THE OINGO BOINGO SPACESHIP – Danny Elfman und die Rockmusik

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Anfang der 70er gründete Richard Elfman, Danny Elfmans grosser Bruder, die Musiktheatergruppe „The Mystic Knights of the Oingo Boingo“, ganz in der Tradition von „Frank Zappa’s Mothers of Invention“. Danny wurde nicht nur Sänger, sondern auch musikalischer Leiter des Ganzen.

Das Programm bestand aus Coverversionen bekannter Jazzstandarts, vor allem von Cab Calloway, bis hin zu klassischer, russischer Balletmusik. Die Mitglieder der Truppe traten meist geschminkt auf und hatten sehr ausgefallene Kostüme.

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Ende der 70er dann zerbrach die Truppe langsam und es formte sich aus den Mitgliedern die Band Oingo Boingo. Steve Bartek, der bis heute die sogenannten Orchestrations bei Elfmans Filmmusiken übernimmt, spielte bereits bei den Mystic Knights und übernahm nun den Job des Gitarristen bei Oingo Boingo. Weitere Mystic-Knights-Mitglieder, die der Band beitraten, waren die „Bläserfraktion“ (Saxophon, Trompete), bestehend aus Leon Schneiderman, Sam „Sluggo“ Phillips und Dale Turner. Richard Gibbs, heute ebenfalls Filmkomponist, spielte die Keyboards, Kerry Hatch den Bass und Johnny „Vatos“ Hernandez Schlagzeug.

Um diesen Umbruch festzuhalten, inszenierte Richard Elfman 1980 den Film Forbidden Zone, in dem hauptsächlich die Bandmitglieder und Freunde mitspielten. Zu diesem Film schrieb Danny dann auch seinen ersten Soundtrack, eingespielt mit seiner Combo, die da noch „The Mystic Knights of the Oingo Boingo“ hiess. Danny selbst tritt in dem Film als Satan auf:

Ein Soundtrack-Album erschien bei Varese:

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Trackliste:

01. Forbidden Zone
02. Hercules Family Theme
03. Some of These Days
04. Journey Through the Intestines
05. Squeezit’s Vision of His „Sister“
06. Queen’s Revenge
07. Factory
08. Love Theme – Squeezit and the Chickens
09. Flash and Gramps
10. Squeezit the Moocher (Minnie the Moocher)
11. Alphabet Song
12. Cell 63
13. Witch’s Egg
14. Yiddishe Charleston
15. Bim Bam Boom
16. Chamber Music
17. Pleure
18. Battle of the Queens
19. Love Theme – King and Queen
20. Finale

Im selben Jahr erschien dann auch eine EP mit vier Titeln. Die Band hatte hier bereits das „Mystic Knights“ abgelegt:

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Trackliste:

01. Only a Lad
02. Violent Love
03. Ain’t this the Life?
04. I’m so Bad

Daraufhin erhielten sie einen Plattenvertrag und so erschien 1981 das erste Oingo-Boingo-Album „Only A Lad“:

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Trackliste:

01. Little Girls
02. Perfect System
03. On the Outside
04. Capitalism
05. You Really Got Me
06. Only a Lad
07. What You See
08. Controller
09. Imposter
10. Nasty Habits

Die Songs stammen alle aus Dannys Feder (natürlich bis auf das berühmte „You really got me“, tatsächlich gibt es nur auf dem ersten und auf dem letzten Boingo-Album jeweils einen Song, der nicht von Danny stammt).

Die Musik ist eine eigenwillige Mischung aus Punk, Ska, Rock und New Wave, wobei Elfman hier textlich durchaus ernste Themen anpackt, diese aber (noch) sehr verspielt und abgedreht transportiert. Das Album ist von vorne bis hinten einfach nur purer Spass mit vielen verrückten Ideen und Instrumentationen. Zu „Little Girls“ entstand auch ein Video, welches visuell quasi schon ein wenig die spätere Zusammenarbeit Dannys mit Tim Burton vorweg nimmt.

