Der Anfang vom Ende
Mitte der 90er Jahre war Chris Carter einer der erfolgreichsten TV-Produzenten überhaupt. Mit „Akte X“ hatte er nicht nur eine Serie geschaffen, die Teil der Popkultur wurde, sondern auch für Traumquoten beim produzierenden Sender Fox sorgte. So war es also auch nicht weiter verwunderlich, dass Carter seine Fühler weiter ausstrecken wollte, nachdem Fox ihn um die Entwicklung einer weiteren Serie bat.
Die bevorstehende Jahrtausendwende wurde zur damaligen Zeit ein großes Thema. Apokalyptische Vorhersagen über das Ende der Welt am Silvesterabend 1999 wurden getroffen, aber auch ganz weltliche Probleme, wie die Frage, ob die Computer weltweit das Umspringen auf das Jahr 2000 ohne Systemabstürze schaffen würden, beschäftigten die Menschen. Diese fast schon paranoiden Zustände der damaligen Zeit, die stärker zu werden schienen, je näher das Jahr 2000 kam, inspirierten Chris Carter zu der Idee für eine Serie.
Beim ersten Treffen mit den Verantwortlichen beim Sender Fox hatte Carter noch keine genauen Vorstellungen über die Serie. Auf die Frage, was denn die neue Serie sein soll, antwortete Carter: „“Se7en“. Sie ist im Grunde wie der Film „Se7en“, nur in Seattle.“. (Im Film „Se7en“ von Regisseur David Fincher aus dem Jahre 1995 jagen Brad Pitt und Morgan Freeman einen Serienkiller, der seine Opfer anhand der Sieben Todsünden aus der Bibel bestraft.)
Der Arbeitstitel der neuen Serie war „2000“, obwohl der Name „MillenniuM“ schnell gewählt war. Die Schreibweise „MillenniuM“, also mit großem M vorne und großem M hinten, wurde extra so gewählt, da bei den römischen Zahlen das M für die Zahl 1000 steht. Also zweimal M macht das Jahr 2000.
Für die Hauptrolle in der Serie wollte Carter von Anfang an Lance Henriksen. Dieser wirkte in einigen großen Kinoerfolgen mit (am bekanntesten dürfte seine Rolle als Synthet Bishop in James Camerons „Aliens“ sein), hatte sich aber eher einen Namen in B- und C-Action- und Horrorfilmen gemacht. Carter schrieb das Drehbuch für die Pilotfolge auch mit Henriksen im Hinterkopf, mit dem er bereits bei „Akte X“ arbeiten wollte. Doch unterschiedliche Umstände (Henriksen war mal nicht verfügbar, mal nicht interessiert) liessen eine Zusammenarbeit bisher nicht entstehen. Die Verantwortlichen bei Fox wollten eigentlich William Hurt für die Hauptrolle, der auch angefragt wurde, aber gleich ablehnte, weil er nicht für’s Fernsehen arbeiten wollte. Ausserdem war ihnen Lance Henriksen zu alt (er war damals bereits Ende 50). Durch Zufall erfuhr Carter, als er sich geschäftlich in Vancouver aufhielt, dass Henriksen ebenfalls in der Stadt war. Und so liess er eine Nachricht unter der Tür von Henriksens Hotelzimmer durchschieben, die besagte, dass er sich gerne mit ihm treffen würde, um über ein Projekt zu reden.
Lance Henriksen zeigte sich zuerst interessiert, als Carter ihm das Drehbuch für die Pilotfolge schickte. Es gefiel ihm sehr gut, doch als er erfuhr, dass es eine TV-Serie werden sollte, ruderte er erst mal wieder zurück. Bei einem persönlichen Treffen konnte Carter ihn allerdings überzeugen und so stand der Zusammenarbeit nichts mehr im Wege.
