Als Ridley Scott 1979 den ersten ALIEN drehte, entstand ein zeitloser Sci-Fi-Horrorklassiker, der auch heute noch toll aussieht und seine Wirkung nicht verfehlt. Auch in den Jahren danach kamen andere Regisseure in den Genuss, der Filmreihe ihren Stempel aufzudrücken. Sei es James Cameron, der 1986 mit der Fortsetzung ALIENS einen Klassiker des 80er-Jahre-Actionkinos schuf (und dabei die Hintergründe der Alien-Rasse mehr beleuchtete), David Fincher, dessen düster-nihilistischer ALIEN 3 die Reihe 1992 eigentlich beendete oder Jean-Pierre Jeunet, der 1997 mit ALIEN RESURRECTION eine fast schon surreale Groteske drehte.
Die Entstehungsgeschichte der Filme war aber immer voller Hürden. Beim ersten ALIEN kam es in der Post-Produktion zu Spannungen zwischen Ridley Scott und Komponist Jerry Goldsmith. Scott und die Produzenten hatten Goldsmiths Musik nach eigenem Ermessen im Film herumgeschoben und umgeschnitten, sowie Stücke von Goldsmiths Musik zum Film FREUD von 1962 verwendet. Der Komponist war davon alles andere als begeistert und beschwerte sich sogar beim produzierenden Studio 20th Century Fox darüber. Goldsmiths Musik ist aber dennoch von so hoher Güte, dass sie ihre Wirkung auch in der etwas verstümmelten Form im Film nicht verfehlt. Besonders das Hauptthema sollte zu DER Erkennungsmelodie für ALIEN werden, auch wenn kurioserweise keiner der anderen Komponisten, die die weiteren Filme bis 1997 vertonten, dieses Thema aufgriff.
Bei ALIENS war es James Camerons Perfektionswahn, die die ganze Produktion unter enormen Stress brachte. Nur wenige Wochen vor dem Kinostart waren viele Effekte noch nicht fertig. Komponist James Horner konnte nicht beginnen, seine Musik zu schreiben, weil Cameron immer noch drehte. Der Cutter des Filmes kam kaum nach, das Material zu sichten und zu schneiden, welches täglich kistenweise bei ihm ankam. Und wenn eine Szene geschnitten und James Horner Musik dafür geschrieben hatte, kam es durchaus vor, dass Cameron die Szene noch einmal änderte. Auch das Studio griff immer wieder in die Produktion ein.
Das größte Pech hatte dann David Fincher bei ALIEN 3. Ursprünglich sollte Vincent Ward die Regie übernehmen, der auch das Drehbuch geschrieben hat. In seiner Version landet Ripley auf einer Art Raumstation, die hauptsächlich aus Holz besteht und ein Kloster mit Mönchen ist. Von dieser Idee sind im Grunde nur noch die glatzköpfigen Männer übrig, die nun als Verbrecher auf einem Gefängnisplaneten sind. Es war Finchers Debüt als Spielfilm-Regisseur, aber von Anfang an stand er auf Kriegsfuß mit dem Studio und den Produzenten. Die nahmen ihm den Film in der Post-Produktion quasi weg und machten ihre Version daraus. Fincher selbst spricht heute so gut wie gar nicht mehr über ALIEN 3.
Auch ALIEN: RESURRECTION ging durch viele Hände. Joss Whedons ursprüngliches Drehbuch hatte einen dritten Akt, der auf der Erde spielen sollte. Er schrieb fünf verschiedene Versionen dieses Aktes, aber keine davon landete im Film. Für die Regie wurden Leute wie Danny Boyle, Peter Jackson und Bryan Singer angefragt, bevor man schliesslich bei Jean-Pierre Jeunte landete. Jeunets überbordender visueller Stil und der teils groteske Humor des Filmes spalten die Meinungen von Fans bis heute.
Es folgten noch zwei Crossover-Filme, ALIEN VS PREDATOR und ALIENS VS PREDATOR: REQUIEM, die allerdings nicht zum offiziellen Kanon der Reihe gehören, bevor Ridley Scott selbst 2012 mit PROMETHEUS zur Reihe zurückkehrte. Mit PROMETHEUS wollte Scott die Vorgeschichte zu ALIEN erzählen. Der Film selbst ist allerdings ein seltsamer Hybrid aus philosophischer „Wo kommen wir her?“-Thematik und klischeehaftem B-Movie. Visuell ist der Film recht beeindruckend und auch die Ideen, die dahinter stecken, durchaus reizvoll. Aber die Charaktere sind einfach nicht interessant genug und arbeiten brav ausgetretene Horrorfilm-Klischees durch.