Das zweite Album erschien bereits ein Jahr später:

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Trackliste:

01. Grey Matter
02. Insects
03. Private Life
04. Wild Sex (In the Working Class)
05. Running on a Treadmill
06. Whole Day Off
07. Nothing to Fear (But Fear Itself)
08. Why’d We Come
09. Islands
10. Reptiles and Samurai

Musikalisch war das Album noch einen Tick abgedrehter als das Debüt, aber Songs wie „Insects“, „Private Life“ und „Reptiles and Samurai“ wurden zu wahren Boingo-Klassikern. Bei „Islands“ stand dann sogar John Carpenters Halloween-Thema Pate.

Bei dem Video zu „Private Life“ führte, wie auch schon bei „Little Girls“, Dannys Bruder Richard Elfman Regie.

1983 erschien dann „Good For Your Soul“, das einzige Boingo-Album, bei dem die Band die Produktion komplett abgegeben hatte, alle anderen Alben wurden von Danny und Steve Bartek, ab Ende der 80er noch zusätzlich vom neuen Bassisten John Avila, co-produziert:

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Trackliste:

01. Who Do You Want to Be
02. Good for Yor Soul
03. No Spill Blood
04. Cry of the Vatos
05. Fill the Void
06. Sweat
07. Nothing Bad Ever Happens
08. Wake Up (It’s 1984)
09. Dead or Alive
10. Pictures of You
11. Little Guns

Dannys „Zirkusmusik-Stil“ seiner frühen Scores findet sich auf diesem Album einige Male wieder und bei dem Instrumentalstück „Cry of the Vatos“ muss man wegen der „Huh Tschi Huh Hah“-Gesänge schon mal schmunzelnd an seine Songs für „Charlie and the Chocolate Factory“ denken.

Der Wechsel zu einer anderen Plattenfirma (vom A&M zu MCA Universal) bescherte uns 1984 das ominöse Soloalbum Dannys:

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Trackliste:

01. Gratitude [Short Version]
02. Cool City
03. Go Away
04. Sucker for Mystery
05. It Only Makes Me Laugh
06. Last Time
07. Tough as Nails
08. Lightning
09. Everybody Needs

Ein Blick in das Booklet verrät aber, dass das Album komplett von Oingo Boingo eingespielt wurde. Der Sound ist allerdings insgesamt wesentlich elektronischer als bei Boingo und auch bei einigen Songs merkt man, dass sie nicht so ganz zu Oingo Boingo gepasst hätten. Trotzdem finden sich auch Titel von diesem Album auf diversen Boingo-Best-of-Platten wieder. Und der Song „Gratitude“ wurde ebenfalls im Film Beverly Hills Cop verwendet und ist auch auf dessen Soundtrack-Album zu finden.

1985 kam dann Dannys grosses Jahr. Tim Burton, der mit „Pee Wee’s Big Adventures“ sein Spielfim-Regie-Debüt gab, war begeistert von der Theatralik eines Boingo-Live-Konzertes und bat Danny, den Score für den Film zu schreiben. Danny holte sich die Hilfe von Steve Bartek dazu, der Anfang der 70er an der UCLA Komposition studiert hatte. So enstand Dannys erster orchestraler Filmscore und eine bis heute andauernde Regisseur-Komponist-Beziehung mit Tim Burton. Ebenfalls 1985 erschien „Dead Man’s Party“, für viele Fans DAS Boingo-Album schlechthin:

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Trackliste:

01. Just Another Day
02. Dead Man’s Party
03. Heard Somebody Cry
04. No One Lives Forever
05. Stay
06. Fool’s Paradise
07. Help Me
08. Same Man I Was Before
09. Weird Science

Dieses Album darf auf keiner Halloween-Party fehlen, mit all seinen, vor schwarzem Humor triefenden, Songs über Tod und Teufel. Innerhalb der Band gab es eine Umbesetzung. Richard Gibbs und Kerry Hatch verliessen die Band, als neuer Bassist kam John Avila hinzu, die Keyboards wurden nun von Michael Bacich bedient. Zwischenzeitlich spielte die Band immer wieder Songs für Filme ein, die, wenn überhaupt, nur auf den jeweiligen Soundtrack-Alben zu finden waren, z. B. „Bachelor Party“ aus dem gleichnamigen Film. Auf dem Album zu Ghostbusters II findet sich ebenfalls ein Boingo-Titel, „Flesh and Blood“. Bereits 1983 durfte die Band einen Budweiser-Werbespot mit einem Lied veredeln, im Clip selbst ist die Band sogar zu sehen.

