normal, die vier kommen gut miteinander aus. Doch schon in der ersten Nacht geschehen merkwürdige Dinge. Die Großmutter schleicht im Nachthemd durch das Haus und erbricht sich ausgiebig. Der Großvater beruhigt die Kinder aber am nächsten Tag, es sei nur eine Magen-Darm-Grippe. Doch auch in den folgenden Nächten verhält sich die Großmutter seltsam. Unter anderem versucht sie, mit einem Küchenmesser bewaffnet, sich Zutritt zum Zimmer der Kinder zu verschaffen. Doch der Großvater hat immer eine Erklärung parat. Dennoch wird es den Kindern langsam unheimlich und per Skype rufen sie ihre Mutter an, damit diese sie abholen kommt.
Achtung, Spoiler!
Als die Mutter über die Kamera am Computer erkennt, dass die beiden Alten nicht ihre Eltern sind, geraten die Kinder in Panik. Im Keller findet Rebecca zunächst Kleidung einer Nervenheilanstalt, in der die Großeltern ehrenamtlich tätig waren. Ebenfalls im Keller findet sie dann auch die Leichen der Großeltern. Zwei Insassen der Nervenheilanstalt haben also die Großeltern umgebracht und sich als diese ausgegeben.
Shyamalan hat per Twitter verlauten lassen, dass er drei Enden für den Film gemacht hat. Ein Ende, welches pure Komödie ist, ein Ende, welches purer Horror ist und ein Ende, welches eine Kombination aus beidem ist. Auch wenn er dem mittlerweile doch recht ausgelutschten Found-Footage-Genre nichts Neues abgewinnen kann, so überzeugt sein Film doch als fieser, kleiner Thriller, dessen komödiantischer Anteil das Ganze nur skurriler werden lässt. Er weicht die Grenzen des Genres zumindest dahingehend auf, als dass der Film wesentlich ruhiger aufgenommen ist als bei Filmen dieser Art üblich. Im Grunde hat Shyamalan einen „normalen“ Film gedreht und das Found-Footage-Element ist eigentlich Teil der Handlung. Phasenweise fand ich den Film etwas dröge, aber der Twist kam doch recht unerwartet und die beiden Alten sind tatsächlich gleichzeitig schrullig und unheimlich. Dabei lässt der Film den Zuschauer lange im Ungewissen. Sind die beiden Alten wirklich verrückt oder verhalten sich alte Leute einfach so?
Auch die Kritik war recht angetan. Das Lob überschlug sich zwar nicht, aber es war eine deutliche Steigerung zu seinen letzten Filmarbeiten. Die Stimmen, dass Shyamalans Karriere wieder bergauf ging, wurden lauter. Auch kommerziell zahlte sich das aus. THE VISIT spielte weltweit fast 100 Millionen Dollar ein und damit ein Vielfaches seines Budgets. Der Film markiert außerdem die erste Zusammenarbeit mit Produzent Jason Blum, der sich mit seiner Firma „Blumhouse Pictures“ in den letzten Jahren einen Namen mit erfolgreichen Horrorfilmen (THE CONJURING, INSIDIOUS, PARANORMAL ACTIVITY, ANNABELLE) gemacht hat.
Diese Zusammenarbeit sollte sich auch fortsetzen mit Shyamalans nächstem Projekt, welches eigentlich bereits schon einmal ein Teil eines anderen Projektes war.
Nach dem Erfolg von THE VISIT blieb Shyamalan seiner neuen Linie treu. Sein neuer Film SPLIT ist mit einem Budget von neun Millionen Dollar ebenfalls recht günstig produziert.
Drei Highschool-Mädchen werden von einem geheimnisvollen Fremden entführt. Dieser bringt sie in einen Keller, welcher von langen Gängen durchzogen ist. Eingesperrt in einem kleinen Raum erzählt er ihnen, dass sie aus einem bestimmten Grund hier sind. Eines der drei Mädchen ist die Außenseiterin Casey.
