Mars macht mobil – DER MARSIANER

Quelle: static.hd-trailers.net

Ridley Scott muss mit seinen (fast) 78 Jahren wohl niemandem mehr etwas beweisen. In seiner Filmographie finden sich Meilensteine wie ALIEN oder BLADE RUNNER, aber auch Gurken wie G.I. JANE. Selbst seine halbe Rückkehr zum ALIEN-Franchise mit PROMETHEUS ging doch ziemlich in die Hose. Bemerkenswert ist jedoch das Arbeitspensum Scotts. Erst vor einem Jahr lief EXODUS in den Kinos, ein Film, der auch nicht gerade wenig Special Effects hat und nun kommt mit DER MARSIANER ein weiterer Film ähnlichen Kalibers. Wo andere Regisseure für solche Projekte mehrere Jahre zwischen zwei Filmen verstreichen lassen, scheint Scotts Arbeitsweise höchst effektiv zu sein. Kaum war DER MARSIANER im Kino, hiess es bereits, dass mit den Dreharbeiten zu PROMETHEUS 2 bald begonnen würde (oder ALIEN: PARADISE LOST, wie der Film nun wohl heisst).

In DER MARSIANER spielt Matt Damon den Astronauten Mark Watney, der während einer Mission auf dem Mars von seiner Crew getrennt wird. Da ihn die anderen für tot halten, treten sie ohne ihn die Heimreise an. Fortan versucht Watney am Leben zu bleiben und die NASA zu kontaktieren.

Wer bei DER MARSIANER einen Survival-Thriller erwartet, dürfte enttäuscht werden. Watneys fröhliches Gemüt lässt eigentlich kaum Verzweiflung aufkommen, da er in Logbucheinträgen immer wieder humorvoll über seine Fortschritte im Anbau von Nahrung oder technischen Erfolgen berichtet. Auch hat er für jedes neue Problem innerhalb weniger Sekunden eine passende Lösung. Das führt unweigerlich dazu, dass man als Zuschauer die Situation nicht mehr ernst nimmt, da Watney eigentlich nie in Schwierigkeiten geraten kann, weil er immer eine Lösung parat hat oder zufällig gerade das passende Gerät von der NASA ebenfalls auf dem Mars rumsteht. Akzeptiert man also, dass der Film kein Thriller sein will, bekommt man einen unterhaltsamen Sci-Fi-Film, der aber im Grunde so harmlos ist, dass man sich fragt, warum Scott sich ausgerechnet dafür entschieden hat?

Matt Damon macht als Sprücheklopfer eine gute Figur, auf Dauer sind die ständigen lustigen Kommentare aber auch gerne nervig. Dass Hollywood eng mit dem chinesischen Filmmarkt zusammenarbeitet, ist kein Geheimnis. Immer wieder werden in große Blockbuster-Filme Bezüge zu China eingebaut oder chinesische Schauspieler verpflichtet. Hier kam es also gelegen, dass schon in der Buchvorlage China eine entscheidende Rolle bei der Rettung Mark Watneys spielt. Man verrät wohl nicht zuviel, wenn man sagt, dass Watney am Ende natürlich gerettet wird, was zu tumultartigen Freudenfesten weltweit führt. Eigentlich ist der Film ein Kammerspiel. Watney ist alleine auf dem Mars und auf der Erde spielen sich die meisten Szenen auf dem NASA-Gelände ab. Dass am Ende plötzlich die ganze Welt am Schicksal Watneys teilnimmt, kommt doch etwas überraschend.

Der Film hat eine Spielzeit von 144 Minuten. Das mag lange erscheinen, tatsächlich aber springt der Film immer wieder um mehrere Tage, am Ende gar Monate vor. Natürlich wäre es müßig gewesen, noch detaillierter darauf einzugehen, was Watney so treibt, aber so unterstützt es diese Getriebenheit des Filmes, in der Probleme innerhalb einer Minute gelöst sind und einfach weiter zum nächsten Problem gesprungen wird.

Mit Jessica Chastain und Matt Damon sind zwei Leute dabei, die bereits in INTERSTELLAR vor nicht allzu langer Zeit ins All geflogen sind. Beide Filme zu vergleichen wäre aber Unsinn, da die Intention beider Filme völlig unterschiedlich ist. Während INTERSTELLAR versucht, so wissenschaftlich korrekt wie möglich seine Geschichte zu erzählen, setzt DER MARSIANER viel mehr auf den Unterhaltungswert.

Die Musik von Harry Gregson-Williams hat hier und da ein paar „Aha“-Momente, bleibt aber sonst im eher unauffälligen Ambient-Bereich. Die 70er-Jahre-Songs spielen im Film fast eine größere Rolle. Zumindest durfte Gregson-Williams mal wieder einen Scott-Film komplett vertonen, nachden er bei PROMETHEUS und EXODUS nur zusätzliche Musik beisteuerte.

Kommerziell läuft der Film sehr gut und hat damit eine ungeschriebene Regel in Hollywood gebrochen, die besagt, dass Mars-Filme Kassengift sind (siehe RED PLANET, MISSION TO MARS, JOHN CARPENTER’S GHOSTS OF MARS).

Am Ende bietet DER MARSIANER also knapp zweieinhalb Stunden nette Unterhaltung, bleibt dabei aber relativ zahnlos. Ein netter Popcorn-Kinofilm für einen netten Abend, mehr aber auch nicht.

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