Vom Sender Fox bekam Chris Carter das für damalige Verhältnisse sehr großzügige Budget von 1,5 Millionen Dollar pro Folge (die X-Akten kosteten zu diesem Zeitpunkt knapp 2 Millionen Dollar pro Folge). Gedreht wurde in Vancouver und Umgebung, unter anderem weil es einfach wesentlich günstiger war in Kanada zu drehen als in den USA. Zudem verlieh die kanadische Landschaft mit ihren großen Wäldern und dem dort vorherrschenden Wetter der Serie ein ganz eigenes Flair. Für die Crew suchte Carter einige Leute aus, mit denen er schon bei den X-Akten zusammenarbeitete, aber auch neue Leute wie Chip Johannessen (später Produzent bei „24“ und „Homeland“) kamen hinzu.
„It’s my gift, it’s my curse…“
Die Serie „MillenniuM“ dreht sich um den ehemaligen FBI-Agenten Frank Black (Lance Henriksen), der zu Beginn der Serie mit seiner Frau Catherine (Megan Gallagher) und seiner kleinen Tochter Jordan (Brittany Tiplady) nach Seattle zurückkommt, welches er vor Jahren verlassen hat. Frank hat eine Gabe, er kann sehen, was der Killer sieht. Diese Bilder, die in seinem Kopf entstehen, führten zu einem Nervenzusammenbruch, weswegen er das FBI verliess. Dabei ist Frank nun aber kein Medium oder Hellseher, er ist ein Profiler, der sich so gut in das Denken von Mördern hineinversetzten kann, dass er spürt oder eben „sieht“, was diese sehen.
Nach seinem Zusammenbruch und seinem Ausscheiden aus dem FBI trat eine Gruppe an ihn heran, die MillenniuM-Gruppe. Diese besteht aus ehemaligen Bundesagenten aller staatlichen Behörden, sowie ehemaligen Polizisten, die bei Ermittlungen in schwierigen Fällen beratend zur Seite stehen. Diese Gruppe basiert auf einer tatsächlich existierenden Gruppe, der „Academy Group“, die in den USA tatsächlich eine beratende Funktion in besonders schwierigen Fällen ausübt. Das Symbol der MillenniuM-Gruppe ist der Ourobouros, ein indianisches Symbol. Es ist eine Schlange, die sich selbst auffrisst und damit das ständige Ende und den Neuanfang symbolisiert.
Aufgrund seiner Gabe wurde Frank Black von der Gruppe angefragt, er ist allerdings noch nicht vollwertiges Mitglied. Die Gruppe hat ihm Peter Watts (Terry O’Quinn, später war er auch Locke in „Lost“) zur Seite gestellt, der die Funktion eines Mentors übernehmen soll.
Mit seiner Familie will Frank Black eigentlich einen Neuanfang in Seattle wagen. Dafür hat er für sich und seine Familie ein Haus gekauft, das „yellow house“, wie es in der Serie später oft genannt wird. Das gelbe Haus symbolisiert für Chris Carter einen Ort des Schutzes vor dem Bösen in der Welt. Das wird in der Serie auch dadurch deutlich, dass alle Szenen, die im oder um das gelbe Haus herum spielen, einen goldenen Schimmer zu haben scheinen, während der Rest der Szenen eher in entsättigten, dunkleren Farben daherkommt.
Die beiden ersten Folgen, die auch von Chris Carter geschrieben wurden, legen die Stimmung für die Serie fest. In der Pilotfolge geht es um einen Killer, der von apokalyptischen Prophezeiungen besessen zu sein scheint. Zu den, vor allem für damalige TV-Verhältnisse, verstörensten Szenen gehören die Halluzinationen des Killers, der die Menschen um sich herum mit zugenähten Augen und Mündern sieht. In der Episode erwähnt Frank auch, dass er an seinem vorherigen Wohnort Washington D.C. immer wieder Briefe ohne Absender bekommen hat. Darin befanden sich Polaroid-Fotos seiner Familie. Am Ende der Pilotfolge erhält Frank wieder so einen Brief und er weiss nun, dass, wer auch immer ihm diese Briefe schickt, dieser jemand ihm nach Seattle gefolgt ist.