Zum Film Weird Science steuerte Elfman ebenfalls den Titelsong bei, welcher sich als letzter Track auf dem Album befindet.

Dannys Filmmusikkarriere zog langsam an und so dauerte es diesmal bis 1987, um ein neues Boingo-Album zu produzieren:

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Trackliste:

01. Home Again
02. Where Do All My Friends Go
03. Elevator Man
04. New Generation
05. We Close Our Eyes
06. Not My Slave
07. My Life
08. Outrageous
09. Pain

Insgesamt finde ich, dass dies das schwächste Album der Band ist. Es enthält zwar einige starke Songs, „Elevator Man“, „We close our eyes“ oder auch „Not my slave“, aber im direkten Vergleich, vor allem mit dem Vorgänger „Dead Man’s Party“, fällt es doch deutlich ab. Der Titel des Albums, „Boi-Ngo“, ist wohl an „So-Lo“, den Titel von Dannys Soloalbum angelehnt.

1988 dann feierten Oingo Boingo ihr 10-jähriges Bestehen mit dem Doppel-Album „Boingo Alive“:

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Trackliste:

CD 1
01. Dead Man’s Party
02. Dead or Alive
03. No Spill Blood
04. Stay
05. Cinderella Undercover
06. Home Again
07. Help Me
08. Just Another Day
09. Only Makes Me Laugh
10. My Life
11. Nothing to Fear (But Fear Itself)
12. Not My Slave
13. We Close Our Eyes
14. Elevator Man
15. Return of the Dead Man

CD 2
01. Winning Side
02. Wild Sex (In the Working Class)
03. Grey Matter
04. Private Life
05. Gratitude
06. No One Lives Forever
07. Mama
08. Capitalism
09. Who Do You Want to Be
10. Sweat
11. Violent Love
12. On the Outside
13. Only a Lad
14. Goodbye, Goodbye
15. Country Sweat
16. Return of the Dead Man 2

Wie man an der Trackliste erkennt, handelt es sich um ein Best-of-Album. Der Clou an der Sache ist aber, dass alle Songs neu einspielt wurden und einige Songs enthalten sind, die bisher nicht auf Boingo-Alben aufgetaucht sind, z. B. „Mama“. Personell gab es wieder eine Änderung, Carl Graves bediente nun die Keyboards.

Insgesamt wurden den Songs hier etwas rockigere Gewänder verpasst, Barteks Gitarre klingt rauher als auf den Originalaufnahmen. So wird „Who do you want to be?“ in der Neueinspielung etwas fetziger, sowohl bei der Gitarrenarbeit, als auch bei den Bläsern, die hier etwas kantiger klingen. Was mich aber immer etwas verwundert ist Dannys Stimme. Er hat die Neueinspielungen wesentlich „straighter“ eingesungen, als es noch bei den Originalen der Fall war, wo das theatralische Element der Stimmakrobatik aus Mystic-Knights-Zeiten stärker präsent war. Das ist es dann auch, was mich bei einigen Neueinspielungen etwas stört, der abgefahrene Gesang der Originale war bei jedem Song ein bereicherndes Element, der straighte Rockgesang nimmt dieses Element einigen Songs leider weg, weshalb ich nochmal konkret auf die Originaleinspielungen aufmerksam machen möchte. Ich bin sicher, dass die eine oder andere Überraschung dabei herausspringt.

In Dannys endgültigem Durchbruchsjahr in der Filmmusikszene 1989 veröffentlichte die alte Plattenfirma von Boingo eine Best-of-CD mit Titeln der ersten drei Alben:

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Trackliste:

01. Little Girls
02. Private Life
03. On the Outside
04. Nasty Habits
05. Grey Matter
06. Only a Lad
07. Wake Up
08. Insects
09. Whole Day Off
10. Nothing to Fear (But Fear Itself)
11. Nothing Bad Ever Happens
12. Who Do You Want to Be

Mit dem Album erschien auch eine VHS mit ausgewählten Videos der Band.

