50 Jahre ist es nun her, dass das Raumschiff Enterprise zum ersten Mal über die TV-Bildschirme flimmerte. Bei ihrer Erstausstrahlung im US-Fernsehen 1966 war die Serie „Star Trek“ kein großer Erfolg. Es war nur den enthusiastischen Fans zu verdanken, dass die Serie überhaupt über die erste Staffel hinaus ging. Erst mit der Mondlandung 1969 wurde weltweit ein Sci-Fi-Fieber entfacht und durch Wiederholungen im Fernsehen wurde der Serie in den 1970ern endlich der Erfolg zuteil, der der Grundstein für das heutige Franchise ist.
Nach fünf TV-Serien (plus einer Zeichentrickserie) und zehn Kinofilmen von 1979 bis 2003 schien die Luft allerdings raus zu sein. „Star Trek Nemesis“ war 2003 der erste Trek-Film, der weniger einspielte, als er gekostet hat. Und auch die Serie „Enterprise“ kämpfte bis zu ihrem Ende mit sinkenden Quoten. Regisseur und Produzent J.J. Abrams („Lost“, „Fringe“, „Super 8“) belebte das Franchise 2009 wieder neu. Mit einem Reboot, in dem neue Darsteller in die Rollen von Kirk und Co. schlüpften, gelang ihm ein weltweiter Erfolg. Der Film spielte 385 Millionen Dollar weltweit ein und damit mehr als die drei Trek-Filme vorher zusammen. Doch die alten Fans waren kritisch. Zu sehr ähnelte „Star Trek“ nun „Star Wars“ und der eher diplomatische und philosophische Ansatz geriet in den Hintergrund.
2013 folgte dann „Star Trek Into Darkness“, der weltweit ebenfalls gut Kasse machte und das Reboot von 2009 sogar noch übertraf. Damals war aber schon klar, dass J.J. Abrams sich „Star Wars“ zuwenden würde, was ihm, laut eigenen Aussagen, mehr am Herzen liegt als „Star Trek“. Also Produzent blieb er aber an Bord und übertrug die Regie des nun dritten Abenteuers unter seiner Leitung an Justin Lin, der bereits vier „The Fast and the Furious“-Filme inszenieren durfte. Am Drehbuch schrieb dieses Mal Scotty-Darsteller Simon Pegg mit, der damit in die Fußstapfen anderer Trek-Schauspieler tritt, die ebenfalls hinter der Kamera aktiv wurden (William Shatner, Leonard Nimoy, Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Levar Burton, Brent Spiner).
In „Star Trek Beyond“ befindet sich die Enterprise immer noch auf ihrer Fünf-Jahres-Mission durch das All. Dabei nimmt sie den Captain eines fremden Raumschiffes auf, die Kirk um Hilfe bittet, um ihre Crew zu retten. Die Rettungsmisson entpuppt sich als Falle und die Enterprise wird zerstört. Die Angreifer, die von dem finsteren Krall angeführt werden, entführen die Mannschaft der Enterprise auf ihren Planeten. Kralls Ziel war ein Artefakt, welches sich auf der Enterprise befand, welches Teil einer verheerenden Waffe ist, die er gegen die Föderation einsetzen will. Kirk und die versprengten Teile seiner Mannschaft, die nicht von Krall entführt wurden, treffen auf dem Planeten auf Jaylah, deren Familie einst von Krall abgeschlachtet wurde. Gemeinsam suchen sie einen Weg, um die Mannschaft der Enterprise zu befreien und Krall aufzuhalten.
Co-Autor Simon Pegg ist ein großer Star-Trek-Fan und das merkt man seinem Drehbuch auch an. Er verschafft den Figuren viel Raum, um sich zu entfalten. So bekommen auch Chekov, Uhura, Scotty und Sulu zentralere Rollen. Die Geschichte dreht sich nicht mehr nur primär um Kirk, Spock und Pille. Die Frotzeleien zwischen Spock und Pille haben zwar nicht ganz den Charme der alten Filme und der alten Serie, aber sind doch sehr amüsant. Dazu gibt es einige witzige Anspielungen auf die Darsteller der Ur-Serie, wie beispielsweise Pilles Bemerkung gegenüber Kirk, der sich ums Älterwerden Gedanken macht, dass alles nicht so schlimm ist, solange er noch seine volle Haarpracht habe. Ur-Kirk William Shatner trägt seit über 50 Jahren Haarteile. Auch die Schauwerte sind recht eindrucksvoll, sei es der Angriff auf die Enterprise oder der Showdown auf der Raumstation.
Die Musik stammt, wie schon bei den beiden Filmen zuvor, von Michael Giacchino, der seine vielleicht bisher beste Leistung für das Franchise abliefert. Seine Musik ist erhaben und elegant, voller Variationen seines Star-Trek-Hauptthemas. Die Musik von „Star Trek“ war nie so pompös wie die Musik von „Star Wars“ und Giacchino behält diesen Stil auch bei. Ein Soundtrack-Album mit seiner Musik ist bei Varése Sarabande erschienen.