Kurze Zeit später geht dieser Mann zu seiner Psychologin, Dr. Karen Fletcher. Sie betreut diesen Fall schon seit längerem. Der Mann ist Kevin Wendell Crumb, der unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. In seinem Körper existieren 23 verschiedene Persönlichkeiten, die abwechselnd die Kontrolle übernehmen. Davon haben sich vier Persönlichkeiten in den Vordergrund gedrängt: Der harsche Dennis, die fürsorgliche Patricia, der neunjährige Hedwig und der modebewusste Barry. Dr. Fletcher ist davon überzeugt, dass Menschen mit multiplen Persönlichkeiten ihre Körperchemie mit der Kraft ihrer Gedanken verändern können.
Die entführten Mädchen versuchen inzwischen, aus dem Keller zu fliehen, aber Dennis und Patricia können das verhindern. Dennis erzählt den Mädchen, sie seien auserwählt, das heilige Futter für die Bestie zu sein. Danach werden die drei Mädchen getrennt eingesperrt. Dr. Fletcher bekommt immer wieder E-Mails von Kevins Persönlichkeiten, in denen diese um Hilfe bitten. Bei einer Sitzung erzählt Dennis von der Bestie, die kommen wird, um die Reinen zu verschlingen. Außerdem erfährt Dr. Fletcher, dass die anderen Persönlichkeiten Dennis, Patricia und Hedwig als „Die Horde“ bezeichnen.
Achtung, Spoiler!
In Rückblenden erfahren wir, dass Casey seit ihrer Kindheit von ihrem Onkel sexuell mißbraucht wird. Seit dem Tod ihres Vaters muss sie bei ihrem Onkel leben. Dr. Fletcher besucht Kevin zuhause und entdeckt die eingesperrten Mädchen. Nun manifestiert sich die 24. Persönlichkeit in Kevins Körper, die Bestie. Wie von Dr. Fletcher berichtet, verändert die neue Persönlichkeit die chemischen Prozesse in Kevins Körper und verleiht ihm so animalische Fähigkeiten wie gesteigerte Körperkraft oder das Klettern an Wänden. Die Bestie tötet Dr. Fletcher und zwei der Mädchen. Casey kann fliehen, wird aber in einer Sackgasse des Kellers von der Bestie in die Enge getrieben. Als sie beim anschliessenden Kampf ihren Pullover verliert, sieht man die Narben auf Caseys Körper. Sie hat sich immer wieder selbst verletzt, um den Schmerz des sexuellen Missbrauchs durch ihren Onkel zu ertragen. Als die Bestie erkennt, dass Casey nicht rein ist, verschont er sie, da ihrer Meinung nach nur die Reinen, die noch kein Leid im Leben erfahren haben, geopfert werden müssen, da nur die Unreinen ihr höheres körperliches Potential ausschöpfen könnten.
Casey wird am nächsten Morgen von einem Angestellten im Keller gefunden. Als er sie nach draußen begleitet, erkennt sie, dass sie die ganze Zeit unter dem Zoo von Philadelphia gefangen war. Als eine Polizistin ihr sagt, dass ihr Onkel da ist, um sie abzuholen, blickt Casey diese nur entschlossen an. Sie wird also ihr Schweigen brechen und die Verbrechen ihres Onkels nicht länger hinnehmen. Die Bestie konnte entkommen, von Kevins Persönlichkeiten ist nun nur noch die „Horde“ übrig, Dennis, Patricia und Hedwig.
Der große Twist kommt dann erst nachdem bereits der Filmtitel noch einmal eingeblendet wurde. In einem Diner lauschen die Gäste der Nachrichtensprecherin, die von den Ereignissen berichtet. So ist die Bestie scheinbar eine Kombination aus Tieren, mit denen Kevin im Zoo gearbeitet hat. Aufgrund seiner multiplen Persönlichkeiten bekommt Kevin nun auch offiziell den Namen „Die Horde“. Eine Frau weist daraufhin, dass es vor einigen Jahren schon einmal so einen ähnlichen Fall gegeben habe, bei der ein Mann im Rollstuhl verhaftet wurde. Auch dieser hatte einen seltsamen Namen, aber sie kann sich nicht daran erinnern. Man sieht nun, dass neben ihr David Dunn (Bruce Willis) sitzt und er sagt, der Name des Mannes war „Mr. Glass“. Somit ist klar, dass SPLIT in der gleichen Welt wie UNBREAKABLE spielt. Dem aufmerksamen Betrachter fällt auch Dunns grüner Regenponcho auf, der am Kleiderhaken hängt. Sein Superheldenkostüm sozusagen.
