I Still Want To Believe – THE X-FILES 6-EPISODE EVENT

Quelle: amazon.com

„Akte X“ war eine der oder vielleicht sogar die stilprägenste TV-Serie der 90er Jahre. Mystery in Serie gab es damals noch nicht so oft im Fernsehen. Bekannteste Vertreter waren bis dato „The Twilight Zone“ in den 50er Jahren, was Mitte der 80er neu aufgelegt wurde und „The Outer Limits“. Beide Serien bestanden allerdings aus Einzelfolgen und folgten keiner mehrere Staffeln umspannenden Handlung.

„Twin Peaks“ machte es 1990 im Grunde vor, wie eine Mystery-Serie eine Geschichte über mehrere Staffeln erzählen konnte. Als „Akte X“ dann im September 1993 im US-Fernsehen startete, ahnte noch keiner, was einst daraus werden sollte. Tatsächlich waren die Einschaltquoten der ersten Folgen zwar solide, aber nicht außergewöhnlich hoch, weshalb die Serie sogar auf der Kippe stand, da der produzierende Sender Fox überlegte, keine zweite Staffel davon in Auftrag zu geben. Wie wir alle wissen, kam es nicht dazu.

In der ersten Staffel merkt man der Serie noch an, dass sie auf der Suche ist. Ein klares Ziel ist noch nicht definiert und viele Dinge werden noch ausprobiert. Das erkennt man auch daran, dass viele verschiedene Regisseure und Autoren zum Zug kamen. Bereits in der zweiten Staffel schälte sich ein Kern aus Autoren und Regisseuren heraus, der in Zukunft den Kurs der X-Akten bestimmen sollte. Insgesamt finde ich, dass sich die Serie in den ersten vier Jahren von Staffel zu Staffel steigert. Die fünfte Staffel hängt dann für mich etwas durch. Die Serie scheint sich selbst immer wieder auszubremsen, ganz deutlich merkt man, dass die Macher auf den ersten Kinofilm hinarbeiteten. Dieser stellt dann auch das Bindeglied zwischen der fünften und sechsten Staffel dar.

Die sechste Staffel zieht dann wieder etwas an. Allerdings hat sich der Look der Serie verändert. Während man die ersten fünf Staffeln hauptsächlich um Vancouver in Kanada drehte, vor allem aus Kostengründen, wurde die Produktion mit der sechsten Staffel nach Los Angeles in die USA verlegt. Der Grund dafür war Hauptdarsteller David Duchovny, der nicht mehr so lange von seiner Familie getrennt sein wollte und den Produzenten im Grunde damit drohte, dass er die Serie verlassen würde, wenn die Produktion nicht in die USA verlegt wird. Damit büßten die X-Akten eben leider auch einen Teil ihres düsteren Looks ein, der scheinbar ein natürliches Element in den Gegenden von Kanada war, wo die Serie gedreht wurde. In der sechsten Staffel endet im Grunde auch die große Hintergrundgeschichte mit den Verschwörern, da diese von den Aliens ermordet werden, nachdem der „Raucher“ das Projekt verraten hat.

Die siebte Staffel wirkt dann ähnlich wie die fünfte Staffel wieder etwas gebremster. Zu Beginn der Produktion dieser Staffel war nicht klar, ob es noch weitere Staffeln geben würde und so löste man einige Handlungsstränge, die sich teilweise seit der ersten Staffel hinzogen, wie das Verschwinden von Mulders Schwester Samantha, mehr oder weniger auf. Am Ende der Staffel verschwindet Mulder dann auch mit einigen anderen Entführten in einem UFO. Damit kam man wieder David Duchovny entgegen, der aus der Serie aussteigen wollte.