Bei allen positiven Aspekten des Filmes gibt es auch ein paar eher negative. So ist die Handlung nicht sonderlich komplex oder originell. Einen Bösewicht, der mit einer extrem gefährlichen Waffe die Erde, beziehungsweise die Föderation, angreift, hat man bei „Star Trek“ einfach schon zu oft gesehen. Bei „Nemesis“ war dies der Fall, im Reboot von 2009 auch und auch in „First Contact“ wird ein ähnliches Thema behandelt. Die einzige wirkliche Überraschung mag die Enthüllung der wahren Identität von Krall sein, aber auch das gab es in „Into Darkness“ bereits ähnlich mit Khan. Regisseur Justin Lin lässt den Film erstaunlich ruhig angehen, was für das Erzähltempo eine Wohltat ist, verfällt aber besonders in den Action-Szenen gerne in Hektik. Bei manchen Szenen, die auch noch im Halbdunkel spielen, verliert man so schnell den Überblick, was eigentlich gerade passiert. Interessant ist noch, dass Kirk und Spock am Ende bemerken, wie sehr sie doch aufeinander angewiesen sind, während sie im Film aber meistens voneinander getrennt sind. Auch der Einsatz von Songs, wie „Sabotage“ von den Beastie Boys im Endkampf, mag vielen bei „Star Trek“ unpassend vorkommen. Ich musste schmunzeln, weil es mich an „Mars Attacks!“ von Tim Burton erinnerte, in dem am Ende die bösen Aliens mit amerikanischen Schnulzen in den Tod getrieben wurden.
Eine kleine Kontroverse entstand aus der Entscheidung, die Figur von Hikaru Sulu homosexuell machen. Im Film sieht man ihn kurz mit seinem Partner und seiner Tochter. Ausgerechnet George Takei, Darsteller des Sulu in der alten Serie und selbst homosexuell, kritisierte die Entscheidung, da dies die ursprüngliche Vision von Star-Trek-Vater Gene Roddenberry verwässern würde. Damit meinte Takei nicht „Star Trek“ an sich, sondern die Figur des Hikaru Sulu. Tatsächlich hatte Takei 1968 Gene Roddenberry vorgeschlagen, eine homosexuelle Figur in die Serie einzubringen. Roddenberry lehnte damals ab, da er der Meinung war, dass die Welt noch nicht bereit dafür wäre.
Von großem Respekt seitens der Macher zeugen die kleinen Momente der Erinnerungen an die alte Crew. Ur-Spock-Darsteller Leonard Nimoy, der in den beiden neuen Trek-Filmen seine Rolle als Spock wieder aufleben ließ, starb 2015 nach kurzer, schwerer Krankheit. Im Film wird das aufgegriffen, indem der neue Spock die Nachricht bekommt, dass der alte Spock gestorben ist. Auch das Foto der alten Mannschaft, welches der junge Spock in den Hinterlassenschaften des alten Spock findet, lässt den Trek-erfahrenen Zuschauer wehmütig werden. Vor dem Abspann wird Leonard Nimoy dann auch noch ein „In Loving Memory“ gewidmet.
Ein weiterer Verlust der Trek-Familie war der Tod von Anton Yelchin, der in den neuen Filmen die Rolle von Pavel Chekov einnahm. Yelchin starb im Juni 2016 im Alter von nur 27 Jahren bei einem Unfall. Auch ihm wird vor dem Abspann gedacht.
Insgesamt gefiel mir „Star Trek Beyond“ am besten von den bisher drei neuen Filmen. Die Interaktionen der Figuren untereinander erinnerten wieder mehr an das alte „Star Trek“ und auch das ganze Setting an sich schien von der alten Serie beeinflusst zu sein. Selbst das Kinoplakat ist eine Anspielung auf das Plakat des ersten „Star Trek“-Filmes von 1979.
Dazu war der Film unterhaltsam und trotz der vorhersehbaren Handlung spannend. Auch die Zukunft von „Star Trek“ scheint rosig. Anfang 2017 startet eine neue Trek-Serie im US-Fernsehen, „Star Trek Discovery“.
Die unendlichen Weiten des Weltraumes bieten also weiterhin Platz für die Abenteuer der Enterprise und der Föderation der Vereinten Planeten. Allerdings schwächelt „Star Trek Beyond“ im Kino bisher etwas. In den USA spielte er am Startwochenende knapp über 59 Millionen Dollar ein und damit weniger als „Star Trek“ von 2009 und „Star Trek Into Darkness“ 2013. Nach zwei Wochen steht der Film nun weltweit bei 169 Millionen Dollar, wobei einige Märkte, wie Deutschland, jetzt erst nachziehen. Die Hauptdarsteller Chris Pine und Zachary Quinto haben bereits für einen möglichen vierten „Star Trek“-Film unterschrieben. Die Mission der Enterprise wird also weitergehen und sicherlich noch viele weitere Generationen von Fans in Atem halten. Mögen sie lange und in Frieden leben.