Nach PROMETHEUS wendete sich Scott erstmal wieder anderen Projekten zu und so trat Neill Blomkamp auf den Plan. Der Regisseur von Filmen wie DISTRICT 9 und ELYSIUM kam auf die Idee, einen ALIEN-Film zu drehen, der alle Filme nach ALIENS ignoriert. So wäre Sigourney Weaver wieder die Hauptfigur gewesen und auch Michael Biehn, der Corporal Hicks in ALIENS spielte, sollte wieder mit an Bord sein. Erste Konzeptzeichnungen machten die Runde und erregten durchaus Interesse. Doch Ridley Scott schob dem einen Riegel vor. Nach eigenen Aussagen war er nie zufrieden damit, wohin sich die ALIEN-Reihe nach seinem ersten Film entwickelte. Und so nahm er das Zepter nun selbst in die Hand und ließ verlauten, dass nur noch er neue ALIEN-Filme machen würde. Blomkamps Idee ist damit wohl gestorben.
ALIEN: COVENANT beginnt mit einer Szene, in der man Peter Weyland (dessen Firma später in den ALIEN-Filmen immer wieder eine Rolle spielen wird, als Weyland-Yutani-Corporation) mit seiner Schöpfung, dem Androiden David (Michael Fassbender), sieht. Er bittet David, am Klavier etwas zu spielen. David entscheidet sich für Wagners „Rheingold“, „Einzug der Götter in Walhall“. Obwohl Peter Weyland sich als Davids Vater bezeichnet, entwickelt David bereits den Gedanken, nicht nur ein Geschöpf zu sein, sondern selbst zu erschaffen.
Spoiler für alle, die PROMETHEUS noch nicht gesehen haben:
In PROMETHEUS erfahren wir, dass es einst eine humanoide Rasse gab, von der die Menschheit wohl abstammt. Man sieht einen dieser sogenannten Konstrukteure, der eine schwarze Flüssigkeit trinkt. Danach beginnt sich sein Körper aufzulösen und er stürzt in einen großen Wasserfall. Seine geteilten Zellen verbinden sich im Wasser mit anderen Zellen und erschaffen so neues Leben. Im Jahr 2089 macht sich das Forschungsschiff „Prometheus“ auf den Weg zu einem Planetensystem, welches in alten Höhlenmalereien immer wieder auftaucht. Dort hoffen die Wissenschaftler eine Antwort darauf zu finden, woher wir kommen. Zur Besatzung gehört auch der Androide David. Im Geheimen reist auch der alte Peter Weyland mit, dessen Lebenszeit abläuft. Er hofft, einen Weg zur Unsterblichkeit zu finden.
Auf dem Planeten finden die Wissenschaftler Hinweise auf die Konstrukteure. In einem Höhlensystem entdecken sie einen Raum mit urnenartigen Gefäßen, in denen sich die schwarze Flüssigkeit befindet. David schmuggelt eine dieser Urnen mit an Bord der „Prometheus“ und verabreicht einem der Wissenschaftler ohne dessen Wissen einen Tropfen der Flüssigkeit. Dieser ist liiert mit der Wissenschaftlerin Shaw und nachdem sie miteinander geschlafen haben, wird er krank. Shaw erfährt, dass sie schwanger ist und nur einen Tag nach ihrer Liebesnacht wächst ein Fötus rasch in ihr heran. Mit einem Kaiserschnitt entfernt sie das krakenähnliche Wesen aus ihrem Bauch. Kurz darauf stellt sich heraus, dass der Planet nicht der Heimatplanet der Konstrukteure ist und sich im Inneren des Höhlensystems ein hufeisenförmiges Raumschiff befindet. Scheinbar waren die Außerirdischen gerade dabei, diesen Planeten zu verlassen, als eine Seuche unter ihnen ausbrach, die alle, bis auf einen, tötete. Diese Seuche ging von der schwarzen Flüssigkeit aus, die eine Art biologische Waffe der Konstrukteure war und mit der sie das Leben auf der Erde, welches sie erschaffen hatten, wieder auslöschen wollten. David weckt den einzigen Überlebenden, der sich in einer Tiefschlafkammer befindet, auf und versucht, mit ihm zu kommunizieren. Doch dieser enthauptet David, tötet Weyland und sein Team und macht sich daran, seine Mission zur Erde auszuführen. Unter Aufopferung ihres eigenen Lebens kann die Mannschaft der „Prometheus“ das startende Schiff des Konstrukteurs rammen, welches dann auf dem Planeten abstürzt. Nur die Wissenschaftlerin Shaw und David bleiben als Überlebende zurück. David will Shaw helfen, wieder zurück zur Erde zu kommen, da er noch weitere Raumschiffe der Konstrukteure lokalisiert hat. Shaw stimmt zu, will aber nicht zur Erde fliegen, sondern zum Heimatplaneten der Konstrukteure, um diese zu fragen, warum sie die Menschen auslöschen wollen. Sie packt Davids Kopf und seinen Körper ein und verlässt mit dem Raumschiff den Planeten. Danach sieht man den Konstrukteur, der den Absturz überlebt und Shaw verfolgt hat. Das krakenähnliche Wesen aus Shaws Bauch ist zu immenser Größe angewachsen und hat sich auf den Konstrukteur gestürzt. In der letzten Szene sieht man, wie die frühe Urform des Alien aus dem Bauch des Konstrukteurs hervorbricht.