Dennoch gab es eine achte Staffel und diese ist für mich eine der besten Staffeln der Serie. Nach Mulders Verschwinden kommen mit John Doggett und Monica Reyes neue FBI-Agenten zum Vorschein, die frischen Wind in die Serie bringen. Viele Fans sahen in Doggett einen Mulder-Ersatz und verdammten seine Figur. Ich habe das nie so empfunden, im Gegenteil, Doggett war eine Bereicherung für die Serie. Meinetwegen hätte Mulder wegbleiben können, aber die Fan-Proteste waren so laut, dass er wieder in die Serie reingeschrieben wurde und so in der Mitte der achten Staffel wieder auftaucht. Am Ende der Staffel wird dann Scullys Kind geboren und Mulder taucht unter zum Schutz des Kindes. In der neunten Staffel tritt Mulder bis auf das Finale gar nicht mehr in Erscheinung und auch Scully wird mehr und mehr zu einer Nebenfigur, während Doggett und Reyes in den Mittelpunkt gerückt werden. Leider bekommen beide kaum noch interessante Fälle und auch die neue Hintergrundgeschichte mit den außerirdischen Super-Soldaten fand ich schon immer recht überzogen und trashig. Somit ist die neunte für mich die schwächste Staffel der Serie, gleichzeitig war es aber auch die letzte Staffel. Das Finale, welches groß „The Truth“ betitelt wurde, war dann auch nicht wirklich überzeugend. Viel mehr wirkte es wie ein Best of der Serie, in dem versucht wurde, alle wichtigen Stationen und Charaktere noch einmal unterzubringen, statt wirklich einen inhaltlich sinnvollen Schluß zu präsentieren. Mulder und Scully müssen am Ende der Serie dann auch fliehen, da sie von ihren eigenen Leuten, aber auch der Regierung und den Super-Soldaten, gejagt werden.

„Akte X“ beeinflusste die Serienlandschaft maßgeblich. Nicht nur waren nun düstere Horror- und Sci-Fi-Storys in Serie möglich, auch die Latte für den Grad an Gewalt und Blutrünstigkeit legte die Serie höher, als es bisher üblich war. Die Serie hat viele Stärken, darunter die Charaktere, die sich im Laufe der Jahre immer weiter entwickeln und natürlich die Handlung, die über mehrere Staffeln hingweg spannend und qualitativ hochwertig präsentiert wurde.

Ein weiterer Pluspunkt der Serie ist die Musik von Mark Snow. Wie die Charaktere entwickelte sich auch seine Musik mit den Jahren. Serienvater Chris Carter wollte keine großspurige Orchestermusik. Die Musik sollte „auf den Punkt“ sein und weniger auf Melodien, als mehr auf Stimmung ausgelegt sein. Und so komponierte Snow für alle neun Staffeln einen elektronischen Score, den man ebenfalls bis dato so noch nicht in einer Serie gehört hatte. Seine Musik wurde oft ein eigener Charakter in den Folgen und trug maßgeblich zur Stimmung der Serie bei.

Nach dem Ende der Serie im Jahre 2002 wurde es still um die X-Akten. 2008 kam mit „I Want To Believe“ der zweite Film in die Kinos. Dieser spielt auch tatsächlich sechs Jahre nach dem Ende der Serie, nimmt aber leider kaum Bezug auf die Ereignisse der letzten Folge. Auch inhaltlich ist der Film ein zweischneidiges Schwert. Einerseits gefällt mit der Aspekt des „zwischen den Zeilen lesen“, da der Titel „I Want To Believe“ sich hier nicht unbedingt auf Aliens bezieht, sondern auf Glaube allgemein in seinen verschiedensten Ausprägungen. Andererseits finde ich diese Frankenstein-Geschichte einfach zu lasch und auch nicht wirklich spannend dargeboten. Im Kino floppte der Film dann leider auch, er spielte in den USA nur knapp über 30 Millionen Dollar ein und damit gerade mal sein Produktionsbudget.