Der Wandel von der aufgedreht-verrückten New-Wave-Punk-Band hin zur „ernsteren“ Rock-Combo war bereits auf dem 87er-Album „Boi-Ngo“ zu spüren, aber 1990 nahm die Veränderung konkrete Formen an mit dem Album „Dark at the End of the Tunnel“:

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Trackliste:

01. When the Lights Go Out
02. Skin
03. Out of Control
04. Glory Be
05. Long Breakdown
06. Flesh ‚N Blood
07. Run Away (The Escape Song)
08. Dream Somehow
09. Is This
10. Right to Know
11. Try to Believe

Die Themen wurden ernster und auch die Songs waren nicht mehr so verspielt wie noch in den Anfangstagen, zudem fehlte auf dem Albumcover zum ersten Mal das „Oingo“. In „Out of Control“, einem meiner Boingo-Lieblingssongs, geht es zum Beispiel um Jugendliche, die Selbstmord begehen, weil sie keine Zukunft in ihrem Leben sehen. Der Song „Skin“ taucht auch als letzter Track auf der Score-CD zum Film Nightbreed auf, dort allerdings als Country-Version, „Country Skin“ betitelt. Der Track „Try to believe“ ist die Songversion des Titeltracks aus Dannys Midnight Run-Score. Es ist auch das erste und einzige Album der Bandgeschichte, in dem auf mehreren Songs mehrstimmiger Chorgesang der Bandmitglieder zu hören ist.

Nun folgte die längste Pause in der Geschichte der Band. Danny widmete sich mehr seiner Filmmusikkarriere und auch die anderen Bandmitglieder vertrieben sich die Zeit mit anderen Projekten. 1991 erschien eine weitere Best-of-Compilation:

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Trackliste:

01. Dead Man’s Party
02. When the Lights Go Out
03. Gratitude
04. Skin
05. Flesh ‚N Blood
06. Not My Slave
07. Stay
08. Sweat
09. No Spill Blood
10. Out of Control
11. Weird Science
12. No One Lives Forever
13. Wild Sex (In the Working Class)
14. Just Another Day
15. Who Do You Want to Be
16. Only a Lad
17. Goodbye-Goodbye

Die Titel der ersten drei Alben befinden sich auf dieser Zusammenstellung in den 1988 für „Boingo Alive“ neu eingespielten Versionen, da die Originaltitel ja einer anderen Plattenfirma gehören.

Danny wuchs der Stress langsam aber sicher über den Kopf, ausserdem hatte er Angst davor, dass Boingo zu einer Art Rock-Dinosaurier werden könnten, die einfach weitermachten, obwohl es eigentlich nichts mehr zu sagen gab. Zudem bemerkte Danny Probleme mit seinem Gehör, ausgelöst durch die jahrelange laute Beschallung bei den Live-Konzerten. Also beschloss Danny, die Band aufzulösen. 1994 erschien das „titellose“ Album „Boingo“:

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Trackliste:

01. Insanity
02. Hey!
03. Mary
04. Can’t See (Useless)
05. Pedestrain Wolves
06. Lost Like This
07. Spider
08. War Again
09. I Am the Walrus
10. Tender Lumplings
11. Change

Was war denn hier passiert? Musikalisch erschien die Band nun in einem völlig anderen Sound, die Verspieltheit war völlig verschwunden und ein dreckiger Grunge-Touch lag über allen Songs. Beim Eröffnungstrack „Insanity“ bekommt man nun zum ersten Mal auf einem Boingo-Album Orchestermusik im Stile von Elfmans Scores zu hören. Die Songs haben Überlänge, das letzte Stück, „Change“, ist gar 17 Minuten lang. Boingo verabschiedeten sich so, wie es wohl keiner erwartet hatte. Warren Fitzgerald stiess als weiterer Gitarrist zur Band.

Quelle: tommysbeach.blogspot.com

Die Abschiedstour zwängte Danny zwischen seine Verpflichtungen als Filmkomponist hinein und an Halloween 1995, im Universal Amphitheatre, fand das letzte Boingo-Konzert statt, welches 1996 als Doppel-CD und Doppel-VHS bzw. Doppel-DVD veröffentlicht wurde:

Quelle: discogs.com

Trackliste:

CD 1
01. Insanity
02. Little Girls
03. Cinderella Undercover
04. Controller
05. Burn Me Up
06. Insects
07. No One Lives Forever
08. Hey!
09. Reptiles and Samurai
10. Water
11. I Am the Walrus
12. Piggies
13. We Close Our Eyes
14. Mary
15. Can’t See (Useless)

CD 2
01. Helpless
02. I’m So Bad
03. Change
04. Stay
05. Who Do You Want to Be
06. On the Outside
07. Wild Sex (In the Working Class)
08. Dead Man’s Party
09. Nasty Habits
10. Clowns of Death
11. Ain’t This the Life
12. Whole Day Off
13. Grey Matter
14. No Spill Blood
15. Only a Lad

Auch hier finden sich einige Songs, die auf keinem Boingo-Album sonst zu finden sind. „Clowns of Death“ etwa, was ebenfalls ein Pseudonym der Band war, wenn sie in kleineren Clubs aufgetreten ist.

