Der Adler ist gelandet – EDDIE THE EAGLE

Quelle: screenrant.com

Die 1980er waren für Sportfilme eine besondere Zeit. Dieser Geist des „Niemals aufgeben!“ und „Du kannst es schaffen, wenn du an dich glaubst!“ scheint in diesem Jahrzehnt am stärksten ausgeprägt gewesen zu sein. Dazu gesellten sich dann auch noch Songs und Scores, die das Ganze entsprechend unterstützen. Als Beispiel seien da nur Songs wie „Eye of the Tiger“ oder „Burning Heart“ aus „Rocky IV“ genannt oder natürlich die Musik zu „Chariots of Fire“ von Vangelis. Auch die Olympischen Sommerspiele wurden damals mit Songs wie „Reach Out“ und „Hand In Hand“ unterstützt.

Um die Olympiade geht es nun auch hier, allerdings um die Olympischen Winterspiele. Aber der Reihe nach. Der Film „Eddie the Eagle“ basiert auf der wahren Lebensgeschichte des Briten Michael Edwards. Dieser träumte schon als Kind davon, einmal an der Olympiade teilnehmen zu können. Zunächst versuchte er sich in Sportarten wie Judo und Reiten, entdeckte dann aber seine Leidenschaft für das Skispringen. Auslöser dafür war die Vierschanzentournee 1985/86, die er im Fernsehen verfolgte. Zu diesem Zeitpunkt wurde die olympische Disziplin Skispringen von keinem britischen Athleten ausgeübt. Edwards träumte davon, sein Land in dieser Disziplin bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary zu vertreten.

Quelle: bbc.com

Der Film beginnt in Eddies Kindheit. Bereits als Kind versucht er sich an Rekorden, wie dem Atem anhalten unter Wasser, um damit zu den Olympischen Spielen zu kommen. Seine Mutter macht sich anfangs zwar Sorgen um ihren Sohn, versucht ihn aber zu unterstützen, wo es nur geht. Sein Vater hingegen ist sehr argwöhnisch, was die Sport-Karriere angeht und möchte Eddie in dem Beruf sehen, den er selbst ausübt, als Maurer/Verputzer. Das ändert sich auch nicht als Eddie älter wird. Nachdem er die Vierschanzentournee im Fernsehen sieht, beschliesst er, auf eigene Faust nach Deutschland aufzubrechen, um daran teilzunehmen. In Garmisch macht er dann seinen ersten Versuch auf der kleinsten Sprungschanze, der 15-Meter-Schanze. Dieser klappt auf Anhieb und Eddie sieht sich damit bestätigt, seinen Traum weiter zu verfolgen. Da er aber kaum über finanzielle Mittel verfügt, arbeitet er in dem Restaurant von Petra, gespielt von Iris Berben, die ihn dafür dort wohnen lässt.

Die 40-Meter-Schanze erweist sich bereits als schwereres Kaliber. Doch selbst sein schwerer Sturz hält ihn nicht davon ab, es weiter zu versuchen. Das bringt ihm zunächst Hohn und Spott des norwegischen Ski-Teams ein, das ebenfalls in Garmisch weilt. Aber Eddie trifft auch Bronson Peary, gespielt von Hugh Jackman, der ein ehemaliger amerikanischer Skispringer ist. Er war zwar Champion in seiner Disziplin, aber aufgrund eines Zerwürfnisses mit seinem Trainer Warren Sharp (Christopher Walken) hing er seine Karriere an den Nagel. Nun dreht er meist betrunken mit seinem Schneepflug seine Runden. Eddie möchte ihn dazu überreden, ihn zu trainieren, aber Peary will Eddie davon überzeugen, das Skispringen aufzugeben. Doch Eddie lässt sich davon nicht unterkriegen und meistert schliesslich die 40-Meter-Schanze. Sein Mut und sein unbedingter Wille beeindrucken Peary dann doch und er beschliesst, Eddie zu helfen.