Damit schien es erst einmal vorbei zu sein mit den X-Akten. Es gab zwar Gerüchte über einen dritten Film, aber diese blieben bisher Gerüchte. Selbst „Scully“ Gillian Anderson gab in einem kürzlichen Interview zu Protokoll, dass es wohl keinen dritten Film geben wird, da das Studio Fox nicht daran interessiert ist. Dennoch kam Ende 2014 Bewegung in die Sache. Das hängt damit zusammen, dass der Online-Dienst Netflix die komplette Serie gekauft hat. Um sie in bestmöglicher HD-Qualität präsentieren zu können, wurden sogar alle Staffeln neu abgetastet und die ersten vier Staffeln, die es bisher nur im 4:3-Format gab, liegen nun auch erstmals im nativen 16:9-Format vor. Damit aber nicht genug. Als Appetithappen sozusagen, um die Leute wieder für „Akte X“ zu interessieren, beschloß das Studio Fox, sechs neue Folgen produzieren zu lassen. Die Freude unter den Fans war natürlich riesig und tatsächlich begannen Ende Juni 2015 die Dreharbeiten.

Quelle: superpunch.net

Serienschöpfer Chris Carter konnte für die neuen Folgen viele alte Haudegen aus dem ehemaligen X-Files-Team versammeln. Dazu gehören Kameramann Joel Ransom, Cutterin Heather MacDougall, Production Designer Mark Freeborn und Komponist Mark Snow. Die Autoren der sechs Folgen sind, neben Carter selbst, James Wong, Glen Morgan und Darin Morgan, die ebenfalls alteingesessene X-Files-Autoren und -Produzenten sind. Im Januar 2016 war es dann soweit, die neuen Folgen liefen in den USA an und nur knapp einen Monat später kamen sie auch zu uns.

Ich habe die Serie damals in den 90ern nur sporadisch verfolgt. Sie interessierte mich aber dennoch so sehr, dass ich mir die ersten drei Staffeln damals noch auf VHS-Kassetten gekauft habe. 1996 kam dann allerdings die zweite Serie von Chris Carter ins Fernsehen, „MillenniuM“. Diese packte mich von Anfang an und ist bis heute meine liebste TV-Serie. Dadurch geriet „Akte X“ bei mir etwas in den Hintergrund. Das änderte sich dann Ende der 90er, als „Akte X“ zum ersten Mal auf DVD veröffentlicht wurde. Ich holte mir alle Staffel-Boxen und im Grunde begann meine Liebe zur Serie erst damit vollständig.

Daher war ich natürlich gespannt, wie die neuen Folgen aussehen würden. Man hat sich entschieden, nur zwei Folgen der Verschwörungsgeschichte zu widmen. Der Rest besteht aus sogenannten „Monster of the Week“-Folgen, die inhaltlich abgeschlossen sind und nichts mit der Verschwörungsgeschichte zu tun haben. Bereits im Vorfeld kam es aber zu Kontroversen bei der deutschen Staffel, als bekannt wurde, dass Benjamin Völz, der seit Jahren der deutsche Stammsprecher von David Duchovny ist, dem FBI-Agent Mulder dieses Mal nicht die Stimme leihen wird. Bereits beim zweiten Kinofilm war Völz ausgetauscht worden, da seine Gagenforderung für das Studio zu hoch war. Geld scheint auch der ausschlaggebende Punkt gewesen zu sein, Völz nun auch bei den neuen „Akte X“-Folgen aussen vor zu lassen. Das ist deshalb eigenartig, da Völz ansonsten immer noch Duchovnys feste deutsche Stimme ist, auch in anderen Serien wie „Californication“.