Bereits seit vielen Jahren gab es immer wieder Gerüchte um eine Fortsetzung von UNBREAKABLE. Mit SPLIT ist diese zwar nicht da, aber die Figur des Kevin war ursprünglich Bestandteil des Drehbuchs von UNBREAKABLE. Shyamalan hat bereits verlauten lassen, dass er einen weiteren Film plant, in dem UNBREAKABLE und SPLIT tatsächlich zusammenkommen. Inhaltlich gibt es tatsächlich viele Parallelen.
Während die Bestie eine Evolution des körperlichen Potentials darstellt, ist auch David Dunn durch diese Evolution gegangen. Kurz bevor sich in SPLIT die Bestie zeigt, sieht man Dennis, der einen Strauß gelber Blumen kauft und auf einem Bahnsteig ablegt. Das könnte ein Hinweis auf das Zugunglück in UNBREAKABLE sein, welches David Dunn als einziger überlebt. Und auch die Musik von James Newton Howard aus UNBREAKABLE ist am Ende von SPLIT zu hören. Selbst das Kinoplakat beider Filme mit der zerbrochenen Scheibe zeigt die Verwandtheit.
Ebenso gibt es Paralellen in den Geschichten von Kevin und Casey. Beide haben traumatische Erlebnisse gehabt. Bei Kevin war es der fehlende Vater und der Missbrauch durch seine Mutter. Das führte zur Entwicklung der multiplen Persönlichkeiten. Als die Bestie am Ende erkennt, dass Casey ihr recht ähnlich ist, verschont sie sie, damit auch sie ihr höheres körperliches Potential erreichen kann. Doch statt daran endgültig zu zerbrechen, nimmt Casey die Verantwortung an und wird sich gegen ihren Onkel wehren. Dabei ist auch interessant, dass Casey das einzige der drei Mädchen ist, die mehrere Schichten Kleidung trägt. Während die anderen beiden, die Reinen, viel freizügiger unterwegs sind, trägt Casey eine Art Schale, die nach und nach verschwindet, bevor sie dann schließlich so zu sehen ist, wie sie wirklich ist.
Ebenfalls interessant finde ich, dass die „Horde“ praktisch aus einer Familie besteht, in der Dennis der Vater, Patricia die Mutter und Hedwig der Sohn ist. Vielleicht ist das noch der unterbewusste Wunsch Kevins nach einer intakten Familie.
Ob die Zusammenarbeit mit James Newton Howard endgültig vorbei ist, werden die nächsten Filme zeigen. Für SPLIT holte sich Shyamalan jedenfalls den eher unbekannten West Dylan Thordson (JOY, FOXCATCHER) für die Musik. Damit ist SPLIT auch der erste Shyamalan-Film, der keinen thematischen Orchesterscore hat (THE VISIT als Found-Footage-Film natürlich ausgenommen). Thordsons Musik besteht hauptsächlich aus Ambient-Collagen mit scharrenden, hämmernden und kreischenden Geräuschen. Schon der Vorspann hat so eine Collage aus Geräuschen, die zumindest noch zur gespaltenen, beziehungsweise gebrochenen Persönlichkeit der Hauptfigur passen. Hier und da gibt es im weiteren Verlauf des Filmes kleine Piano-Motive, aber insgesamt bleibt die Musik doch recht abstrakt. Im Film funktioniert das durchaus, besonders nachdem die Bestie frei ist, sorgt diese Mischung aus Sound Design und Sound Effekten für eine gruselige Stimmung. Dennoch wünschte ich mir hin und wieder die thematische Vertrautheit eines James Newton Howard, besonders in den Rückblenden.
