Der Oppa hat jesacht… – DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT

Quelle: kino.de

„Witzischkeit kennt keine Grenzen“. Dieser Song steht nicht nur im Mittelpunkt von Hape Kerkelings Film Kein Pardon, einer liebevollen Perisflage auf das Showbusiness, sondern könnte auch der Titel von Hapes Lebenswerk sein.

Bereits mit seinem Buch „Ich bin dann mal weg“, in dem er seine Erlebnisse bei der Beschreitung des berühmten Jakobsweges schildert, konnte Hape Kerkeling einen Bestseller landen. Es war nur konsequent, dass das Buch auch verfilmt wurde. 2014 veröffentlichte er dann seinen autobiografischen Roman „Der Junge muss an die frische Luft“, in dem er seine Kindheit auf tragikomische Weise erzählt. Auch dieses Buch wurde ein Bestseller, welchem sich nun die Oscar-Preisträgerin Caroline Link (Jenseits der Stille, Nirgendwo in Afrika) angenommen hat.

Der kleine Hans-Peter Kerkeling lebt mit seinen Eltern in Recklinghausen, nicht weit entfernt von seinen Großeltern. Sein Vater ist Schreiner und sehr oft auf Montage, weshalb Hape viel Zeit mit seiner liebevollen Mutter verbringt. Anfang der 70er Jahre zieht Hape mit seinen Eltern vom ländlichen Recklinghausen in die nördliche Stadt zu den Großeltern mütterlicherseits. Seine Oma betreibt einen Tante-Emma-Laden und hier schnappt der kleine Hape bereits Klatsch und Tratsch der Kunden auf, die er dann auf humoristische Weise imitiert, sehr zur Freude seiner Familie. Zu beiden Teilen der Großeltern hat Hape ebenfalls ein sehr gutes Verhältnis. Seine Oma Änne ermutigt ihn dazu, nicht auf das zu hören, was andere Leute sagen. So setzt der moppelige und unsportliche Hans-Peter auch schon seinen Körper ein, um andere zum Lachen zu bringen.

Doch es dauert nicht lange, bis sich erste Risse im scheinbaren Familienidyll zeigen. Durch das Fehlen des Vaters fühlt sich Hapes Mutter oft einsam und mit all der Arbeit überfordert. Als seine Oma Änne dann krank wird, ist das nur der Anfang einer ganzen Reihe von Schicksalsschlägen, die der junge Hans-Peter lernen muss, zu verarbeiten.

Caroline Link konzentriert sich in ihrem Film fast ausschließlich auf die Kindheit Hapes, während im Roman auch schon spätere Ereignisse als Moderator oder als seine Kunstfigur Horst Schlämmer auftauchen. Zumindest Horst Schlämmer bekommt auch im Film einen kurzen Auftritt spendiert, zeigt er sich doch als Weiterführung von Hapes bereits in der Kindheit vorhandenem Talent, solche Charaktere zu erschaffen. Während der Film im ersten Drittel die fröhliche und unbeschwerte Kindheit Hapes zeigt, wandelt er sich danach in eine Tragikomödie, in der die heile Kinderwelt viel ertragen muss. Dabei gelingt es dem Film aber, nie zu sehr ins Kitschige oder Melodramatische abzurutschen. Das liegt vor allem auch am Spiel der Darsteller, allen voran Julius Weckauf als junger Hape, der nicht nur den Komiker, sondern auch das Kind mit gebrochenem Herzen überzeugend darstellt. Das Wechselspiel dieser beiden Zustände ist ebenfalls sehr gelungen, es wird nie zu albern, aber auch die Trauer wird immer wieder durch eine schelmische Leichtigkeit aufgefangen.

Zudem versteht es der Film recht gut, die vielen Menschen, die Hape als Kind geprägt haben, gut unterzubringen. Das gelingt dadurch, dass so ziemlich jede Person aus Hapes näherem Umfeld (Eltern, Großeltern) eine eigene, längere Szene mit dem kleinen Hape bekommt, wie der Opa, der mit ihm wandern geht oder die Oma, die als Mutterersatz bei den Kindern einzieht. So kommt man am Ende auch zu der Erkenntnis, dass Hapes Humor zum Teil aus dem Schmerz geboren wurde, den er als Kind erfahren musste. Er befolgte den Rat seines Opas, nie stehen zu bleiben, auch wenn man nicht weiß, was einen noch alles erwarten wird. So sieht man dann am Ende auch diese Gruppe von Menschen, die Hape, jeder auf seine Art, geprägt hat und man verlässt den Film daher auch mit einem guten Gefühl.

Quelle: radioeins.de

Die Musik stammt von Niki Reiser, der bereits vorher schon mit Caroline Link gearbeitet hat. Seine Themen begleiten Hape durch seine Kindheit, obwohl seine Musik, besonders bei den traurigen Ereignissen, manchmal doch ein wenig zu sehr auf die Tränendrüse drückt. Aber das fängt der Film gut auf, in dem nicht alles breit ausgewalzt und gezeigt wird. Selbst Hapes homoerotische Interessen werden im Film zwar angedeutet, aber nie thematisiert. Ein Album mit der Musik aus dem Film, zu dem auch viele Schlager der damaligen Zeit gehören, ist leider nicht erschienen.

Der Film konnte in Deutschland bisher bereits über zweieinhalb Millionen Besucher in die Kinos locken und zeigt auch damit, dass Hape Kerkeling, trotz eigens auferlegtem TV-Ruhestand, immer noch zu den beliebtesten Komikern des Landes gehört. Der Film ist nun sicherlich kein kinoveränderndes Epos, sondern nur die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich trotz vieler Schicksalsschläge nicht von seinem Weg hat abbringen lassen. Und das vermag der Film einfach auf sehr sympatische Weise zu vermitteln.

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