Was haben die neuen Folgen also nun zu bieten? Ich gehe der Reihe nach durch:

Folge 01 „My Struggle I“
Die Welt hat sich verändert seit dem Ende der Serie 2002. Daher müssen auch Mulder und Scully nun „up to date“ sein. Beide arbeiten nicht mehr für das FBI. Scully geht wieder ihrem Beruf als Ärztin nach und arbeitet in einem Krankenhaus. Als ein Internet-Talkshow-Moderator Mulder aufsucht und ihm erzählt, er habe Beweise für UFOs und Entführungen, wird Mulder wieder aktiv. Allerdings wird schnell klar, so scheint es zumindest, dass die ganze Alien-Geschichte nur ein Ablenkungsmanöver ist, welches seit den 50er Jahren von der Regierung betrieben wird. Tatsächlich ist 1947 ein UFO in Roswell, New Mexiko abgestürzt, aber es war das einzige seiner Art. Seitdem hält die Regierung den Alien-Mythos aufrecht, um davon abzulenken, dass sie seit Jahrzehnten im Besitz außerirdischer Technologie ist und mit dieser forscht und experimentiert. Geschrieben und inszeniert wurde die Folge von Chris Carter selbst.

Warum Mulder sofort die Geschichte mit dem Ablenkungsmanöver glaubt, ist wohl der Kürze der Zeit geschuldet, die man in dieser (Doppel-)Folge hat. Denn weshalb sollte er sonst sofort auf so etwas anspringen und all die Jahre, die er nach der Wahrheit sucht, quasi einfach links liegen lassen? Außerdem gab es in der Serie bereits mehrmals diesen Versuch, Mulder glauben zu machen, es wäre alles nur ein Schwindel, wie im Finale der vierten Staffel. Dennoch fühlt sich die Folge sofort nach „Akte X“ an und trotz weiterer dramaturgischer Schwächen war ich doch zufrieden mit der Folge.

Folge 02 „Founder’s Mutation“
Der Selbstmord eines Wissenschaftlers ruft Mulder und Scully auf den Plan. Bei ihren Ermittlungen kommen sie einer Reihe von genetischen Experimenten auf die Spur, die bei Menschen gewisse Fähigkeiten freisetzen. Geschrieben und inszeniert wurde die Folge von James Wong. Wong war zusammen mit Glen Morgan einer der Hauptautoren der frühen X-Files-Staffeln. Beide zusammen waren auch Showrunner der zweiten Staffel von „MillenniuM“, sowie ihrer eigenen Serie „Space: 2063“. Den Schritt ins Kino machten sie dann mit den „Final Destination“-Filmen. Vor ein paar Jahren zerbrach die kreative Zusammenarbeit von Morgan und Wong, aber für die neuen X-Files-Folgen kamen beide zurück, was ich besonders toll finde.

Die Folge ist etwas sprunghaft, so kam es mir zumindest vor. Dinge passieren und nach einem Schnitt ist alles vorbei und es wird erzählt, was passiert ist, ohne, dass man es wirklich gesehen hat. Ansonsten ist „Founder’s Mutation“ eine solide Folge, aber sicherlich nicht die beste der neuen Staffel.

Nett fand ich den kurzen Auftritt von Kacey Rohl, die Agnes spielte (die junge schwangere Frau, die von einem Auto überfahren wird). Rohl spielt in der Serie „Hannibal“ Abigail Hobbs. Auch Gillian Anderson hat eine Rolle in „Hannibal“, sie spielt Hannibal Lecters Psychaterin und hat damit in der dritten Staffel eine größere Rolle, nachdem sie vorher bereits in Erscheinung trat. Andere bekannte Gesichter aus „Akte X“ und „MillenniuM“ geisterten ebenfalls durch diese Folge.

Die Folge hat eigentlich die Produktionsnummer „05“, wäre also normalerweise die vorletzte Folge gewesen, aber sie wurde kurzerhand an die zweite Stelle gesetzt.

Folge 03 „Mulder and Scully Meet the Were-Monster“
Als eine Leiche im Wald gefunden wird, sollen Mulder und Scully untersuchen, ob es sich um einen Angriff durch ein Tier, einen Serienmörder oder um das seltsame Wesen handelt, welches Augenzeugen beschreiben.

