Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eine Comic-Reihe, die weniger bekannt ist als Helden wie Thor oder Doctor Strange, eben diese bekannteren Comic-Reihen an den Kinokassen hinter sich lässt. Der erste Teil spielte weltweit über 770 Millionen Dollar ein und landete damit auf Platz Fünf der bisherigen Marvel-Top-Ten. Vielleicht aber lag es genau daran, dass es sich hier um eher unbekannte Charaktere handelt, die beim Zuschauer nicht schon „verbrannt“ sind.
Nachdem die Marvel-Filme allesamt in einem großen „cinematic universe“ miteinander verbunden sind, könnte man natürlich Angst bekommen, diverse Sachlagen oder Umstände nicht zu verstehen, wenn man nicht jeden Marvel-Film mindestens einmal gesehen hat. Bei GUARDIANS OF THE GALAXY ist diese Angst aber unbegründet, da die Filme an sich einfach so abgedreht sind, dass man viel Spaß mit ihnen haben kann, ohne jede Anspielung darin zu verstehen. Was man allerdings tun sollte, ist, sich den ersten Teil anzusehen, bevor man den zweiten Teil in Betracht zieht. Denn der zweite Teil hält sich nicht mit großen Charakterisierungen auf und wirft den Zuschauer sofort mitten in die Action hinein.
Seit dem ersten Teil ist ein Jahr vergangen und die Guardians befinden sich auf dem Heimatplaneten der Sovereigns. Dort sollen sie die geheiligten Energiezellen vor einem energiefressenden Monster schützen. Das gelingt ihnen auch, doch Rocket stiehlt einige dieser Energiezellen, woraufhin die Guardians von den Sovereigns verfolgt werden. Um zu entkommen, absolvieren die Guardians einen Raumsprung zum nächsten Planeten und müssen dort notlanden. Auf dem Planeten treffen sie auf Ego (Kurt Russell) und seine Begleiterin Mantis (Pom Klementieff). Ego eröffnet Peter Quill (Chris Pratt), dass er dessen Vater ist und außerdem noch ein höheres, kosmisches Wesen, ein sogenannter Celestial. Sie folgen der Einladung Egos, auf dessen Planeten zu kommen. Doch Gamora (Zoe Zaldana) spürt, dass etwas an der Geschichte von Ego nicht stimmt.
Das ist der Auftakt zu einer Reihe von überbordenden Actionszenen, die in einem nicht enden wollenden Finale münden. Dabei macht der erneute Regisseur und Autor James Gunn eigentlich all das richtig, was man in einer Fortsetzung machen sollte. Der Film ist nicht nur höher, schneller, weiter, auch die Charaktere erfahren eine neue Verbundenheit und innere Konflikte. So gibt es neben der Geschichte zwischen Ego und Peter auch den Konflikt zwischen Gamora und ihrer Schwester Nebula oder auch Rockets Hadern mit seiner Rolle in der Gruppe. Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass man sich seine Familie nicht aussuchen kann, aber man trotzdem zusammenhalten muss. Gespickt ist die wilde Achterbahnfahrt mit allerlei Cameo-Auftritten, unter anderem von Sylvester Stallone und David Hasselhoff, sowie witzigen Frotzeleien der Figuren untereinander.
Wie schon beim ersten Teil beherrschen auch hier alte Songs die Musik auf der Tonspur. Peters neuer „Awesome Mix“ enthält Songs von Cat Stevens oder auch Looking Glass. Die Songs spiegeln immer wieder in passender oder ironisierender Art die jeweilige Szene wider. Dabei geht fast ein wenig unter, dass es ja auch noch einen Score von Tyler Bates gibt. Tatsächlich geht seine Musik in den Actionszenen ziemlich unter. Aber wenn sie mal heraussticht, dann lässt sie den Zuschauer durchaus aufhören. Besonders die emotionalen Passagen, schön zu hören in dem Track „Dad“, haben ein fast schon altmodisches Klangbild. Zum ersten Teil gab es eine Doppel-CD, die sowohl die Songs, als auch den Score von Bates enthielt. Der Score zu Teil zwei wurde bisher allerdings nur digital veröffentlicht, auf CD gibt es nur den Song-Sampler.
GUARDIANS OF THE GALAXY VOL. 2 ist der erste Film, der mit den neuen, sogenannten 8K-Resolution-Kameras gedreht wurde. Normalerweise haben Filme im Kino eine 4K-Auflösung. Die Effekte sind rundum gelungen und auch die Darsteller, allen voran Kurt Russell, schienen viel Spaß an ihren Rollen zu haben, auch wenn die Rolle von Russell drehbuchbedingt etwas blass bleibt. Dafür kam nun auch er in den Genuss, digital verjüngt zu werden für den Anfang des Filmes.
Unterm Strich bleibt eine gelungene Fortsetzung, die hier und da dramaturgisch etwas schwächelt, aber doch insgesamt den Zuschauer bei Laune hält. Der Film ist ein überdrehter, quietschbunter Unsinn, aber etwas anderes will er auch gar nicht sein. Ein dritter Teil ist natürlich schon in Planung, Teil zwei spielte bereits am Startwochenende in den USA über 146 Millionen Dollar ein.