Einsame-Rächer-Filme haben seit einigen Jahren Hochkunjunktur. Sei es John Wick, Jack Reacher, die TAKEN-Reihe mit Liam Neeson oder eben der Equalizer, alle haben gemein, dass sie Einzelgänger mit besonderen Fähigkeiten sind, die ihre Feinde schmerzhaft zu spüren bekommen. Jeder diese Filme bekam mittlerweile mindestens eine Fortsetzung und in ATOMIC BLONDE durfte mit Charlize Theron dann auch mal eine Frau ihren Weg mit Leichen pflastern. Unter all diesen Rächer- und Selbstjustiz-Filmen ging das Remake von DEATH WISH, der einst in den 70er Jahren Charles Bronson als Mann zeigte, der rot sieht, überraschenderweise ziemlich unter. Ob es am müden Bruce Willis oder an der drögen Inszenierung Eli Roths lag? Doch zurück zum Equalizer.
Die Filme basieren auf einer TV-Serie gleichen Namens aus den 80er Jahren. Auch dort ist Robert McCall die Hauptfigur, ein ehemaliger CIA-Agent, der Menschen in Notsituationen hilft, um wieder Gerechtigkeit herzustellen.
Regisseur Antoine Fuqua (KING ARTHUR, TRAINING DAY) machte daraus 2014 einen harten und geradlinigen Actionthriller mit Denzel Washington in der Hauptrolle. Der Film wurde nun kein übermäßig großer Erfolg, spielte aber bei einem Budget von 55 Millionen Dollar doch immerhin fast 200 Millionen Dollar weltweit ein. Genug für eine Fortsetzung.
Zu Beginn des zweiten Filmes sehen wir Robert McCall bei der Ausübung seiner Tätigkeit. In einem Zug, der durch die Türkei fährt, konfrontiert er einen Mann, der seine Tochter aus den USA der Mutter weggenommen und entführt hat, mit den Optionen, wie die Geschichte ausgehen kann. Wieder zuhause in Massachusetts freundet sich McCall mit dem jungen Miles an, der wie er in einem kleinen Apartment-Gebäude lebt. Während seiner Arbeit als LYFT-Fahrer kommt er auch noch mit einer Gruppe junger, neureicher Schnösel in Kontakt, die ihm eine junge Frau, die sie vergewaltigt haben, ins Auto setzen, sowie mit dem Holocaust-Überlebenden Sam.
Seine alte Freundin Susan aus seinen aktiven Tagen bei der DIA (Defense Intelligence Agency) untersucht in Brüssel ein scheinbares Mord-/Selbstmord-Szenario eines Ehepaares, welches ebenfalls Agenten der DIA waren. Roberts ehemaliger Teamkollege Dave begleitet Susan, doch als sie alleine ihr Hotelzimmer betritt, wird sie von zwei Männern brutal angegriffen und getötet. Als Robert davon erfährt, setzt er alles daran, die Schuldigen zu finden und sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen.
Der erste THE EQUALIZER gefiel mir wegen seiner Geradlinigkeit. Das war pures 80er-Jahre-Rächer-Kino ohne großartig überraschende Handlung, dafür mit einem charismatischen Helden und angenehm „schmerzvoller“ und brutaler 80er-Jahre-Action. Damals machte Arnold Schwarzenegger in Filmen wie RAW DEAL oder auch COMMANDO im Alleingang ganze Armeen von Bösewichtern platt, ohne allzu viel dabei reden zu müssen. Und wenn er mal den Mund aufmachte, kam ein cooler One-Liner dabei raus. Ganz so extrem ist das bei Denzel Washington natürlich nicht, da ihm alleine schon die Statur Schwarzeneggers abgeht. Aber sein versteinertes Gesicht mit dieser Wut in den Augen, wenn er ohne ins Schwitzen zu kommen böse Jungs ausschaltet, ist eine gelungene Hommage an diese Filme, in denen keine unnötigen Nebenhandlungen vom vorhersehbaren Rachefeldzug ablenkten. Wenn es gut gemacht war, war das simples, aber unterhaltsames Actionkino und brachte immerhin Leute wie Chuck Norris und Steven Seagal groß raus.