Inszeniert und geschrieben wurde die Folge von Darin Morgan. Darin war immer für die eher sarkastisch-ironischen Folgen der Serie verantwortlich und hat dabei wirklich Großartiges geleistet. Sein Humor ist nicht platt, sondern sehr geistreich und bisweilen auch böse. Als Beispiel dienen hier seine Folgen „Humbug“, „Clyde Bruckman’s Final Response“, „War of the Corpophages“ oder auch „Jose Chung’s From Outer Space“. Für Chris Carters zweite Serie „MillenniuM“ schrieb und inszenierte Darin ebenfalls zwei Folgen, „Somehow, Satan got behind me“ und „Jose Chung’s Doomsday Defense“. Letztere ist dann auch das erste Crossover der X-Akten mit „MillenniuM“, da der von Charles Nelson Reilly gespielte Autor Jose Chung somit in beiden Serien auftaucht. Darin tauchte in den X-Akten auch als Darsteller auf, beispielsweise im Kostüm des berühmten „Flukeman“ aus der zweiten Staffel.

Scully ist in der Folge eigentlich nur ein Sidekick und doch löst sie den Fall, während Mulder dem „Monster“ hinterher jagt. Was mir bei der Folge aber noch mehr als schon bei den ersten beiden Folgen aufgefallen ist: Das Budget pro Folge scheint sehr begrenzt zu sein. Scheinbar wollte das Studio Fox so schnell und so günstig wie möglich neue Akte-X-Folgen produzieren. Wenn ich das mit den alten Folgen vergleiche, dann wirken diese teilweise episch dagegen.

Positiv ist mir in der Folge Mark Snows Musik aufgefallen. Endlich hört man sie mal richtig. In den ersten beiden Folgen war seine Musik doch recht leise abgemischt. Dafür hat diese Folge gar nicht so viel Musik, es gab viele Passagen ohne Musik, was eigentlich recht ungewöhnlich ist, da die meisten der alten Folgen gut 35 bis 40 Minuten Musik haben bei 45 Minuten Laufzeit. Auch die Sprecher von Mulder und Scully kommen endlich in Schwung. Ihre Leistung war in der Folge die bisher beste der neuen Folgen.

Sehr schön fand ich die vielen Anspielungen. So trägt der Echsenmann in seiner menschlichen Gestalt eine ähnliche Kleidung wie einst Kolchak in der Serie „Kolchak: The Night Stalker“. Die Serie kennt bei uns wohl kaum jemand. Sie lief Anfang der 70er Jahre zum ersten Mal im US-Fernsehen und wird von Chris Carter als eine der Hauptinspirationsquellen für die X-Akten genannt. In der Serie geht der Reporter Kolchak rätselhaften Phänomenen nach. Gespielt wird dieser von Darren McGavin, der dann auch in zwei Akte-X-Folgen zu sehen ist als pensionierter FBI-Agent und dort auch als „Vater der X-Akten“ bezeichnet wird. Außerdem spielte er Henry Black, Frank Blacks Vater, in der Weihnachtsfolge der zweiten „MillenniuM“-Staffel.

Sehr nett fand ich auf dem Friedhof die Hommage an Kim Manners und Jack Hardy, an deren Grabsteinen Mulder und der Echsenmann stehen. Kim Manners war einer der Haupt-Regisseure und- Produzenten von „Akte X“, er starb vor einigen Jahren an Krebs. Jack Hardy war erster Regie-Assistent beim zweiten „Akte X“-Kinofilm.

In der Folge gibt es auch einige Anspielungen auf die anderen Darin-Morgan-Folgen. Das bekiffte Pärchen vom Anfang der Episode taucht bereits in der Folge „War of the Coprophages“, aber auch in „Quagmire“ auf. Scullys Bemerkung, sie sei unsterblich, geht auf die Folge „Clyde Bruckman’s Final Response“ zurück, in der Bruckman das andeutet. Scully hatte in den alten Folgen kurzzeitig bereits einen Hund namens Queequeg. Der Hund in dieser Folge heisst Dagoo, was, wie Queequeg, eine Figur aus „Moby Dick“ ist. Und Queequeg wurde vom „Seemonster“ in der Folge „Quagmire“ gefressen. So schliesst sich der Kreis. Mulder und Scully erwischen den Echsenmann zum ersten Mal in seiner menschlichen Gestalt auf einer Dixi-Toilette. In so einer Toilette verschwand der von Darin Morgan gespielte „Flukeman“ in der Folge „The Host“.

