Who ya gonna call? 30 Jahre GHOSTBUSTERS

Quelle: watervillecreates.org

Als Anfang 1984 mysteriöse Plakate, auf denen ein durchgestrichener Geist zu sehen war, in New York auftauchten, wusste niemand so recht was es damit auf sich hatte. Noch ahnte keiner, dass es sich um geschickt gemachte Werbung handelte, für einen Film, der einer der erfolgreichsten Filme der 1980er Jahre werden sollte.

Alles begann mit einer Idee von Co-Autor und Darsteller des Ray Stantz, Dan Aykroyd. Zusammen mit John Belushi trat Aykroyd in der Show „Saturday Night Live“ als die „Blues Brothers“ auf und sie wurden so beliebt, dass 1980 der „Blues Brothers“-Film in die Kinos kam.

Mit John Belushi verband Aykroyd eine tiefe Freundschaft und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Belushi eine tragende Rolle in Aykroyds neuester Idee spielen sollte: einem Film über eine Gruppe von Männern, die Geister jagten.

Doch es sollte anders kommen.

1982 stirbt John Belushi im Alter von nur 33 Jahren an einer Überdosis Kokain und Heroin. Aykroyd war am Boden zerstört durch den Verlust seines Freundes, aber die Idee der Geisterjäger ließ ihn nicht mehr los. Und so schrieb er ein Drehbuch, welches Regisseur und Produzent Ivan Reitman in die Hände fiel.

Bis zum Film „Ghostbusters“ war es aber noch ein weiter Weg. Laut Reitman war Aykroyds Drehbuch zwar von der Idee her sehr interessant, aber inhaltlich viel zu komplex und nur leidlich witzig. So begann die Geschichte beispielsweise sofort mit einer Kameraeinstellung des Feuerwehrhauses von außen, aus dem das Auto der Geisterjäger, das Ecto-1, mit heulenden Sirenen in die Nacht brauste. Es gab keinerlei Vorgeschichte zu den Figuren, sie waren auch keine Wissenschaftler, sondern einfache Angestellte, die routiniert ihrem Job nachgingen und keine Ahnung von dem Equipment hatten, dass sie mit sich schleppten. Dazu spielte das Ganze in der Zukunft und in verschiedenen Dimensionen. Was Reitman gefiel, war die Idee einer Gruppe von Männern, die quasi wie Feuerwehrleute gerufen wurden, um Geister zu fangen und das Logo, welches Aykroyd gezeichnet hatte, einen durchgestrichenen Geist.

Reitman hatte gerade seinen Film „Stripes“, der in Deutschland den etwas zotigen Titel „Ich glaub´ mich knutscht ein Elch“ trägt, fertig gestellt und dabei nicht nur wieder mit Bill Murray gedreht, sondern auch mit Harold Ramis, der Murrays Kumpel im Film spielte und auch am Drehbuch mitgeschrieben hatte.

Ramis, der für die Comedy-Show „SCTV“ schrieb, war für Ivan Reitman der perfekte Mann, um Aykroyds Drehbuch mit zu gestalten. Also trafen sich die beiden und arbeiteten gemeinsam an einem neuen Drehbuch. Die Geschichte spielte nun in der Gegenwart, die Figuren fühlten sich echter und sympathischer an und sie waren nicht nur einfach Angestellte, sondern bauten das Geisterjäger-Geschäft selbst auf.

Die Rolle des Sprücheklopfers Peter Venkman war von Aykroyd eigentlich für John Belushi ausgedacht worden. Nun übernahm Bill Murray diesen Part, Aykroyd spielte Ray Stantz, das Herz der Geisterjäger und Harold Ramis wurde Egon Spengler, das Gehirn der Geisterjäger. Um jemanden zu haben, der für die Nicht-Wissenschaftler im Publikum erklärte, was vor sich ging, brauchte man einen Mann von der Straße. Das ist Winston Zeddemore, gespielt von Ernie Hudson, der im Film als vierter Geisterjäger angeheuert wird.

Die Dreharbeiten erfolgten 1983 und am 7. Juni 1984 startete „Ghostbusters“ in den amerikanischen Kinos. Die Spezialeffekte des Filmes stammten unter anderem von Richard Edlund, der schon an den „Star Wars“-Filmen arbeitete. Der im Film auftauchende Geist „Slimer“ ist, laut Dan Aykroyd, der Geist von John Belushi, der es so doch noch in den Film geschafft hat. Der Titelsong von Ray Parker jr. wurde zum Hit und das „Who ya gonna call?“ zu einem geflügelten Wort in der Pop-Kultur. Die Filmmusik stammt von Elmer Bernstein, was den Film von vielen anderen Sommerfilmen der damaligen Zeit abhob. Bernstein, der bereits seit den 1950er Jahren als Filmkomponist tätig war und unter anderem Monumentalstreifen wie „Die Zehn Gebote“ (1956), aber auch „Die Glorreichen Sieben“ (1960) vertonte, wählte für „Ghostbusters“ einen großorchestralen musikalischen Ansatz. Das war schon etwas außergewöhnliches Mitte der 1980er Jahre, als die Popmusik zusehends den Platz von orchestraler Musik in Popcorn-Filmen einnahm und Songs wichtiger wurden als ein instrumentaler Orchester-Score.

