Ein guter Anfang
Anfang der 2000er Jahre war der Name M. Night Shyamalan ein Synonym für Mystery mit einem Twist. 1999 schlug der von ihm geschriebene und inszenierte „The Sixth Sense“ weltweit ein wie eine Bombe. Mit einem Einspielergebnis von über 670 Millionen Dollar war es der zweiterfolgreichste Film des Jahres, nur noch getoppt von „Star Wars – Episode I“. Shyamalan galt als neues Wunderkind und die Studios rissen sich um ihn.
Mittlerweile haftet Shyamalan eher das Mahnmal des Kassengifts an. Nach dem Erfolg von „The Sixth Sense“ kamen noch einige durchaus erfolgreiche Filme. „Unbreakable“, „Signs“ und auch „The Village“ drangen zwar nicht in die Einspiel-Dimensionen von „The Sixth Sense“ vor, konnten sich aber doch sehen lassen. Mit „Lady in the Water“ legte Shyamalan dann seinen ersten kommerziellen Flop hin. Auch dessen Nachfolger „The Happening“ blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Dabei weiss Shyamalan durchaus, wie er geisterhafte Geschichten mit interessanten Denkanstössen verbinden kann. Nur leider gelang es ihm immer weniger, daraus auch einen insgesamt stimmigen Film zu machen. „The Happening“ beispielsweise verschenkt seine interessante Grundidee zu früh und ist auch sonst eine Ansammlung peinlicher Dialoge, doofer Protagonisten und mieser Darstellerleistungen.
Mit der Verfilmung des Animes „The Last Airbender“ konnte Shyamalan zwar wieder weltweit über 300 Millionen Dollar in die Kinokassen holen, aber aufgrund der hohen Produktionskosten von 150 Millionen Dollar dürfte der Film kaum viel Gewinn gemacht haben. Und besonders künstlerisch war er nun beileibe kein Vorzeigeobjekt. Das änderte sich auch nicht mit „After Earth“, in dem Will Smiths Sohn Jayden beweist, dass er nicht schauspielern kann. Das ist natürlich problematisch, wenn man neben Papa die einzige Hauptfigur im Film ist. Auch dieser Film wurde ein Flop und dürfte Shyamalans Name auf der Popularitätsskala der Studios nicht gerade nach oben gehievt haben.
Mit dem von ihm „nur“ produzierten Film „Devil“, der auf einer Geschichte von ihm beruht, konnte Shyamalan dazwischen doch mal wieder qualitativ punkten, auch wenn der Film, der Teil einer Trilogie sein soll mit dem Titel „The Night Chronicles“, bisher keinen Nachfolger erfahren hat.
2015 war aber ein gutes Jahr für Shyamalan. Mit „The Visit“ ging er in die komplett entgegengesetzte Richtung seiner vorherigen Filme, die immer teurer wurden, aber immer weniger einspielten. Mit einem Budget von nur 5 Millionen Dollar drehte er einen Film im Found-Footage-Stil, der bisher weltweit über 90 Millionen Dollar eingespielt hat. Und ins Fernsehen hat er sich nun auch gewagt.
„Versuche nicht zu fliehen!“
Die Serie „Wayward Pines“ basiert auf einer dreiteiligen Romanreihe. Im Mittelpunkt steht der FBI-Agent Ethan Burke, gespielt von Matt Dillon. Dieser wird in die Kleinstadt Wayward Pines in Idaho geschickt, um zwei seiner Kollegen zu suchen, die spurlos verschwunden sind. Doch kurz vor der Stadt hat er einen Autounfall und wacht im Krankenhaus von Wayward Pines auf. Die Stadt und ihre Einwohner machen einen seltsamen Eindruck. Alles wirkt idyllisch und einfach zu perfekt. Schnell findet Burke heraus, dass die Einwohner der Stadt rund um die Uhr von Kameras beobachtet werden, selbst in ihren Häusern. Es gibt eiserne Regeln in der Stadt, wie beispielsweise, dass nicht über Vergangenes gesprochen werden darf. Ein Verstoß gegen die Regeln wird mit der sogenannten „Abrechnung“ bestraft, bei der die Betroffenen öffentlich hingerichtet werden. Der Sheriff sorgt mit seiner gnadenlosen Art für die Einhaltung der Regeln.