Aber auch ansonsten gab es viele witzige Sachen. Das Motel, in dem Mulder und Scully übernachten, mit alle den Tierköpfen an der Wand, durch die der Besitzer die Gäste beobachten kann beispielsweise. Mulder beobachtet dort Scully durch einen Fuchskopf hindurch (Fuchs = Fox ;)). Alex Diakun, der den Manager des Motels spielt, ist bereits in vielen anderen Akte-X-Folgen, darunter einigen Darin-Morgan-Folgen, zu sehen gewesen. Auch bei „MillenniuM“ und im zweiten „Akte X“-Film war er dabei. Und natürlich ist Mulders Handyklingelton das Akte-X-Thema.

 

Quelle: newnewthings.com

 

Folge 04 „Home Again“
Ein Angestellter der Stadt wird ermordet, doch die Spuren am Tatort deuten auf einen nicht-menschlichen Täter hin. Zur gleichen Zeit wird Scullys Mutter ins Krankenhaus eingeliefert, wo sie im Koma liegend um ihr Leben kämpft, während Scully ihre Motive hinterfragt, ihren Sohn William damals einfach zur Adoption weggegeben zu haben.

Nachdem in der letzten Folge Darin Morgan die Sau, beziehungsweise das Were-Monster, rauslassen durfte, ist diese Woche sein Bruder Glen Morgan dran, der „Home Again“ geschrieben und inszeniert hat.

Auch diese Folge wirkte sehr überhastet. Die beiden Handlungsstränge schienen sich immer wieder selbst im Weg zu sein und sie konnten sich nicht wirklich entfalten. Die Sache mit Scullys Mutter wirkte seltsam aufgesetzt und roch eher nach „Wir müssen noch eine bekannte Figur aus den alten Folgen unterbringen“. Wobei ich aber zugeben muss, dass die Szenen zwischen Mulder und Scully sehr schön waren.

Glen Morgan hat auch ein paar nette Einfälle gehabt (wie die gekreuzten Taschenlampen), aber insgesamt bleibt auch bei dieser Folge der Eindruck bestehen, dass man aus beiden Geschichten mehr hätte machen können. Und nicht nur einmal war ich versucht in das TV-Gerät zu rufen „Dreht endlich Mark Snows Musik auf!“. Wobei mir hier einige sehr schöne Stücke aufgefallen sind, aber insgesamt ist seine Musik viel zu leise abgemischt. Bei den alten Folgen war sie wesentlich präsenter, was von Chris Carter so gewollt war, der sogar selbst die Anweisung gab, Snows Musik lauter zu mischen, als man es eigentlich machen würde.

Auch „Home Again“ hinterliess bei mir einen eher durchschnittlichen Eindruck.

Folge 05 „Babylon“
Nachdem zwei muslimische Selbstmordattentäter einen Terroranschlag verübt haben, wird einer von ihnen schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Er liegt im Koma, aber Mulder glaubt, dass er mithilfe von „Magic Mushrooms“ einen Drogentrip bei sich auslösen kann, der es ihm ermöglicht, mit dem im Koma liegenden Attentäter zu sprechen, um so herauszufinden, wo weitere Anschläge geplant sind. Drehbuch und Regie kommen hier wieder von Chris Carter.

Ist es besonders mutig oder besonders dumm ein aktuell so brisantes Thema wie islamistische Selbstmordattentate zu nehmen, um dann daraus so eine Comedy-Nummer zu machen? Ich fand den Ansatz gut, da das ein Thema ist, welches gut in die X-Akten passt. Aber insgesamt fand ich auch hier, dass die Folge eigentlich keinen Spannungsbogen hat und alles mehr oder weniger sinnvoll aneinandergereiht vor sich in plätschert.