Spoiler PROMETHEUS Ende.
Zehn Jahre nach den Ereignissen von PROMETHEUS ist das Kolonieschiff „Covenant“ auf dem Weg zum Planeten Origae-6. An Bord befinden sich 2000 Kolonisten im Kälteschlaf. Der Androide Walter, der aus der gleichen Baureihe wie David ist, überwacht den Flug des Schiffes. Als ein Weltraumsturm das Schiff beschädigt, weckt Walter die Crew aus der Stasis. Der Captain überlebt es nicht, er verbrennt in seiner Hyperschlaf-Kabine. Bei den Reparaturen am Schiff fangen sie einen Funkspruch auf. In diesem ist eine Frau zu hören, die den Song „Country Roads“ singt. Sie lokalisieren die Quelle des Funkspruchs und fliegen zu einem Planeten, der bewohnbar zu sein scheint. Nach der Landung entdecken sie bei ihren Erkundungen Getreidefelder und ein hufeisenförmiges Raumschiff, welches dort scheinbar abgestürzt ist.
Spoiler!
Es ist das Raumschiff, mit dem Shaw und David den anderen Planeten verlassen haben. Die Crew der „Covenant“ befindet sich also auf dem Heimatplaneten der Konstrukteure. Bei ihrem Erkundungsgang entdecken sie auch pilzähnliche Gewächse, die bei Berührung schwarze Sporen aussenden. Diese Sporen infizieren zwei der Crew-Mitglieder, aus denen nach kurzer Zeit weiterentwickelte Aliens des Ur-Aliens aus PROMETHEUS hervorbrechen. Die Kreaturen töten einige Crew-Mitglieder, bevor David auftaucht und sie vertreibt. David führt die Crew zu einer Art Tempel-Gelände, welches übersät mit Leichen der Konstrukteure ist. Er erzählt ihnen, dass Shaw und er hier abgestürzt sind und Shaw es leider nicht überlebt hat. Zu Walter, den er Bruder nennt, versucht David, eine Beziehung aufzubauen. Er will ihn davon überzeugen, dass die Menschen eine aussterbende Rasse sind und dass sie beide die Götter einer neuen Rasse sein könnten. Es stellt sich heraus, dass Shaw nicht bei dem Absturz getötet wurde. David hat sie für seine Experimente mißbraucht, um eine neue Alien-Rasse zu züchten. Ein Ergebnis seiner Experimente sind die Eier, in denen sich die Facehugger befinden. Diese infizieren auch weitere Crew-Mitglieder, woraus am Ende ein Alien hervorschlüpft, welches dem uns bekannten Alien schon recht ähnlich sieht. Walter will verhindern, dass David den Planeten verlässt, denn er hat auch den Tod der Konstrukteure zu verantworten, da er bei der Landung mit dem Hufeisen-Schiff die schwarze Flüssigkeit freigesetzt hat. Doch David kann Walter aus dem Verkehr ziehen und gibt sich als Walter aus, als die Überlebenden den Planeten verlassen. An Bord der „Covenant“ verfrachtet er die beiden überlebenden Crew-Mitglieder in den Hyperschlaf, bevor er zwei Facehugger-Embryonen, die er an Bord geschmuggelt hat, zu den Embyonen der Kolonisten legt.
Spoiler Ende!