In der zweiten Folge, die den Titel „Gehenna“ trägt, was das hebräische Wort für „Hölle“ ist, wird Frank zu einem Fall in San Francisco hinzugezogen. Scheinbar wurden mehrere abtrünnige Mitglieder einer Sekte in einem riesigen Industrie-Ofen bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Hitze war so groß, dass nur Asche von ihnen übrig blieb. Kurz vor ihrem Tod wurden die Mitglieder von etwas angegriffen, was in ihren Augen wie ein riesiges dämonisches Wesen aussah. Als der Anführer der Sekte am Ende verhaftet wird, hat auch Frank diese Visionen, als er dem Anführer von Angesicht zu Angesicht gegenüber steht. Dies ist zugleich auch ein Grundpfeiler der Serie. Jede Folge beginnt nach dem Vorspann mit einer Tafel, auf der ein Zitat zu lesen ist. Manchmal sind es Zitate aus der Bibel, manchmal aus historischen Büchern oder Personen der Zeitgeschichte. In der Offenbarung des Johannes heisst es, dass die „Engel des Teufels“ auf die Erde kommen werden, um für das bevorstehende Ende der Welt Chaos und Angst zu verbreiten. Die Killer, die Frank Black jagt, sind im Grunde diese Teufelsengel. Dabei ist Frank nun aber kein Priester, der ständig mit gezückter Bibel durch die Gegend läuft. Im Gegenteil, er hinterfragt alles sehr genau.
In der von Chris Carter geschriebenen Folge „Lamentation“, etwa der Beginn des letzten Drittels der ersten Staffel, passiert dann zum ersten Mal ein richtig schwerer Angriff auf all das, was Frank zu beschützen versucht. Das gelbe Haus wird sozusagen entweiht und seiner scheinbaren Sicherheit und Reinheit beraubt, eine wichtige Nebenfigur stirbt und Lucy Butler, die zu Franks Nemesis werden wird, hat hier ihren ersten Auftritt.
Die Pilotfolge wurde am 25. Oktober 1996 auf Fox ausgestrahlt und holte die zum damaligen Zeitpunkt höchsten Einschaltquoten einer Pilotfolge auf dem Fox-Sender überhaupt (17,72 Millionen Zuschauer). Zur Premiere wurde die Folge sogar in einigen ausgewählten Kinos auf der großen Leinwand gezeigt. Etwas so Düsteres hatte man bis dahin noch nicht im Fernsehen gesehen. Auch der Gewalt-Faktor war für damalige Verhältnisse recht hoch. Chris Carter hatte es tatsächlich geschafft, die beklemmende düstere Atmosphäre von „Se7en“ auf „MillenniuM“ zu übertragen. Und Lance Henriksen spielte mit Frank Black seine Paraderolle.
Trotz des beeindruckenden Starts und viel Kritikerlob sanken die Einschaltquoten im Laufe der ersten Staffel kontinuierlich. Dazu kam ein Streit, der zwischen Chris Carter und Fox entbrannte, der dem Sender vorwarf, ihm zustehende Zahlungen aus den Gewinnen von „Akte X“ vorzuenthalten. Das, und die Tatsache, dass Carter mehr als genug beschäftigt war mit der fünften Staffel „Akte X“ und den Vorbereitungen auf den ersten „Akte X“-Kinofilm, führte dazu, dass er für die zweite Staffel von „MillenniuM“ seinen Posten als „Showrunner“ räumte. An die Position setzte er seine beiden „Ziehkinder“ Glen Morgan und James Wong, die bereits bei „Akte X“ als Autoren und Produzenten fungierten. Morgan und Wong hatten gerade ihre eigene Serie „Space: 2063“ verloren, nachdem diese wegen schlechter Quoten abgesetzt wurde.
It is still dark of night
Mit der zweiten Staffel wollte Fox einige Änderungen am Konzept der Serie haben, um wieder mehr Zuschauer dafür zu interessieren. Die Serie sollte nicht mehr so düster sein, auch sollte Frank eine Art lustigen Side-Kick bekommen, der die Stimmung aufhellen sollte. Dies geschah dann in Form der Figur des Computer-Nerds Roedecker, was zu negativen Reaktionen seitens der Fans der Serie führte. Die zweite Staffel beschäftigt sich auch mehr mit der MillenniuM-Gruppe, über die man in der ersten Staffel kaum etwas erfahren hat. Hier nun wird sie aber zu einer Art Geheimbund aufgebauscht, der schon seit fast 2000 Jahren über die Menschheit wacht. Mit „This is who we are“ bekommt die Gruppe dann auch einen Erkennungssatz, den sich die Mitglieder zuraunen, wenn sie sich treffen.