Am Ende hat das alles doch auch kaum Sinn gemacht, oder? Warum war Mulder auf dem Trip, obwohl er nur ein Plazebo genommen hat? Warum ist er auf seinem Trip als Cowboy in einem Stripclub? Was machen die Lone Gunmen da? Und warum taucht so eine Comedy-Nummer in einer ansonsten scheinbar ernst gemeinten Folge auf mit einem durchaus sehr ernsten Thema? Was sollen die beiden jungen Agenten Miller und Einstein darstellen ausser platten Abziehbildern von Mulder und Scully? War das vielleicht schon die Einführung der neuen Hauptfiguren für zukünftige Folgen? Auch die Locations waren, wie in den anderen Folgen, sehr begrenzt. 90% der Folge spielen im Krankenhaus oder in Mulders Büro, für mich ein Zeichen von begrenzten finanziellen Mitteln. Scheinbar konnte man sich nicht mal mehr einen Außenschuss des FBI-Hauptquartiers leisten.

Wenn man wirklich in den sechs Episoden so eine Art Überblick darüber geben wollte, was „Akte X“ eigentlich ist, dann frage ich mich, was diese Folge da sollte? Das Thema Selbstmordattentat dient der Folge im Grunde nur als Aufhänger. Es wird auch gar nicht auf die Hintergründe eingegangen. Da sind eben zwei Muslime, die ein Selbstmordattentat begehen und eine Terrorzelle, die noch ein Attentat plant. Mehr Hintergrundinfos gibt es nicht, es dient nur als Rahmen für Mulders Drogentrip, so scheint es. Viel mehr passiert in der Geschichte auch nicht. Mulder hopst durch einen teilweise Big-Lebowski-mäßigen Trip, erhascht dabei kurz den Ort, wo sich die Terrorzelle aufhält und schwupps, Terroristen verhaftet, Fall gelöst. Keinerlei Reflektion über die Hintergründe, nicht mal über die des im Koma liegenden Attentäters, dafür lahmes Gefrotzel zwischen den beiden Mulder-und-Scully-Alter-Egos Miller und Einstein.

Carter hatte eigentlich noch nie ein gutes Händchen für Comedy-Episoden. Obwohl sie nicht durchgehend schlecht waren, wirkten sie doch oft sehr bemüht. Anders als bei einem Darin Morgan, bei dem das scheinbar leicht von der Hand geht. Aber Carter ist ja auch verantwortlich für „Post-Modern Prometheus“ aus der fünften Staffel oder „Improbable“ aus der neunten Staffel, mit Burt Reynolds als Gott. Die Ideen dahinter sind gar nicht so schlecht, aber in der Ausführung merkt man einfach, dass Carter lieber bei den ernsten Folgen bleiben sollte.

Folge 06 „My Struggle II“
Das Finale der kurzen Staffel und die Fortsetzung der ersten Folge, wiederrum geschrieben und inszeniert von Chris Carter. Nachdem sich urplötzlich Krankheitsfälle im ganzen Land ausbreiten und Internet-Talkshow-Moderator O’Malley von einem geplanten biologischen Angriff globalen Ausmaßes spricht, erkennt Scully, dass die in ihr befindliche Alien-DNA ein Schutzmechanismus gegen diese Epidemie ist. Verzweifelt versucht Scully, ein Gegenmittel herzustellen.

Scheinbar hat man das Budget der vorherigen drei Folgen für diese Folge aufgespart. Obwohl der Ausbruch der Krankheiten relativ aprupt um die Ecke kommt, ist die Folge insgesamt doch sehr straff und spannend inszeniert. Dass Monica Reyes aber, die hier wieder auftaucht, einen Deal mit dem doch nicht toten „Raucher“ macht, fand ich aber doch relativ weit hergeholt. Schliesslich war sie ähnlich starrsinnig wie Mulder, wenn es um die Enthüllung der Wahrheit ging. Und überhaupt, dass der „Raucher“ den Angriff der schwarzen Helikopter im Finale der neunten Staffel wirklich überlebt hat, ist auch etwas weit hergeholt.