Bei einem Budget von knapp 30 Millionen Dollar spielte der Film alleine in den USA fast 240 Millionen Dollar ein. Damit wurde er zur erfolgreichsten Komödie der 1980er. Es folgten unzählige Merchandising-Artikel, sowie drei Zeichentrick-Serien: „The Real Ghostbusters“ und dessen Ableger „Slimer! and the Real Ghostbusters“ (1986 bis 1991), sowie „Extreme Ghostbusters“ (1997).

Was „Ghostbusters“ so wirkungsvoll macht, ist die Mischung aus Humor und Grusel. Trotz aller Witzigkeit bleibt die Bedrohung, in der sich New York und die ganze Welt befindet, doch echt und greifbar, was vor allem in der düsteren zweiten Hälfte des Filmes zum Tragen kommt.

Nach dem Riesenerfolg war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Fortsetzung gedreht wurde. Fünf Jahre später, am 16. Juni 1989, startete „Ghostbusters II“ in den amerikanischen Kinos. Wieder schrieben Dan Aykroyd und Harold Ramis das Drehbuch und auch das Team vor und hinter der Kamera war in großen Teilen das des ersten Filmes. Durch vertragliche Vereinbarungen mit den Darstellern, die ihnen zwar eine geringere Gage einbrachten, sie aber prozentual am Gewinn des Filmes beteiligten, konnte fast das Budget des ersten Filmes gehalten werden.

Für viele war der Film eine herbe Enttäuschung. Zu sehr folgte er den Mustern des ersten Filmes und auch der Humor war im Gegensatz zum ersten Film eher albern denn geistreich (hihi). Das Einspielergebnis in den USA lag schließlich bei knapp 113 Millionen Dollar, womit der Film nicht mal die Hälfte des Ergebnisses des ersten Filmes schaffte. Weltweit kamen zwar immerhin über 215 Millionen Dollar zusammen, aber dennoch wurde der Film als Flop abgestempelt. Der Kinosommer 1989 war sowieso kein leichter, auch andere Sommerfilme hatten es schwer. Schuld war Tim Burtons „Batman“, der einfach so ziemlich alle Mitbewerber im Kino platt machte, neben „Ghostbusters II“ auch „Star Trek V“ und den Bond-Film „Lizenz zum Töten“.

Dan Aykroyd ließ sich davon aber nicht unterkriegen. Er glaubte weiter an die Geisterjäger und schrieb Anfang der 1990er Jahre ein Drehbuch für einen dritten Film. Damit nahm eine kleine Odysee ihren Lauf, die erst dieses Jahr ihr Ende fand.

In Aykroyds Drehbuch öffnete sich mitten im Central Park das Tor zur Hölle und die Geisterjäger mussten hinabsteigen in die Tiefen der Unterwelt. Doch besonders Bill Murray war wenig begeistert von der Idee, noch einen Film zu machen. Er war enttäuscht vom zweiten Film, bei dem für ihn einfach zu sehr die Special-Effects-Leute das Zepter übernommen hatten und der Humor zu kurz kam. Da die Rechte an den Geisterjägern unter Bill Murray, Dan Aykroyd, Harold Ramis und Ivan Reitman aufgeteilt sind, konnte keiner im Alleingang einen weiteren Film machen, wenn nicht die anderen ihre Erlaubnis gaben. Und so blockierte Murray einfach einen dritten Film. Bis jetzt.

2009 markierte das 25jährige Jubiläum der Geisterjäger. Zu diesem Anlass erschienen nicht nur der erste Film auf Blu-ray und die jeweils ersten Staffeln von „The Real Ghostbusters“ und „Extreme Ghostbusters“ auf DVD (nachdem Time Life bereits die komplette Serie „The Real Ghostbusters“ als Box im Form des Feuerwehrhauses in den USA veröffentlicht hatte), sondern es wurde auch „Ghostbusters – The Video Game“ veröffentlicht. Darin übernahmen alle Hauptdarsteller zum ersten Mal seit 1989 wieder ihre Rollen als Geisterjäger, wenn auch nur stimmlich und die Geschichte des Spieles basierte auf dem Drehbuch, welches Aykroyd eigentlich für einen dritten Film schrieb und spielt 1991, also zwei Jahre nach dem zweiten Film. Sogar die Musik von Elmer Bernstein aus dem ersten Film kam wieder zum Einsatz. Somit kann das Spiel auch als „Ghostbusters III“ angesehen werden.

