Der schlechteste Detektiv der Welt – THE NICE GUYS

Quelle: filmstarts.de

Altmodische Detektiv-Geschichten gibt es in Hollywood nur noch selten. Dabei ist die Figur des einsamen Privatdetektivs, der durch den Sündenpfuhl Los Angeles streift, um einen Mordfall aufzuklären, ein Archetyp Hollywoods. Im Film Noir der 1950er Jahre war der Detektiv eine häufig auftretende Rolle, aber auch später gab es immer wieder Filme, die sich in der Zeit des Film Noir bewegten. Berühmtes Beispiel ist „Chinatown“ von Roman Polanski aus dem Jahre 1974. Aber auch für Parodien war so eine Geschichte gut. Steve Martin schlüpfte 1982 in die Rolle des Detektivs Rigby Reardon in „Dead Men Don’t Wear Plaid“, wo er sich durch Ausschnitte aus Filmen der 40er und 50er Jahre witzelte.

Shane Black ist als Regisseur und Autor kein unbeschriebenes Blatt. Aus seiner Feder stammen die Drehbücher zu Actionklassikern wie „Lethal Weapon“ und „Last Boy Scout“, als Regisseur und Co-Autor konnte er bisher mit „Kiss Kiss Bang Bang“ und „Iron Man 3“ punkten. Auch als Schauspieler trat er in Erscheinung. Im Schwarzenegger-Kracher „Predator“ von 1987 ist er ein Mitglied von Arnolds Einsatztruppe. Der Kreis schließt sich Anfang 2018, dann soll der neue, von Shane Black geschriebene und inszenierte „Predator“-Film in die Kinos kommen.

„The Nice Guys“ ist nun gleichzeitig eine liebevolle Hommage an die Zeit der Detektivgeschichten, wie auch ein komödiantischer Umgang damit. Der Film spielt im Jahre 1977 in Los Angeles. Die Porno-Darstellerin Misty Mountains kommt bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben. Angeblich war es Selbstmord. Eine Woche später beauftragt die schon etwas betagte Mrs. Glenn den Privatdetektiv Holland March (Ryan Gosling), nach Misty Mountains zu suchen, ihrer Nichte, die sie angeblich vor drei Tagen lebendig in ihrem Haus gesehen hat. Obwohl March glaubt, dass die alte Dame ihre Nichte wohl mit einer anderen Frau verwechselt hat, mit einer gewissen Amelia Kutner, nimmt er den Auftrag an.

Zur gleichen Zeit wird Jackson Healy (Russell Crowe), ein Schläger zum Mieten, von Amelia Kutner beauftragt, ihr die Männer vom Leib zu halten, die hinter ihr her sind. Dadurch kreuzen sich die Wege von March und Healy, die nach anfänglichen Unstimmigkeiten beschliessen, der Sache gemeinsam auf den Grund zu gehen. Dabei stoßen sie auf eine Verschwörung, die bis in die obersten Regierungskreise geht.

Der Film besticht durch ein liebevolles 70er-Jahre-Setting. Kleidung, Musik und Details (wie ein Plakat von „Der weiße Hai 2“, wobei dieser allerdings erst im Juni 1978 in die Kinos kam) stimmen. Typische Film-Noir-Figuren, wie eben der Detektiv, der gutmütige Schläger, eine geheimnisvolle Frau, der Auftragskiller und zwielichtige Regierungsbeamte tauchen auf. Dabei basiert das Ganze allerdings auf einer wahren Geschichte. Produzent Joel Silver („Predator“, „Lethal Weapon“) traf einst den Veteranen Jay Joseph, der in den 90er Jahren als Privatdetektiv arbeitete und dieser erzählte ihm von seinen Erlebnissen. Aufgrund seiner Unerfahrenheit in diesem Beruf geriet Joseph immer wieder in gefährliche Situationen. Silver empfand seine Geschichten als eine tolle Grundlage für einen Detektivfilm. Der Satz „Du bist der schlechteste Detektiv der Welt“, den im Film die Tochter von Holland March zu ihrem Vater sagt, wurde tatsächlich von Josephs Schwester ausgesprochen.

Mit einer erfrischenden Leichtigkeit steuert Shane Black seine Figuren durch den Verschwörungsplot, der sich nach und nach entfaltet und auch einige falsche Fährten bereit hält. Dass dabei so mancher Gag schon im Ansatz verpufft, liegt an dem etwas seltsamen Timing mancher Szenen. Manchmal möchte der Film zu cool sein und verpasst dabei einfach den richtigen Zeitpunkt für die Pointe. Auch Russell Crowes komödiantisches Talent hält sich in Grenzen, weshalb er manchmal etwas unbeholfen durch die Szenerie tapst. In einer kleinen Nebenrolle, eigentlich einem besseren Cameo-Auftritt, ist Kim Basinger zu sehen. Damit ist sie wieder mit Russell Crowe vereint, mit dem sie bereits 1997 im ebenfalls an den Film Noir angelehnten „L.A. Confidential“ zu sehen war. Der Film brachte ihr damals einen Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ ein. In „The Nice Guys“ ist allerdings das Auffälligste an ihrer Erscheinung ihr Gesicht. Nicht nur, dass es aussieht, als wäre es geliftet bis zum Augenstillstand, auch scheint man per Computer extra noch nachgeholfen zu haben, um wirklich jede kleinste Falte aus ihrem Gesicht zu entfernen. Dadurch wirkt ihr Spiel seltsam künstlich und kühl, was aber andererseits gut zu ihrer Rolle passt. Gut gefallen hat mir Angourie Rice als Holly, die neunmalkluge Tochter von Holland March.

Die Musik zum Film stammt von John Ottman („X-Men Apocalypse“) und David Buckley. Dabei ist den beiden eine gute Mischung gelungen aus Film-Noir-Suspense und 70er-Jahre-Funk. Zusätzlich kommen natürlich viele Songs aus der Ära zum Einsatz. Es gibt zwei Soundtrack-Alben zum Film, einmal mit den Songs und einmal mit dem Score.

Quelle: amazon.de
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„The Nice Guys“ ist sicherlich kein ähnlich großer Wurf wie Shane Blacks „Kiss Kiss Bang Bang“, aber er ist doch für vergnügliche 116 Minuten gut. Die Story funktioniert und führt den Zuschauer auch gerne an der Nase herum, da man während des Filmes zu den jeweiligen Zeitpunkten auch nicht mehr weiss als die beiden schlagfertigen Hauptdarsteller. Nicht jeder Gag sitzt und manchmal bremst sich der Film selbst aus, aber insgesamt kann ich dem Film eine Empfehlung aussprechen.

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