Tja, wo fängt man hier am besten an? An PROMETHEUS störte mich, dass sich der Film einerseits unglaublich wichtig nimmt mit seinen philosophischen Ausführungen, spätestens ab der Hälfte aber zu einem Tentakelmonster-Zombies-B-Movie wird. Das Problem hat ALIEN: COVENANT nicht. Der Film versucht sich gar nicht als etwas anderes zu maskieren. Das B-Movie-Flair ist hier von Anfang an gegeben und der Film zieht das bis zum Ende durch. Einige der Gedanken in PROMETHEUS waren durchaus interessant und ich war gespannt zu erfahren, wohin das führt. Aber in diesem Film wird das fast alles über Bord geworfen. Vom philosophischen Ansatz ist fast nichts mehr übrig, hier geht es nun um eine Kreaturen-töten-Menschen-Geschichte, die man so schon hunderte Male gesehen hat. Die „Geburten“ der Aliens sind zwar recht explizit und blutig in Szene gesetzt, können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film sonst kaum was zu bieten hat. Klar, auch die anderen ALIEN-Filme haben nun keine wirklich tiefgründige Story, aber sie fangen das eben mit Spannung, Charakteren und in ihrem Rahmen interessanten Hintergründen auf. Bei ALIEN: COVENANT spürt man kaum was davon. Die Charaktere sind langweilig und am Reißbrett entworfen, dazu sind sie teilweise, selbst nach B-Movie-Standards, einfach nur doof in ihren Handlungen. Wenn die ersten Crew-Mitglieder sterben, fragt man sich nur „Wer war das? Habe ich den vorher schon mal gesehen?“.
James Cameron hat das in ALIENS anders gelöst. Auch dort sind ein Teil der Marines, die beim ersten Einsatz sterben, tatsächlich nur Kanonenfutter für die Aliens. Aber hier hat es einen dramaturgischen Sinn. Die Marines erkennen, dass sie ihre Gegner unterschätzt haben und das Grauen der Erkenntnis wirkt so viel stärker. Zudem sind dann die Überlebenden, sei es Hicks, Hudson, Vasquez oder auch die kleine Newt, eigenständige Charaktere, mit denen man sich durchaus auch verbinden kann. Bei ALIEN: COVENANT hat man dazu keine Chance. Die Figuren sind Stereotypen, die in ihren Dialogen erklären müssen, wer sie sind, wenn sie nicht gerade die Handlung erklären. Der Film ist weder besonders spannend, noch besonders gruselig. Die Alien-Szenen reichen ebenfalls von recht unspektakulär bis blöde, wozu auch die teilweise wirklich mies animierten CGI-Aliens beitragen.
Auf Logiklöcher in Sci-Fi-Filmen hinzuweisen ist eigentlich Unsinn. Solange der Film in seiner eigenen Logik Sinn macht, ist doch eigentlich alles in Butter. Aber selbst das ist bei diesem Film nicht gegeben. Dieses Virus wirkt mal so, mal so. Die Inkubationszeit, von der Befruchtung des Wirts, bis hin zum schlüpfenden Alien, ist im Film auf wenige Minuten heruntergebrochen, während man im ersten ALIEN noch den Eindruck hatte, es vergehen Stunden oder gar Tage. Die Handlungen der Figuren sind teilweise so bescheuert, dass man sich ein ungläubiges Staunen nicht verkneifen kann. Und als beide Damen bei der Geburt der ersten Kreatur auf dem Blut des Wirts ausrutschen, hat das schon was von unfreiwilligem Slapstick. Ich zumindest konnte mir ein Lachen nur schwer verkneifen. Natürlich verhalten sich Figuren in Horrorszenarien meist nicht sonderlich clever, aber ich kann mich an ähnliche Verhaltensweisen im ersten ALIEN beispielsweise nicht erinnern (mal abgesehen von der Katze vielleicht). Fairerweise muss ich aber sagen, dass die Doofheitsmomente der Crew nicht ganz solche Ausmaße annehmen, wie man es nach diversen Kritiken im Vorfeld befürchten konnte.
Der Arbeitstitel des Filmes war ALIEN: PARADISE LOST. Das COVENANT im tatsächlichen Titel ist nicht nur die Bezeichnung für das Kolonialschiff, sondern steht natürlich auch im übertragenen Sinne für den Bund zwischen Mensch und Gott. Auch bei PROMETHEUS ist der Titel nicht nur der Name des Schiffes, sondern die Bedeutung des Gottes Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte und dafür von Gottvater Zeus bestraft wurde. Wer weiß, vielleicht benennt Ridley Scott den ersten ALIEN-Film noch um in ALIEN: NOSTROMO.
Spoiler!
Dass Walter am Ende eigentlich David ist, war nun auch recht vorhersehbar. Erstaunlich ist nur, wie sich David innerhalb kürzester Zeit in Walter verwandeln konnte. Gerade noch kämpfen beide gegeneinander und im nächsten Moment kommt David als Walter aus dem Tempel, inklusive dessen Kleidung, fehlender Hand und anderer Haarfarbe. Beim Kampf vorher hat ihm der weibliche Captain ihren Anhänger ins Kinn gerammt. aber diese Verletzung ist auch auf wundersame Weise verschwunden. Zudem hatte Walter David schon so stark beschädigt, dass dessen Sprachprozessor nicht mehr richtig funktionierte. Auch davon ist nichts mehr zu hören.