Während der erste Film also mit dieser simplen Selbstjustiz-Story recht gut funktionierte, dachte man sich bei zweiten Teil nun, dass man das Ganze ausbauen muss. Es tauchen nicht nur Charaktere aus dem ersten Film wieder auf, dazu gesellen sich noch Figuren, die in diversen Nebenhandlungen, die am Ende aufgelöst werden, auftreten. Sei es der Holocaust-Überlebende Sam, der Student Miles oder auch die Nebenkriegsschauplätze in der Türkei und mit den jungen Vergewaltigern. All das führt dazu, dass das erste Drittel des Films nur schwer in Gang kommt, da erst einmal alle Figuren und Nebenhandlungen eingeführt werden müssen, die, bis auf Miles, nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. Das ist alles nett gemacht und solide gespielt, es hätte dem Film aber nicht geschadet, im Gegenteil, wenn etwas davon rausgefallen wäre. Zumal mir das am Ende, wenn alle Nebenhandlungen aufgelöst werden und man sieht, wie Robert überall für Gerechtigkeit und Erlösung gesorgt hat, etwas zu viel des Guten war. Mich hätte es nicht gewundert, wenn auch noch erwähnt worden wäre, dass er gerade ein Mittel gegen Krebs erfunden hat.
Außerdem hat seine Gerechtigkeit dieses Mal einen schalen Beigeschmack: Während es sich im ersten Film bei den bösen Jungs, die er kalt macht, hauptsächlich um rücksichtslose Gangster und Drogenbosse handelt, muss hier für die Gerechtigkeit auch ein Familienvater, der zwei kleine Töchter hat, dran glauben. Robert hat ihn zwar für seine Tat bestraft, aber dafür auch eine liebende Frau zur Witwe und zwei Kinder zu Halbwaisen gemacht. Das sticht im Film deshalb so ins Auge, weil die Familie eine eigene Szene bekommt, in der sie eingeführt und er als liebender Vater gezeigt wird. Man könnte das nun als Kommentar deuten, dass das vornehmliche Sorgen für Gerechtigkeit auch immer eine Schattenseite hat. Was Gerechtigkeit für den Einen, ist Ungerechtigkeit für den Anderen. Allerdings macht der Film in dieser Hinsicht keine weiteren Andeutungen, die Familie taucht nie wieder auf und spielt auch keine weitere Rolle mehr.
Auch die Enthüllung des eigentlichen Bösewichts ist nun nicht sonderlich überraschend. Die Bildsprache des Filmes deutet es vorher schon an. Man achte nur auf die Szene, in der Robert mit der Person telefoniert und sie in einer Totalen am Fenster zu sehen ist, während eine Glaswand das Bild teilt, auf der sich die Person spiegelt. Das doppelte Spiel wird hier also schon angedeutet. Dafür gibt es einen wirklich fesselnden Showdown in einem Küstenort während eines schweren Sturms. Logik und Naturgesetze fliegen hier zwar schneller weg als die losen Teile in dem Ort, aber es sieht einfach toll aus.
Für die Musik zeichnete, wie schon beim ersten Film, Harry Gregson-Williams (KINGDOM OF HEAVEN, THE MEG) verantwortlich. Er komponierte für den Vorgänger bereits ein Motiv für Robert, welches auch im zweiten Teil Verwendung findet. Mehr passiert thematisch in der Musik eigentlich nicht. Für ruhige und traurige Szenen wirft Harry immer mal wieder sanfte Piano-Tupfer ins Feld und die Action wird mit pulsierenden Rhythmen untermalt. Obwohl das alles musikalisch wenig aufregend ist, funktioniert es im Film doch recht gut. Die Suspense-Passagen fesseln den Zuschauer an den Sitz, auch wegen der Musik und bei der Action treibt sie das Geschehen gut voran, wenngleich ich es interessanter gefunden hätte, wenn der Showdown im Sturm ganz auf Musik verzichtet hätte. Das Pfeifen und Jaulen des peitschenden Windes ist eigentlich beeindruckend und beängstigend genug. Ein Soundtrack-Album ist auf CD und digital erschienen.
THE EQUALIZER 2 ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Films, die allerdings im Grunde auch nichts anderes ist als der erste Film, nur mit mehr Nebenhandlungen. Dennoch fühlte ich mich zwei Stunden lang gut unterhalten, trotz einiger Längen im ersten Drittel. Die Straffheit des ersten Films durch die Einfachheit der Handlung geht durch die Nebenhandlungen etwas flöten, aber die Action ist stylisch inszeniert, dabei aber nicht zu hektisch und verwackelt, als dass man nichts mehr erkennen könnte. Wer also auf fast schon altmodische Action steht, ist mit THE EQUALIZER 2 gut bedient.