Wenn der Sommer kommt und auf Feldern und Wiesen die Blumen sprießen, kann man den fleißigen Insekten wieder bei der Arbeit zusehen. Mit dem Sommer kommen aber auch die großen Blockbuster-Anwärter ins Kino, da macht dieser nun 20. Film des Marvel Cinematic Universe keine Ausnahme.
Vom großen Erfolg des ersten GUARDIANS OF THE GALAXY war sicherlich auch das Studio überrascht. Ein Comic, welches nun nicht gerade die Popularität eines Hulk, Spider-Man oder Iron-Man hat, ließ die Mitstreiter an den Kinokassen hinter sich. Ant-Man ist im Grunde ebenfalls eine Figur, die nun nicht gerade häufig in den Top 5 der beliebtesten Superhelden aufgetaucht sein dürfte. Auch die Prämisse, dass ein Mann sich mit Hilfe eines Anzugs verkleinern kann und dann auf Ameisen reitet, klingt eher albern als heroisch. Erinnerungen an HONEY, I SHRUNK THE KIDS werden wach. Da aber mittlerweile alles zu Geld wird, was Marvel anfasst, bekam natürlich auch die Figur des Ant-Man ihren eigenen Film. Man kann sich der ganzen Sache eigentlich nur mit Humor nähern und genau das war auch das Ziel, als man Edgar Wright (SHAUN OF THE DEAD, THE WORLD’S END, BABY DRIVER) mit der Regie beauftragte. Doch die berühmten kreativen Differenzen führten dazu, dass Wright das Projekt schliesslich verließ. Ihm blieb aber der Credit als Co-Autor und ausführender Produzent. Für ihn übernahm Peyton Reed die Regie, der sich mit Insekten auskennt, wenn man so will. 1997 inszenierte er den TV-Film THE LOVE BUG, den insgesamt fünften Film der Reihe um den lebendigen VW-Käfer Herbie.
Der erste ANT-MAN wurde 2015 einer der erfolgreichsten Filme des Jahres. Allerdings spielte er weltweit „nur“ knapp 520 Millionen Dollar ein und rangiert damit tatsächlich auf den hinteren Plätzen des Marvel-Universums. In den Staaten kamen sogar nur 180 Millionen Dollar zusammen, gerade mal 50 Millionen Dollar mehr, als er gekostet hat. Nur der erste CAPTAIN AMERICA und der HULK-Film von 2008 spielten weniger ein. Doch das weltweite Ergebnis überzeugte das Studio und es wurde eine Fortsetzung in Auftrag gegeben.
Der Film beginnt nach den Ereignissen von CIVIL WAR. Scott Lang konnte als Strafe für die Ereignisse in Deutschland einen zweijährigen Hausarrest aushandeln. So kann er zumindest seine Tochter Cassie regelmäßig sehen. Da es ihm gelang, aus dem subatomaren Raum zu entkommen, tüfteln der Erfinder Hank Pym und seine Tochter Hope an einer Art Tunnel, der in den subatomaren Raum führen soll, wo Hank seine Frau Janet vermutet, die dort einst verschollen ist und für tot gehalten wurde.
Hope macht ein Geschäft mit dem zwielichtigen Sonny Birch, da sie ein Bauteil für den Tunnel benötigt. Doch Birch wittert das große Geld und will in die Forschungen von Hank und Hope einsteigen. Es kommt zu einem Kampf, bei dem sich Hope in Wasp verwandelt. Sie kann fast alle Gefolgsleute von Birch ausschalten, doch dann taucht plötzlich eine Gestalt in einem weißen Anzug auf, genannt Ghost, die sich das Bauteil schnappt, sowie auch das zu Koffergröße geschrumpfte Labor von Hank. Scott, Hope und Hank nehmen die Verfolgung auf, denn ohne das Labor können sie Janet nicht zurückholen. Doch die Identität von Ghost hält für die Helden noch eine Überraschung bereit.