Die Folge endet mit einem Cliffhanger. Mulders Schicksal, sowie das der ganzen Erde, bleiben erst einmal ungewiss. Damit ist das Ende der kurzen Staffel eigentlich das Ende der zweiten Staffel von „MillenniuM“, in dem scheinbar ebenfalls die Apokalypse begonnen hat. Aber natürlich bleibt so Raum für weitere Folgen der X-Akten.

Es dürfte auch relativ sicher sein, dass mehr Folgen kommen werden. In den USA verzeichneten die sechs neuen Folgen sehr gute Einschaltquoten, sodass Fox bereits über eine Fortsetzung nachdenkt. Hierzulande hatten es die neuen Folgen schwerer. Nachdem beim Start noch über drei Millionen Zuschauer zu verzeichnen waren, fielen die Zahlen von Woche zu Woche, bis nur noch knapp über eine Million Zuschauer dabei waren.

Eine zehnte Staffel der X-Akten gab es allerdings schon vorher und zwar in Form einer Comic-Reihe. Diese hat inhaltlich aber nichts mit den neuen Folgen gemein.

Die neuen Folgen sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich einerseits über neue Folgen einer meiner Lieblingsserien, andererseits bin ich etwas enttäuscht von der Qualität der Folgen. Man merkt diesen an, dass das Budget scheinbar nicht sonderlich hoch war und man eher darauf setzte, so schnell und günstig wie möglich neue Folgen zu produzieren. Sollten die X-Akten weitergehen, so hoffe ich, wird Fox wieder mit mehr Zeit, Geld und vor allem Liebe an die Sache herangehen. Vielleicht wäre frisches Blut im Autoren-Team auch nicht verkehrt. Mark Snows Musik war oftmals nur leise im Hintergrund wahrzunehmen und erzielte auch deshalb bei weitem nicht so eine Wirkung wie in den alten Folgen. Sehr schön fand ich, dass man den alten Vorspann beibehalten hat. Von der ersten bis zur siebten Staffel wurde dieser Vorspann beibehalten. Erst in der achten und neunten Staffel wurde dieser, aufgrund der veränderten Hauptcharaktere, erneuert und angepasst. Bei den neuen Folgen hat man den alten Vorspann lediglich dahingehend angepasst, dass Mitch Pileggi (Assistant Director Skinner) dort nun auch zu sehen ist, obwohl seine Rolle in den neuen Folgen im Grunde ein besserer Cameo-Auftritt ist.

Mit der neuen deutschen Stimme von Mulder habe ich ebenfalls so meine Probleme, aber Ende Juni werden die sechs neuen Folgen auf DVD und Blu-ray erscheinen, dann werde ich mir die Folgen noch einmal im Original ansehen. Vielleicht wirken sie dann besser. Staffel eins bis neun erschienen im Dezember 2015 ebenfalls zum ersten Mal auf Blu-ray. Allerdings gibt es technische Mängel bei einigen Folgen. So ist die deutsche Synchro in einigen Folgen von der Tonhöhe zu tief, was an einer falschen Geschwindigkeit liegt, die durch die Umwandlung von NTSC nach PAL kommt. Zudem stimmt bei der kompletten achten Staffel der Schwarzwert nicht, wodurch das Bild sehr dunkel ist und man in sowieso düsteren Szenen fast gar nichts mehr erkennen kann. Hier wurde aber nachgebessert, Fox tauscht die Staffel auf Wunsch aus.

Wie haben euch die neuen Folgen gefallen? Habt ihr Lust auf mehr „Akte X“ oder ist für euch die Luft raus aus der Serie?

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