Das Cover der Doppel-DVD:

Quelle: amazon.com

Einige Jahre nach dem Ende der Band wurden noch zwei Best-of-Compilations veröffentlicht:

Quelle: amazon.com

Trackliste:

CD 1
01. Intro-Tender Lumplings [Live]
02. Ain’t This the Life
03. Nasty Habits
04. On the Outside
05. Only a Lad
06. Little Girls
07. Grey Matter
08. Wild Sex (In the Working Class)
09. Private Life
10. No Spill Blood
11. Nothing Bad Ever Happens
12. Sweat
13. Who Do You Want to Be
14. Gratitude [Danny Elfman]
15. It Only Makes Me Laugh [Danny Elfman]
16. Everbody Needs [Danny Elfman]
17. Dead Man’s Party
18. Weird Science

CD 2
01. Just Another Day
02. Stay
03. Not My Slave
04. Where Do All My Friends Go
05. Mama
06. Cinderella Undercover
07. Flesh ‚N Blood
08. When the Lights Go Out
09. Out of Control
10. Insanity [Medium Version]
11. Mary
12. We Close Our Eyes [Live]
13. Whole Day Off [Live]
14. Piggies [Live]
15. Insects [Live]
16. Goodbye, Goodbye

Quelle: amazon.com

Trackliste:

01. Weird Science
02. Dead Man’s Party
03. Just Another Day
04. Private Life
05. We Close Our Eyes
06. Violent Love
07. Only a Lad [Live]
08. Wild Sex (In the Working Class)
09. Dead or Alive
10. When the Lights Go Out
11. Grey Matter

Wenn ich die Phasen von Oingo Boingo mit Elfmans Scores vergleichen würde, dann würde ich sagen, dass die ersten fünf Alben Pee Wee´s Big Adventure und Beetlejuice sind, während „Boi-Ngo“ und „Dark at the End of the Tunnel“ Richtung Batman gehen, „Boingo“ wäre dann sowas wie Sleepy Hollow.

Ein Boingo-Element, dass sich bis heute in Elfmans Scores wiederfindet, sind die selbstgebauten Instrumente. Im Making-of zu Planet of the Apes beschreibt Elfman ja ganz nett, wie seine Scores normalerweise aufgebaut sind, also zwei drittel Orchester und ein drittel er selbst mit Synthie und Percussion, wobei Planet of the Apes genau umgekehrt ist, also ein drittel Orchester und zwei drittel Elfman himself. Weiter erzählt er, dass er die Percussion-Instrumente selber gebaut hat, aus allem möglichen Zeug, was man so auf dem Schrottplatz findet. Da hat er beispielsweise Bierdosen seitlich aufgeschlitzt, auf einem Holzbrett mit Pflöcken in einer Reihe befestigt und spielt diese Dosen mit einem Hammer. Oder er haut ganz einfach auf Mülleimerdeckeln herum, Zitat Elfman „I truly believe in the Junkyard-Orchestra“. Zu hören ist dieser metallische Klang nicht nur bei Planet of the Apes, sondern auch bei Spider-Man und ein wenig in Hulk. Bei Boingo war es hauptsächlich Saxophonist Leon Schneiderman, der immer selbstgebaute Instrumente mitbrachte, die natürlich auch live zum Einsatz kamen, wie beispielsweise speziell umgebaute Xylophone.

Wer sich etwas mehr für die Band interessiert, kann sich guten Gewissens dieses äusserst kurzweilige Buch zulegen:

Quelle: amazon.com

Darin gibt es nicht nur die ganze Entstehungsgeschichte der Band zu lesen, sondern auch komplette Alben- und Songlisten, in gesonderten Kapiteln sogar Listen mit raren Aufnahmen und Songs, die nur auf Soundtrack-Alben oder anderen Samplern erschienen sind. Das Buch gibt es leider nur in englischer Sprache.