Die Ziele der Gruppe verschieben sich nun auch. Scheinbar geht es ihr gar nicht so sehr um die Rettung der Erde vor dem bevorstehenden Ende, sondern eher um die Kontrolle darüber. Dies wird deutlich in der Doppelfolge „Owls“ und „Roosters“. Mitglieder der Gruppe finden in einer Moschee in Damaskus Teile des Kreuzes, an dem Jesus gestorben ist. Das führt zu einem Zwiespalt innerhalb der Gruppe, die sich nun in zwei Lager aufteilt: die Eulen und die Hähne. Die Eulen glauben nicht an ein Ende der Welt mit dem Jahr 2000, sondern daran, dass mit dem Jahr 2000 ein kosmischer Prozess beginnt, der erst 58 Jahre später zum Tragen kommen wird. Die Hähne hingegen glauben an das prophezeite Ende im Jahr 2000.
Frank Black gerät zwischen die Fronten und seine Loyalität der Gruppe gegenüber schwindet. Mit Lara Means wird noch eine weitere neue Figur eingeführt. Lara ist ebenfalls ein Kandidat für die Gruppe. Wenn Gefahr droht, erscheint ihr eine leuchtende engelsgleiche Gestalt, aber eigentlich ist auch sie ein Profiler, ebenso wie Frank.
Die zweite Staffel birgt zwei Episoden, die bei Fans der Serie bis heute sehr beliebt sind. Da ist zum Einen die Halloween-Folge „The Curse of Frank Black“ und zum Anderen die Weihnachtsfolge „Midnight of the Century“. Beide Folgen werden an den entsprechenden Tagen gerne von Fans hervorgeholt und angesehen. Da die Folgen in sich abgeschlossen sind und so gut wie keine Kenntnisse vom Rest der Serie voraussetzen, können auch Gelegenheitsschauer mal einen Blick riskieren. Beide Folgen haben gemein, dass sie etwas mit Franks Kindheit zu tun haben und besonders die Weihnachtsfolge ist wirklich sehr anrührend mit der Geschichte um Franks tote Mutter und die Versöhnung mit seinem Vater.
Ebenso finden sich in der zweiten Staffel die beiden von Darin Morgan, Glen Morgans Bruder, geschriebenen Folgen „Jose Chung’s Doomsday Defense“ und „Somehow, Satan got behind me“. Darin Morgan schrieb bereits für die X-Akten einige Folgen, wie beispielsweise „Humbug“ und „Clyde Bruckman’s Final Response“. Seine Spezialität waren schräge Geschichten, die mit ihrem eigenwilligen Humor für eine Auflockerung innerhalb der Serien sorgten. Dennoch blieb dem Zuschauer am Ende meist das Lachen im Halse stecken. Mit der Figur des Jose Chung, der bereits in der von Darin geschriebenen „Akte X“-Folge „Jose Chung’s From Outer Space“ auftrat, kam es dann auch zum ersten Crossover der beiden Serien.
Das Ende der zweiten Staffel kommt dann wie ein Donnerschlag. Im zweiteiligen Finale bricht ein mutiertes Ebola-Virus aus, welches zuerst die Tiere und dann die Menschen befällt. Zuerst übertragen von den Vögeln als Vogelgrippe ruft es Erinnerungen an einen tatsächlichen Ausbruch dieser Grippe von vor ein paar Jahren ins Gedächtnis. In der Serie ist das aber weitaus drastischer. Sobald sich ein Mensch damit infiziert, stirbt er innerhalb weniger Minuten. Während Frank versucht, seine Familie in Sicherheit zu bringen, hört man aus dem Radio immer neue Meldungen über Ausbrüche des Virus aus der ganzen Welt. Somit ist das Ende der zweiten Staffel wohl das düsterste und hoffnungsloseste, was man bis dahin im Fernsehen zu sehen bekam: eine Hauptfigur tot, das Schicksal einer weiteren unklar und das Ende der Welt.
