Feuerwehrleute werden in unseren Breitengraden nicht besonders häufig als Helden gesehen, obwohl sie immer wieder ihr Leben riskieren, um andere zu retten. In den USA ist das ganz anders. Dort gibt es viele Beispiele heldenhafter Einsätze von Feuerwehrleuten, die auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Viele Filme zeugen ebenfalls von dem Bild, welches die Feuerwehr nach außen abgibt. Ob in BACKDRAFT oder in LADDER 49, Feuerwehrleute sind Helden im echten Leben.
ONLY THE BRAVE, der zuerst NO EXIT und GRANITE MOUNTAIN heißen sollte, erzählt die wahre Geschichte der „Granite Mountain Interagency Hotshot Crew“, einer Gruppe von 20 Feuerwehrmännern, die in Arizona gegen Waldbrände ankämpfte. Der Film konzentriert sich dabei hauptsächlich auf Eric Marsh (Josh Brolin), der als Superintendent, genannt „Supes“, die Gruppe anführt und Brendan McDonough (Miles Teller), der als ehemaliger Drogenabhängiger sich der Gruppe anschliesst, um für seine bald zur Welt kommenden Tochter sorgen zu können.
Doch bevor sich die Gruppe bei „richtigen“ Einsätzen beweisen darf, muss sie erst ein Trainigsprogramm abschließen, damit sie überhaupt den Status „Hot Shots“ erreicht. Über Monate hinweg trainiert die Gruppe den Ernstfall. Angetrieben wird Eric Marsh dabei auch von seinem Frust, dass „Hot Shots Crews“ aus anderen Gegenden, die im Ernstfall gerufen werden, seine Befehlsgewalt und Erfahrung untergraben. Mithilfe seines alten Freundes Duane Steinbrink (Jeff Bridges) konnte er den Bürgermeister der Stadt Prescott davon überzeugen, eine eigene Elite-Truppe von Feuerwehrmännern auszubilden.
Während Brendan um die Anerkennung bei seiner Freundin, die er aus Versehen geschwängert hat, kämpft, scheint die Ehe von Eric Marsh und seiner Frau Amanda (Jennifer Connelly) ein starkes Bündnis zu sein. Während er seine Männer ausbildet und Feuer bekämpft, kümmert sie sich auf ihrer gemeinsamen Farm um traumatisierte Pferde. Doch im Laufe der Zeit drehen sich die Verhältnisse der beiden Charaktere. Während Brendan endlich von seiner Freundin als Vater akzeptiert wird, zeigen sich bei Eric und Amanda erste Risse. Auch Amanda wünscht sich eine Familie, doch Eric hat das schon lange ausgeschlossen, da er für den Kampf gegen das Feuer lebt. Nach einem heftigen Streit sucht er Trost bei seinem Freund Duane. Diesem erzählt er auch von einem Traum, den er immer wieder hat. Darin sieht er einen lichterloh brennenden Wald, ein wahres Inferno, durch das ein riesiger Bär, der nur aus Flammen besteht, auf ihn zuläuft. Eric sagt, dass dieser Bär zugleich das Schönste und Furchterregenste ist, was er je gesehen hat. Und dass er sich im Moment ebenso fühlt.
Danach kehrt er zu Amanda zurück und verspricht ihr, dass für ihn nach dieser Saison Schluß ist bei der „Granite Mountain Interagency Hotshot Crew“.
Achtung, Spoiler!
Am 28. Juni 2013 bricht ein heftiger Waldbrand in den Bergen von Prescott aus, der die ganze Stadt bedroht. Eric und sein Team ziehen kurz darauf los, um die Stadt vor dem Feuer zu beschützen. Brendan wird von der Gruppe getrennt, um auf einem Hügel in der Nähe das heranrückende Feuer zu beobachten. Gerade noch in Sicherheit, bedroht das Feuer nun die Gruppe von Feuerwehrmänner, da aufkommende starke Winde das Feuer regelrecht voranpeitschen. Am 30. Juni 2013 werden sie von dem sogenannten „Yarnell Hill Fire“ eingeschlossen und 19 der 20 Feuerwehrmänner sterben bei dem Brand. Nur Brendan überlebt als einziger die Tragödie.
Der Verlust an Feuerwehrmännern beim „Yarnell Hill Fire“ 2013 war der größte seit 1933 bei Waldbränden und der größte in den USA seit den Terroranschlägen vom 11. September. Der Film verzichtet dabei auf allzu großes Pathos und zeichnet die Figuren lebensecht, aus Respekt vor den realen Personen. Die Kameradschaft ist spürbar zwischen den Männern und auch der Ablauf der Ereignisse wird recht nüchtern, wenngleich auch in sehr eindrucksvollen Bildern gezeigt, bei denen echte Aufnahmen und CGI perfekt miteinander harmonieren.
Spoiler Ende!
Regie führte Joseph Kosinski, ein relativ junger Filmemacher, der aber schon zwei große Blockbuster inszeniert hat, TRON: LEGACY und OBLIVION.
Auch bei den Schauspielern gibt es keine Ausfälle. Josh Brolin zeigt eine seiner besten Leistungen überhaupt, Jennifer Connelly spielt seine Frau stark und leidenschaftlich und auch der Rest der Feuerwehrmänner ist gut besetzt und gespielt. Dazu kommt die recht realistische Inszenierung, die den Film zu einem packenden Drama macht.
Kurioserweise setzt Kosinski musikalisch dafür auf recht ausgetretene Pfade. Der Score von Joseph Trapanese suggeriert dem Zuschauer gleich zu Beginn einen vor Pathos triefenden US-Helden-Kitsch, mit seinen eigentlich schon seit Ende der 90er ausgelutschten Hans-Zimmer-Epik-Harmonien. Zum Glück, muss man eigentlich schon sagen, hat der Film nicht viel Score. Selbst einige der Waldbrandszenen sind ohne Musik. Dafür dominieren eher Rock- und Country-Songs, die auch besser zum Leben der Leute in Prescott, Arizona passen und den Realismus des Ganzen mehr unterstreichen als der Score, der tatsächlich einen ultra-patriotischen Michael-Bay-Film suggeriert. Die Musik wurde von Varèse Sarabande veröffentlicht.
Um das Namenschaos perfekt zu machen, bekam der Film in Deutschland den Titel NO WAY OUT – GEGEN DIE FLAMMEN. In den USA lief der Film bereits Ende 2017 im Kino. Bei uns dürfte er wohl keine allzu großen Wellen schlagen, aber wenn ihr Lust auf ein packendes Drama über Feuerwehrleute habt, solltet ihr hier mal einen Blick riskieren.