Doch ein dritter Kinofilm wurde weiterhin nicht ausgeschlossen. Besonders Dan Aykroyd ist die treibende Kraft hinter einem weiteren Film und in den letzten Jahren nahm dieser auch konkretere Formen an. Darin sollen die alten Geisterjäger nur noch am Rande erscheinen, während eine neue, jüngere Truppe ausgebildet wird. Namen wie Will Smith und Jack Black machten die Runde als neue Geisterjäger, doch die Idee blieb erst mal eine Idee.

Dann allerdings gab Sony/Columbia Pictures ein Drehbuch für einen dritten „Ghostbusters“-Film in Auftrag. Als Autoren hatte man sich Gene Stupnitsky und Lee Eisenberg ausgesucht. Die beiden arbeiteten unter anderem als Autoren der Sitcom „The Office“, dem Original vom „Stromberg“, zusammen. Ivan Reitman sollte wieder im Regiestuhl Platz nehmen und auch Harold Ramis, Dan Aykroyd und Ernie Hudson hatten ihr Interesse bereits bekundet. Nur Bill Murray wollte sich auch weiterhin nicht klar für einen weiteren Film aussprechen. Ein erster Drehbuchentwurf wurde an ihn geschickt und angeblich schickte Murray das Drehbuch zerschreddert wieder zurück. Doch Aykroyd war mittlerweile dazu bereit, den Film auch ohne Bill Murray in seiner Rolle als Peter Venkman zu machen.

2014 feierten die Geisterjäger nicht nur ihren 30. Geburtstag, auch „Ghostbusters II“ hatte mit 25 Jahren einen runden Geburtstag. Dan Aykroyd twitterte bereits 2013, dass man bei Sony/Columbia Pictures an einer Blu-ray-Veröffentlichung des zweiten Filmes arbeitet, welche mittlerweile auch erschienen ist.

Eine traurige Nachricht ereilte Geisterjäger-Fans weltweit am 24. Februar 2014. Harold Ramis starb im Alter von 69 Jahren nach einer langen Krankheitsphase, ausgelöst durch eine Immunschwäche. Mit ihm verlieren die Geisterjäger nicht nur ihr Gehirn Egon Spengler, sondern die Filmwelt einen witzigen und geistreichen Menschen, der uns als Regisseur Filme wie „Reine Nervensache“ oder „Und täglich grüßt das Murmeltier“ bescherte. Der Schock unter den Fans saß tief, sogar der amerikanische Präsident Barack Obama gedachte Ramis mit einem Nachruf. Die Feuerwache in New York, deren Aussenfassade als Hauptquartier der Geisterjäger berühmt wurde, hängte zum Zeichen der Trauer aussen das Geisterjäger-Schild wieder auf, während Fans aus der ganzen Welt vor dem Gebäude Kerzen aufstellten und Blumen niederlegten.

Der Tod von Harold Ramis hatte natürlich auch Auswirkungen auf den dritten Film, der sich bereits in der aktiven Planungsphase befand. Von Seiten von Sony/Columbia Pictures hieß es, dass Ramis´ Tod natürlich das Drehbuch beeinflusse, man das Projekt aber nicht abbreche. Aus den Reihen der Fans wurden allerdings Stimmen laut, den dritten Film nun endgültig sein zu lassen nach dem tragischen Ereignis. Auch Ernie Hudson äusserte, dass es eigentlich keinen weiteren „Ghostbusters“-Film ohne Harold Ramis geben kann.

Mittlerweile haben sich die Ereignisse quasi überschlagen. Ivan Reitman zog sich vom Posten des Regisseurs zurück, bleibt dem Projekt aber als Produzent treu. Ein neues Drehbuch wurde verfasst, in dem nun tatsächlich ein komplett neues Team auftreten wird. Dieses Team besteht nur aus Frauen, was zu einem Aufschrei in der Fangemeinde führte. Die Dreharbeiten sind bereits abgeschlossen und der Film soll im Juli 2016 in die Kinos kommen. Regie führte Paul Feig („Brautalarm“) und in den Hauptrollen sehen wir nun Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon und Leslie Jones. Die drei noch lebenden Geisterjäger Bill Murray, Dan Aykroyd und Ernie Hudson werden wohl Cameo-Auftritte im neuen Film haben, der ein Reboot der Reihe darstellen soll und keine Fortsetzung. Ob es gelingt, mit dem Film neue Geisterjäger-Fans anzulocken, bleibt abzuwarten. Aber es ist schön, dass es bald wieder heisst „Who ya gonna call?“.

Im Gedenken an Harold Ramis (1944 – 2014).

Quelle: amazon.com
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