The Time Is Near
Eigentlich wäre das das Ende von „MillenniuM“ gewesen, doch Fox verlängerte die Serie zur Überraschung der Macher um eine dritte Staffel. Morgan und Wong verliessen die Serie, für sie kamen Chip Johannessen und Michael Duggan in den Chefsessel. Auch Chris Carter kehrte zurück. Dieser zeigte sich etwas verwirrt von all den Wendungen und neuen Dingen, die in der zweiten Staffel passiert waren und er versuchte nun, mehr zum Geist der ersten Staffel zurückzukehren. Das düstere Finale der zweiten Staffel wurde dabei mehr schlecht als recht aufgelöst, indem man einfach sagte, dass der Ausbruch doch nicht so schlimm war und das Virus einfach plötzlich verschwunden ist. Dazu wird eine Verbindung zur MillenniuM-Gruppe hergestellt, die möglicherweise etwas mit dem Ausbruch zu tun hat. Während die Gruppe in der zweiten Staffel noch eher undurchsichtig war in ihren Absichten, wird sie in der dritten Staffel nun endgültig zur Bedrohung. Frank kehrt wieder nach Washington D.C. zum FBI zurück und bekämpft nun die Gruppe. Mit Klea Scott als Special Agent Emma Hollis bekommt Frank nun auch eine Partnerin an die Seite gestellt, weshalb der Vergleich mit „Akte X“ natürlich naheliegend ist.
Das Finale der dritten Staffel spielt im Mai 1999, aber da die Serie danach von Fox abgesetzt wurde, endet sie nicht nur mit einem (halben) Cliffhanger, sondern auch vor dem so wichtigen Datum 2000. Die Quoten wurden aber auch im Verlauf der dritten Staffel nicht besser, somit war die Absetzung nur eine logische Konsequenz. Auch, dass sich der Fokus der Serie innerhalb ihrer drei Staffeln, bedingt durch verschiedene Showrunner, immer wieder änderte, trug letztendlich wohl nicht dazu bei, die Zuschauer an die Serie zu binden.
Nachdem es bereits in der ersten Staffel Anzeichen gab, die in der zweiten Staffel stärker wurden, dass Franks Tochter Jordan scheinbar die Gabe von ihrem Vater geerbt hat, wird das in der dritten Staffel relativ klar. Als Frank dann herausfindet, dass die Gruppe eine Akte seiner Tochter hat und hinter ihr her ist, beschliesst er, mit ihr zu fliehen. So endet die dritte Staffel und die Serie.
Chris Carter empfand das Ende der Serie als nicht wirklich befriedigend. So kam es zu einem weiteren Crossover mit den X-Akten. In der siebten Staffel gibt es die Folge „Millennium“, in der Mulder und Scully zusammen mit Frank Black ermitteln. Allerdings hat man mit dieser Folge der Serie „MillenniuM“ keinen besonders guten Dienst erwiesen. Nicht nur, dass sich in der Folge, die kurz vor dem Silvesterabend 1999 beginnt, die MillenniuM-Gruppe einfach aufgelöst hat, auch das Finale, in dem Frank Black und Fox Mulder in einem Keller Zombies erschiessen, ist der Serie „MillenniuM“ nicht würdig.
