„…und in der Ferne bläst irgendein Sympathisant auf seinem hohlen Knochen einen Trauermarsch.“ – Thomas Danneberg (1942-2023)

Quelle: filmpluskritik.com

Das Wort „Legende“ wird ja gern und auch inflationär benutzt. Doch es gibt manche Personen, auf die trifft das uneingeschränkt zu. Kaum eine andere Stimme hat Kinogänger in den letzten 50 Jahren so begleitet und ihnen so viele unvergessliche Momente beschert wie die von Thomas Danneberg.

Danneberg, der 1942 in Berlin geboren wurde, begann seine Karriere in den 1960er Jahren als Schauspieler. Erst am Theater, später auch in Film und Fernsehen. Bereits zu dieser Zeit begann auch seine Tätigkeit als Synchronsprecher. So kam er dann auch in den Zirkel um Rainer Brandt, der ebenfalls aus Berlin stammt. Brandt begann bereits in den 1950er Jahren mit Synchronarbeiten und arbeitete dann bei der Firma „Deutsche Synchron“. Dort war er nicht nur als Synchronsprecher tätig, sondern schrieb später auch die Dialogbücher für die deutsche Fassung der Filme. Dabei kam so ab Mitte der 1960er Jahre die Idee auf, die Dialoge in der deutschen Fassung etwas aufzupeppen. Das später sogenannte „Schnodderdeutsch“ war geboren, das einfach auf die „Berliner Schnauze“ Brandts und seiner Kollegen zurückging.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde das „Schnodderdeutsch“ dann richtig bekannt, als Brandt 1972 die britische Krimiserie „Die 2″, mit Roger Moore und Tony Curtis (den Brandt auch gleich selbst synchronisierte) in den Hauptrollen, betreute. Der enorme Erfolg der Serie in Deutschland war zu einem nicht gerade geringen Teil der speziellen Synchronisation durch Brandt geschuldet. So legte er den Darstellern Gags und Wortspiele in den Mund, die im Original gar nicht da waren. Sätze wie „Sleep well in your Bettgestell“, „Ich höre Hufschlag, der König kömmt“ oder „Gestatten? Auch mein Gewolle auf der Rübe ist schon friedhofsblond“ hielten damals Einzug in so manchen Sprachschatz. Von da an war Brandt für viele „Schnodderdeutsch“-Synchros verantwortlich. Seien es die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill, Louis de Funes oder Adriano Celentano, seine Synchro bescherte ihnen hierzulande den Erfolg und auch die Nachwirkungen bis heute, die sie mit einer „normalen“ Synchro so wohl nicht gehabt hätten.

Für die Synchronarbeiten scharte Brandt so eine Gruppe von Sprechern um sich, mit denen er nicht nur immer wieder bei seiner eigenen Firma „Brandtfilm“ arbeitete, sondern die zu den prägensten Stimmen in Deutschland überhaupt werden sollten. Darunter Manfred Lehmann (deutsche Stimme von Bruce Willis, Dolph Lundgren, Kurt Russell), Wolfgang Pampel (Harrison Ford), Jürgen Thormann (Michael Caine, Max von Sydow, Ian McKellen), Wolfgang Völz (Mel Brooks, Käpt’n Blaubär), Arnold Marquis (Bud Spencer, John Wayne), Wolfgang Hess (Bud Spencer, John Rhys-Davies), Martin Hirthe (Bud Spencer, Ernest Borgnine) und eben Thomas Danneberg.

Danneberg wurde 1972 in „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ zum ersten Mal als deutsche Stimme von Terence Hill besetzt und blieb sie dann auch bis 2019. Selbst in Filmen, in denen nur Bud Spencer mitspielt, ist Danneberg zu hören. Wie in „Auch die Engel essen Bohnen“, in dem Giuliano Gemma den Platz von Terence Hill neben Spencer einnimmt. Rainer Brandt synchronisierte Gemma, während Danneberg einen der Handlanger des „Lächlers“ spricht. Bud Spencer war hingegen nicht auf eine Stimme beschränkt, wenngleich ihn Wolfgang Hess wohl am häufigsten synchronisieren durfte. Aber in „Auch die Engel essen Bohnen“, in dem Hess Bud Spencer spricht, taucht ebenfalls seine andere Stimme Arnold Marquis in einer anderen Rolle als Kommissar auf.

Es folgten viele weitere Schauspieler, deren deutsche Stimme Danneberg für mehrere Jahrzehnte werden sollte. Stars wie John Travolta, Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone, Dan Aykroyd, John Cleese, Rutger Hauer, Adriano Celentano, Nick Nolte und Dennis Quaid waren für uns untrennbar mit Dannebergs Stimme verbunden. Daneben wirkte Danneberg auch in Hörspielen und Hörbüchern mit und übernahm selbst Dialogbücher und Synchronregie bei Serien wie „Ein Colt für alle Fälle“ oder auch bei den vier James-Bond-Filmen mit Pierce Brosnan.

2019 verabschiedete sich Danneberg mit 77 Jahren in den Ruhestand, da er aufgrund schwerer Rückenprobleme keine Reisen mehr zu den Synchronstudios machen konnte. Bereits bei seinen letzten Synchronarbeiten merkte man an seiner doch schon etwas heiseren und gebrechlich wirkenden Stimme, dass er das Synchronisieren wohl nicht mehr lange machen würde.

Am 02.10. ist Thomas Danneberg nun mit 81 Jahren an einem Schlaganfall gestorben. Bereits durch seinen Ruhestand 2019 verloren Arnold Schwarzenegger, Terence Hill oder auch Sylvester Stallone ihre jahrzehntelangen Synchronstimmen. Seine unverwechselbare Stimme schien für mich in meiner Kindheit in den 1980er Jahren überall zu sein. Sie machte Actionfilme aufregender und Komödien lustiger. Sie stammte aus einer Zeit, in der eine deutsche Synchronisation noch eine Kunstform für sich war. Diese Zeiten sind, mit Blick auf die aktuelle deutsche Synchronlandschaft, lange vorbei. Für mich fehlen da auch einfach prägnante Stimmen wie Danneberg, Lehmann oder Thormann, die dieser alten Generation nachkommen. Es ist abzusehen, dass diese alte Zeit in ein paar Jahren tatsächlich nur noch die alte Zeit sein wird. Lehmann ist fast 80 Jahre alt, Brandt fast 90 und Thormann bereits über 90. Ihre Namen stehen für die Hochzeit, ja, vielleicht goldene Zeit deutscher Synchronarbeiten, die es so nie wieder geben wird. Das macht mich schon etwas traurig, aber ich denke einfach an die vielen tollen Stunden, die ich durch ihre Stimmen hatte und immer wieder haben werde, wenn ich sie höre.

Quelle: budterence.de

Daher auch vielen Dank, Thomas Danneberg, für all die Momente beim Satz heiße Ohren mit Terence, beim Bösewichter ausschalten mit Arnold oder beim Geisterjagen mit Dan. Ich pfeife in der Kirche ein La Paloma für dich beim Meister mit der schwarzen Kutte und werde immer an dich denken, wenn ich ein Krokodil sehe.

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