Burke versucht verzweifelt, die Außenwelt zu kontaktieren und findet bei weiteren Ermittlungen einen seiner verschwundenen Kollegen, der tot in einem abgelegenen Haus am Stadtrand liegt. Die zweite vermisste Agentin, Kate Hewson, läuft ihm ebenfalls über den Weg. Sie gibt aber vor, ihn nicht zu kennen und erzählt ihm, dass sie nun schon seit 12 Jahren in Wayward Pines lebt und glücklich verheiratet ist. Burke ist verwirrt, da sie doch erst vor wenigen Wochen verschwunden ist, dennoch aber tatsächlich gealtert ist. Seine Verwirrung wird noch größer, als er die Bedienung Beverly, gespielt von Juliette Lewis, kennenlernt, die ihm erzählt, dass sie 1999 nach Wayward Pines kam und nun schon ein Jahr hier lebe, obwohl es das Jahr 2014 ist.
Nachdem auch weitere Kontaktversuche mit der Außenwelt nicht fruchten, beschliesst Burke, zu fliehen. Doch mit dem Auto klappt es nicht, da er nur kurz nachdem er das Ortsausgangsschild passiert hat, wieder am Ortseingangsschild vorbeifährt. Also versucht er es zu Fuß durch die Wälder und kommt an eine riesige Mauer, die die ganze Stadt umgibt. Nach einem Handgemenge mit dem Sheriff gelingt es Burke, ein Tor in der Mauer zu öffnen. Der Sheriff wird daraufhin von irgendetwas nach draussen gezogen und tierähnliche Laute ertönen aus den Wäldern hinter der Mauer. Burke schliesst das Tor wieder und kehrt in die Stadt zurück. Und das ist erst der Anfang.
Soweit erst mal ein grober Überblick über die Handlung, ohne zuviel verraten zu wollen. Die Serie hat 10 Folgen und endet mit einem halben Cliffhanger. Jedoch ist laut den Machern keine Fortsetzung geplant, da die Geschichte für sie auserzählt ist. Tatsächlich passt das doch recht zynische Ende zum Rest der Serie und würde durch eine Fortsetzung wohl nur verwässert werden. Der große Twist wird bereits in der fünften Folge offenbart, sorgt aber dafür, dass die Serie bis zum Schluss spannend bleibt.
Was ist hinter der Mauer?
Sind die Einwohner von Wayward Pines also gefangen innerhalb der Mauer oder sind sie sicher vor dem, was sich ausserhalb der Mauer befindet? Hier werden Erinnerungen an Shyamalans „The Village“ wach, in dem sich die Dorfbewohner ebenfalls nicht in die Wälder gewagt haben, weil dort Monster umherstreifen. Shyamalan selbst fungiert als ausführender Produzent bei der Serie und er inszenierte auch die Pilotfolge. Oftmals habe ich gelesen, dass die Serie gerne mit „Twin Peaks“ verglichen wird. Aber ausser einer kleinen Stadt mit ihren teils rätselhaften Bewohnern und einem FBI-Agenten gibt es da für mich kaum Übereinstimmungen, zumal „Twin Peaks“ in eine ganz andere Richtung geht. Viel mehr erinnerte mich „Wayward Pines“ an die Bücher „Darkside Park“ und „Porterville“ von Ivar Leon Menger.
Die Musik zur Serie stammt von Charlie Clouser, ehemaliges Mitglied der Industrial-Rockband „Nine Inch Nails“, dessen bekannteste Werke sicherlich die Filmmusik zur „Saw“-Reihe sein dürften. Auch für „Wayward Pines“ setzt Clouser eher auf dräuende Klangteppiche, die selten mal stärker hervortreten. Eine CD mit der Musik zur Serie ist bereits erschienen.
Ich fand die Serie gut gemacht und auch spannend. Mir gefiel, dass man erst nach und nach mehr erfahren hat und im Grunde genauso im Dunkeln tappte wie Ethan Burke. Die letzten fünf Minuten der letzten Folge gingen mir dann zwar etwas schnell im Bezug auf die Exposition, aber insgesamt ist „Wayward Pines“ eine spannende Mystery-Serie, die bis zum Schluss fesselt.
Habt ihr die Serie auch schon gesehen? Wie ist eure Meinung dazu?
Ein Gedanke zu „„Where Paradise is Home“ – WAYWARD PINES“