Laura Engel war ein Boingo-Groupie der ersten Stunde, noch bevor die Band einen Plattenvertrag bekam. Sie lernte die Band persönlich kennen und wie die Dinge manchmal so laufen, wurde sie irgendwann zur Band- und Tourmanagerin von Oingo Boingo. Als dann Dannys Filmmusikkarriere begann, wurde sie ebenfalls Dannys persönliche Managerin, sie wird in den Credits seiner Score-CDs immer dankend erwähnt. Mit dem ansteigenden Erfolg Dannys in der Filmmusikszene wurde auch der Name Laura Engel bekannter, ihren endgültigen Durchbruch hatte sie dann, als Richard Kraft sie mit ins Boot holte und „Kraft-Engel-Management“ gründete. Heute betreut Laura natürlich nicht nur Danny, sondern auch Angelo Badalamenti, Christophe Beck, Jon Brion, Alexandre Desplat, DeVotchKa, Philip Glass, David Kitay, Jan Kaczmarek, Deborah Lurie, Alan Menken, Javaier Navarrete, John Ottman, Rachel Portman, John Powell, Trevor Rabin, Graeme Revell, Marc Shaiman, Ed Shearmur, Alex Wurman und Aaron Zigman.

Quelle: gettyimages.com

Richard Elfman hat ebenfalls noch das alte Boingo-Blut in sich. Er arbeitet nicht nur seit Jahren an der Fortsetzung zu Forbidden Zone, sondern macht auch immer mal wieder durch verrückte Aktionen auf sich aufmerksam. So promotete er eine Werkschau seiner Filme auf seine ganz eigene Art.

Boingo-Drummer Johnny „Vatos“ Hernandez veranstaltet jedes Jahr zu Halloween eine „Boingo Dance Party“. Bei diesem Konzert spielen auch Mitglieder der Band mit, wie Steve Bartek oder auch John Avila. Vor ein paar Jahren übernahm Brendan McCreary den Gesang, der Bruder von Filmkomponist Bear McCreary. Die beiden spielen ja auch in einer Band, bei der ebenfalls hin und wieder Steve Bartek und John Avila als musikalische Gäste auftreten. Man kennt sich also. Mehrere Anfragen der Band an Elfman, doch auch mal wieder mit ihnen auf der Bühne zu stehen, lehnte er ab.

Seine Abstinenz vom Rocker-Leben machte Danny wohl doch mehr zu schaffen, als er angenommen hatte. So wagte er sich in den letzten Jahren dann doch stückweise wieder auf die Bühne. Er sang seine Rolle des Jack Skellington bei der Live-Aufführung von Nightmare Before Christmas und spielte 2015 an Halloween als Zugabe noch den Song „Dead Man’s Party“ mit Steve Bartek.

Für den Film Wanted mit Angelina Jolie schrieb Elfman nicht nur den Score, er nahm auch nach langer Zeit einen Song dafür auf.

Bereits drei Jahre vorher schrieb und sang er die Songs für Tim Burtons Charlie and the Chocolate Factory.

Die größte Überraschung war aber, dass Elfman 2020 beim Musikfestival Coachella auftreten wollte. Wegen Corona fand das natürlich nicht statt, daher möchte Elfman nun nach und nach neue Songs online veröffentlichen. Zwei gibt es bereits, „Happy“ und „Sorry“.

Vor allem „Sorry“ ist natürlich etwas gewöhnungsbedürftig, macht aber doch da weiter, wo Elfman 1995 mit Oingo Boingo aufgehört hat. Der Song „Insanity„ beispielsweise ist musikalisch und textlich nicht so weit entfernt von dem, was Elfman uns nun präsentiert. Und auch das Video dazu geht bereits diesen düsteren Weg.

Elfman künigte an, erst mal monatlich neue Songs online zu stellen. Die Chancen auf ein neues Album von ihm stehen damit sehr gut, zumal die Songs auch bei einem Label verlegt werden (Anti Records/Epitaph Records). Scheinbar ist Elfman das Leben als Filmkomponist doch langsam leid und kehrt verstärkt zu seinen musikalischen Wurzeln zurück. Er kündigte auch weitere Orchesterwerke an, die er abseits der Filmmusik schreiben und veröffentlichen möchte.

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