Als sie die Leiche von Shaw finden, aus der offensichtlich ein Alien herausgeplatzt ist, sieht man auch die ganzen Kreaturen, die im Laufe der Jahre durch Davids Experimente entstanden sind. Aber mit Shaw hatte er nur einen Wirt. Woher kamen also all die anderen Kreaturen? Und warum ist die schwarze Flüssigkeit nun auf einmal schwarzer Staub, der scheinbar ein Bewusstsein hat? Gut, das könnte man noch damit erklären, dass das Virus mutiert ist, als es die Konstrukteure getötet und sich quasi als deren Leichenstaub mit der Pflanzenwelt des Planeten verbunden hat. Aber wirklich klar wird das im Film nicht. Dass David gefährlich ist, war Shaw doch am Ende vom PROMETHEUS klar. Warum also hat sie ihn wieder zusammengebaut? Und warum töten die neugeborenen Aliens alles und jeden, aber David verschonen sie nicht nur, sondern wirken sogar vertraut mit ihm?
Spoiler Ende!
Auch musikalisch liegt im Film Einiges im Argen. Wie schon in PROMETHEUS ist das bekannte ALIEN-Thema von Jerry Goldsmith zu hören und das sogar relativ häufig. Es ist thematisch auch fast das Einzige, was die Musik zu bieten hat. Das „Life“-Thema von Harry Gregson-Williams aus PROMETHEUS wird ebenfalls kurz zitiert. Komponist Jed Kurzel schippert mit seinen düsteren Klang-Collagen durch die Variationen des Goldsmith-Themas, ohne dabei wirklich eigene Akzente zu setzen. Manche Szenen haben gar keine Musik, wie beispielsweise Teile des Showdowns, aber selbst wenn sie da ist, nimmt man Kurzels Musik kaum wahr. Goldsmiths Thema erinnert einen auch immer wieder daran, dass man das Alles schon wesentlich besser gesehen hat.
Trotz der prominenten Verwendung seines Themas wird Goldsmith nicht im Vorspann genannt. Sein Name taucht fast am Ende des Abspanns auf. Laut einigen Aussagen von Beteiligten hatte Kurzel auch recht wenig mit dem Goldmsith-Material zu tun. Dieses wurde von verschiedenen Orchestratoren arrangiert und in die Musik eingearbeitet.
Ein Soundtrack-Album ist digital und auf CD erschienen, Vinyl folgt in Kürze.
Der Film stellt den Mittelteil einer geplanten Trilogie dar. Laut Ridley Scott gibt es genug Material für zwei weitere Filme. Abhängig vom Erfolg von ALIEN: COVENANT soll nächstes Jahr ALIEN: AWAKENING entstehen, der die Trilogie abschließt. Auch Sigourney Weaver könnte wieder auftauchen. Scott sprach sogar davon, dass ALIEN ein Franchise wie STAR WARS werden könnte. Aber eine Frage bleibt: Warum? Warum braucht man eine Vorgeschichte zum ersten ALIEN? Es ist für den Film völlig unerheblich, dieser ganze Schöpfer-Menschheit-Überbau. ALIEN ist ein Sci-Fi-Horrorfilm. Hier geht es um das Grauen, welches in dunklen Ecken lauert. Mehr braucht man nicht, um den Film zu verstehen. Erzwungene Hintergründe zu alten Filmreihen gehen meist in die Hose, weil sie auch ein wenig die Prinzipien ihrer Originale verraten. ALIEN war nie angedacht als Ergebnis einer Suche nach der Herkunft der Menschheit. Und auch gerade dass so viel im Dunkeln verborgen blieb, also woher kommt das Raumschiff, woher die Eier, nährte das Mysterium der Angst im Film. Das dies nun alles mit einem philosophischen Überbau erleuchtet wird, raubt dem ersten Film durchaus etwas von seiner Ungewissheit.
Wer also eine adäquate Fortsetzung von PROMETHEUS erwartet, dürfte von ALIEN: COVENANT recht enttäuscht sein. Der Film ist ein auf Hochglanz polierter Monster-Schlock, der jeden Ansatz einer halbwegs plausiblen Weiterführung der Geschichte mit blutigen Szenen und öden Charakteren überfährt. Ob und wie irgendwas davon in weiteren Filmen einmal mehr Sinn macht, sei mal dahingestellt. Als einzelner Film kann ALIEN: COVENANT der Reihe kaum Neues hinzufügen.