Ein Album mit der Musik ist bisher nur digital erschienen. Und obwohl ich solchen Ambient-Scores nicht abgeneigt bin, war es doch eine Herausforderung, das Album bis zum Ende durchzuhalten.
Der Film hat eigentlich alle Shyamalan-typischen Zutaten. Die Figuren verhalten sich immer wieder seltsam, sagen komische Dialoge auf und reden gerne direkt in die Kamera. Aber anders als bei THE HAPPENING beispielsweise stört das bei SPLIT nicht. Das liegt daran, dass Shyamalan die Balance zwischen grotesker Komik und Spannung beibehält. Und vor allem darstellerisch kann der Film überzeugen. James McAvoy liefert eine unglaubliche Leistung ab als Kevin und seine vielen Persönlichkeiten. Er verleiht jeder Persönlichkeit einen eigenen Charakter und man kann es immer wieder in seinem Gesicht sehen, wenn eine andere Persönlichkeit ans Licht kommt.
Auch Anya Taylor-Joy (THE WITCH, 2016) als Casey spielt ihre Rolle stark.
Shyamalans beliebte Farbsymbolik spielt hier wieder eine Rolle. So haben das Taschentuch, welches Dennis immer benutzt und die Blumen, die er den Mädchen ins Zimmer legt, die gleiche gelbe Farbe wie Ivys Umhang in THE VILLAGE.
SPLIT ist ein spannender, unterhaltsamer Film. Es ist für mich nicht nur Shyamalans bester Film seit Jahren, sondern sogar Shyamalans konsequentester Thriller bisher. Natürlich ist der Film nicht perfekt und einige gängige Horrorfilmklischees bemüht er gerne noch einmal, aber das schadet dem Film insgesamt nicht. Er ist spannend genug, dass man als Zuschauer dabei bleibt. Ebenfalls angenehm an SPLIT ist, dass Shyamalan komplett auf billige „jump scares“ verzichtet, also Szenen, die den Zuschauer erschrecken sollen, indem einfach ein lautes Geräusch zu hören ist oder eine Person mit lautem Krach ins Bild springt.
Auch die Kritiken weltweit sind sehr positiv. Sie bescheinigen Shyamalan ebenfalls einen gelungenen Thriller, der den Regisseur und Autor in Hochform zeigt. Das schlägt sich auch an den Kinokassen nieder. Weltweit hat der Film bisher fast 143 Millionen Dollar eingespielt. Negative Kritik gab es von der Psychologin Dr. Michelle Stevens, die selbst unter einer Persönlichkeitsstörung leidet. Sie wirft Shyamalan in einem offenen Brief vor, dass er eine real existierende Krankheit, unter der die Betroffenen sehr leiden, ausschlachtet, um das für einen unterhaltsamen Horrorfilm zu nutzen. Die Darstellung von Betroffenen als potentiell gewalttätige Monster schüre außerdem Vorurteile, die diese Menschen nicht verdient haben.
Shyamalan ist bereits mit weiteren Projekten beschäftigt. So soll er als Produzent und auch Regisseur die legendäre Horrorserie TALES FROM THE CRYPT zurück ins Fernsehen bringen. Außerdem hat er, zusammen mit Alex Carter (einer der Autoren von FAMILY GUY), das Drehbuch zu einer animierten Sitcom verfasst, die ELEVEN LITTLE INDIANS heißen soll.
Weltweit sind die Fans aus dem Häuschen wegen des wirklich unerwarteten Twists am Ende von SPLIT, wobei es eigentlich eher eine Enthüllung als ein Twist ist. Manche sprechen sogar vom besten Shyamalan-Twist seit THE SIXTH SENSE. Wie seht ihr das? Hat euch der Twist gefallen oder war das für euch kompletter Unsinn? Es wäre schon eine Ironie des Schicksals, wenn ausgerechnet diese Enthüllung, auf die manche Fans sicherlich gewartet haben, Shyamalan wieder angekreidet wird. Was für ein Twist des Schicksals!
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