The Sound of Hope and Pain
Für die Musik zu „MillenniuM“ verpflichtete Chris Carter wie schon bei „Akte X“ Mark Snow. Snows düstere Klanglandschaften und das gleichzeitige Gespür für Melodien erschufen bereits bei „Akte X“ eine Musik, die man bis dato so in keiner Serie gehört hatte. Für „MillenniuM“ wählten Snow und Carter aber einen etwas anderen Ansatz. Während es bei der Musik für die X-Akten kein wirkliches Hauptinstrument in der Musik gibt, verleiht bei „MillenniuM“ eine Violine der ganzen Serie einen leicht keltischen musikalischen Einschlag. Für die Titelmusik nahm Snow eine echte Violine auf, deren Klang er dann für den Rest der Musik aus Samples neu baute. Das ermöglicht Snow das Synclavier, ein Instrument, welches Mitte der 80er auf den Markt kam. Das Synclavier hat die damals neuartige Möglichkeit, echte Instrumente aufzunehmen und daraus dann Samples zu erstellen, die man verändern und modifizieren kann. Das half Snow dann auch dabei, einen einmaligen Sound zu erschaffen, da er nicht einfach auf die standardmäßigen Sounds, die jeder benutzte, zurückgreifen musste und sich seine eigene Klang-Bibliothek aufbaute.
Ein weiterer Unterschied zu seiner Musik für „Akte X“ ist die Verwendung des Titelthemas. Während bei „Akte X“ die Melodie des berühmten Titelthemas innerhalb der Folgenmusik nur sehr selten auftaucht, ist bei „MillenniuM“ das meist von der Violine vorgetragene Hauptthema quasi ein ständiger Begleiter Frank Blacks.
Und so zeichnet Snow mit seiner Musik das Bild einer düsteren Welt, in der aber immer wieder ein Lichtstrahl durch das Dunkel bricht.
Mark Snows Musik wurde mittlerweile auf zwei Doppel-CDs vom amerikanischen Soundtrack-Label La-La Land Records veröffentlicht. Beide Doppel-CDs sind limitiert (auf 1.000 Stück bzw. 2.000 Stück bei Vol. 2).
This is who we are
Auch 16 Jahre nach dem Ende hat die Serie immer noch eine große Fangemeinde. Das Forum „This is who we are“ ist das weltweit größte „MillenniuM“-Forum und es ist immer noch sehr aktiv. Dazu gibt es das von Fans gegründete Projekt „Back to Frank Black„, welches mittlerweile in Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten an der Serie vor und hinter der Kamera ein Buch veröffentlicht hat.
Zudem haben sich sowohl Lance Henriksen als auch Chris Carter in den letzten Jahren immer wieder für eine Fortsetzung von „MillenniuM“ ausgesprochen. Lange ging das Gerücht eines „MillenniuM“-Filmes um, aber konkrete Pläne gibt es dafür nicht. Anfang 2015 erschien vom Verlag IDW eine Mini-Serie „MillenniuM“, die sich über fünf Ausgaben hinweg der Fortführung der Serie widmete.
Im Gegensatz zum „großen Bruder“ „Akte X“ ist die Serie „MillenniuM“ beim breiten Publikum heute leider so gut wie vergessen. Selbst die DVD-Boxen mit den einzelnen Staffeln werden schon seit Jahren nicht mehr produziert. Dabei war sie neben „Akte X“ der Startpunkt für die Veränderung der damals vorherrschenden Serienlandschaft. Aktuelle Serien wie „Hannibal“ oder „The Walking Dead“ sind im Grunde Weiterführungen dieser damals gestarteten Veränderung. Längst arbeiten namhafte Schauspieler gerne für das Fernsehen, weil sie dort Konzepte vorfinden, die weitaus origineller sind als bei vielen großen Kinofilmen. Und auch vom Aufwand her müssen sich TV-Produktionen schon lange nicht mehr hinter Kinofilmen verstecken.
„Akte X“ und „MillenniuM“ waren insofern schon damals ihrer Zeit voraus, auch wenn es nur eine Serie geschafft hat, sich ins Gedächtnis der Leute zu brennen. Ich habe „MillenniuM“ von Anfang an verfolgt, seit es zum ersten Mal 1997 von Sat1 in Deutschland ausgestrahlt wurde. Kaum eine andere Serie hat mich bis heute so gefangen genommen wie „MillenniuM“ und ich sehe sie mir auch heute noch immer wieder gerne an. Das ist es, was wir sind…
Wer erinnert sich noch an die Serie? Habt ihr vielleicht sogar ähnliche Gedanken ihre Wirkung auf spätere Serien ähnlicher Art betreffend?