Der erste ANT-MAN war genau genommen ein Heist-Film, in dem es eher um Taktik beim Einbruch ging, als um spektakuläre Action. Das war durchaus erfrischend, mal keinen Comic-Film zu sehen, in dem ein Alien die Erde beherrschen oder vernichten will, was zu wüsten Zerstörungsorgien und Kloppereien führt. Gegen die Filme seiner Mitstreiter wirkt ANT-MAN fast schon klein, im wahrsten Sinne des Wortes. Die leichtfüßige Inszenierung machte aus ANT-MAN einen unterhaltsamen Zeitvertreib, den für mich eigentlich nur der oberflächliche Humor störte. Die Gags sind größtenteils schon recht platt und zielen auf den billigsten Lacher. Ein wenig mehr Cleverness bei den Gags hätte sicherlich nicht geschadet. Das ist im Grunde auch das Problem des zweiten Films. Der Humor ist einfach platt und meist nicht mal wirklich gut aufgebaut. Es geht eigentlich nur darum, einen lustigen Spruch unterzubringen, wo es nur geht. Dabei wirft man dem Zuschauer so viel entgegen, in der Hoffnung, dass irgendwas davon schon funktionieren wird. Das geht leider auf Kosten der Figuren, die vor allem in den Nebenrollen im Grunde nur in ihren aufgedrückten Klischees verharren. Schmunzeln musste ich beim Showdown und der Jagd nach dem Miniatur-Labor, welches dabei immer wieder die Besitzer wechselt, da nun alle Parteien, Ant-Man und Wasp, Birch und seine Leute, sowie Ghost, hinter der Technik her sind. Das hatte schon was von der Verfolgungsjagd im ersten PINK PANTHER mit Peter Sellers. Doch der Gag, dass Ant-Man und seine Freunde verschiedene Gegenstände von klein auf riesengroß bringen können, um so auch ihre Feinde zu schlagen, nutzt sich doch recht schnell ab mittlerweile.
Kurioserweise nehmen Ant-Man und Wasp, trotz des Filmtitels, fast schon eine Nebenrolle ein. Die Charaktere von Scott und Hope entwickeln sich daher auch nicht wirklich weiter. Die Geschichte um Hanks Frau und die Verbindung zu Ghost ist hier weitaus interessanter und sorgt für den dramatischen Aspekt des Filmes. Dafür sorgen auch Hannah John-Kamen in der Rolle von Ava/Ghost, sowie Laurence Fishburne als Dr. Foster/Goliath, ein ehemaliger Kollege von Hank Pym. Die Chemie zwischen den Beiden stimmt und ich hätte gerne noch mehr Szenen gesehen, denn so war Fishburne in der Rolle etwas verschenkt. Ava hat ebenfalls das typische Marvel-Problem, dass die Bösewichter meist nicht wirklich interessant sind. Aber wie schon Mads Mikkelsen in DOCTOR STRANGE macht Hannah John-Kamen mit ihrem Spiel mehr aus der Rolle, als eigentlich da ist. Und im Grunde ist sie ja kein Bösewicht, sondern ein Opfer der Umstände.
Die Musik lag wieder in den Händen von Christophe Beck, der schon den ersten Teil vertonte. Im Gegensatz zu DC Comics setzt Marvel weitgehend auf orchestrale Scores in ihren Filmen. Bei DC herrschen eher die wummernden Klangwelten eines Hans Zimmer vor. Dennoch hat Marvel es bisher nicht geschafft, ein koheräntes musikalisches Universum aufzubauen. Das liegt vor allem daran, dass die meisten ihrer Scores zwar orchestral sind, aber wenig prägnant. Themen gibt es zwar hier und da, aber da die Komponisten so oft wechseln, verschwinden auch etablierte Themen einzelner Figuren wieder. Das bekannteste Thema aus dem Marvel-Universum dürfte daher auch das Thema der Avengers von Alan Silvestri sein.
Christophe Beck setzte aufgrund der Vorlage im ersten Film auch eher auf „Spion-Musik“, die teilweise fast schon parodierend mit Vorbildern wie MISSION: IMPOSSIBLE spielte. Doch leider blieb bei mir auch davon nicht viel hängen. Das erging mir beim zweiten Film ebenso. Musik war zwar da, aber wirkliche Highlights hat sie nicht gesetzt.
Wie bereits bei BLACK PANTHER oder auch dem zweiten GUARDIANS OF THE GALAXY wurde das Score-Album nur als Download veröffentlicht. Für die Sammler gab es von BLACK PANTHER und GUARDIANS OF THE GALAXY VOL.2 aber immerhin eine Vinyl-Ausgabe.
ANT-MAN AND THE WASP macht da weiter, wo der erste ANT-MAN aufgehört hat. Das bedeutet aber leider auch, dass sich eigentlich nicht viel verändert oder entwickelt. So bleibt ein im Grunde harmloser Spaß, der sich selbst nicht ernst nimmt und ebenfalls in Relation zu den Avengers-Filmen in seinem eigenen Mikrokosmos bleibt.