Gemeinsam schaffen sie es, dass Eddie auch die 70-Meter-Schanze immerhin mit 38 Metern Sprungweite meistert und er sich damit einen Platz im britischen Olympia-Team sichert. Doch das britische Olympia-Komitee, welches Angst vor schlechter Publicity hat, will verhindern, dass Eddie mit seinen amateurhaften Leistungen für Großbritannien zu den Olympischen Winterspielen fährt. Sie ändern die Regeln, die nun verlangen, dass Eddie eine Sprungweite von mindestens 61 Metern erreichen muss, um sich zu qualifizieren. Bei der letzten Veranstaltung vor den Winterspielen schafft er schliesslich die Distanz und wird offiziell als Teilnehmer zu den Olympischen Spielen geladen. Sein Trainer Peary ist davon aber alles andere als begeistert. Er versucht, Eddie davon abzuhalten, nach Calgary zu fahren, da er sich seiner Meinung nach dort nur lächerlich machen wird und für die Welt als Pausenclown dienen würde. Doch Eddie hört nicht auf Peary und tritt in Calgary als erster Brite beim Skispringen an.

Dass am Ende alles gut wird und sich alle wieder miteinander versöhnen, dürfte wohl klar sein. „Eddie the Eagle“ ist ein reiner Feelgood-Film, der das Muster „Außenseiter glaubt an seinen Traum, muss viele Rückschläge wegstecken, aber schafft es am Ende, seinen Traum zu verwirklichen“ im Grunde Punkt für Punkt abarbeitet. Dennoch wird man als Zuschauer gut unterhalten, zumal Eddie als Person auch so liebenswürdig ist, dass man es ihm einfach gönnt, wenn er seinen Traum endlich wahrmacht. So freut man sich mit ihm, wenn er seine Sprungweiten von Mal zu Mal verbessert und damit auch immer wieder einen neuen britischen Rekord aufstellt (Kunststück, als erster britischer Skispringer). Man ist gerührt, wenn er in Calgary bei seinen beiden Sprüngen jeweils den letzten Platz der Wertung belegt, einfach, weil sich sein Traum erfüllt hat, einmal ein Olympia-Teilnehmer zu sein.

Natürlich dichtet der Film viel zu Michael Edwards wahrer Geschichte hinzu. So gab es in Wirklichkeit weder seinen Trainer Bronson Peary, noch dessen Trainer Warren Sharp. Auch lief sein Weg nach Calgary nicht so geradlinig ab, wie der Film es zeigt. Doch der Kern der Geschichte bleibt erhalten. Obwohl niemand an Eddie glaubte, gab er nie auf. Als er es dann nach Calgary geschafft hat, schlug ihm für seinen Mut und seinen Willen eine Welle der Sympathie entgegen. Fans tauften ihn „Eddie the Eagle“ und die Presse übernahm diesen Namen schliesslich. Seine Erscheinung war anders als die aller anderen Athleten. Er wog damals über 80 Kilo und damit 9 Kilo mehr als der schwerste Sportler der anderen Teams. Seine angeborene Weitsicht zwang ihn dazu, dicke Brillengläser zu tragen, die er, durch die Witterung bedingt, vor seinen Sprüngen auf der Schanze immer wieder reinigen musste.

Seinen triumphalsten Moment erlebte Eddie dann bei der Abschlußfeier der Olympischen Winterspiele. Als Frank King, Chef des Organisationskomitees, seine Rede hielt, bemerkte er „Sie haben Weltrekorde gebrochen, persönliche Bestleistungen aufgestellt und einer von ihnen flog wie ein Adler“, worauf das Publikum mit begeisterten „Eddie! Eddie!“-Rufen reagierte. 1989 nahm er dann noch an einem Wettbewerb in Innsbruck teil, bei dem er sich das Schlüsselbein brach. Es sollte sein letzter Wettkampf werden, da das IOC 1990 die Regeln für die Teilnahme verschärfte und Edwards die Qualifikation nicht mehr schaffte.

Von den Personenkonstellationen erinnert der Film mich ein wenig an „Hoosiers“ aus den Jahre 1986. Im Film geht es um eine lokale Basketball-Mannschaft, die von Gene Hackman und seinem meist betrunkenen Co-Trainer Dennis Hooper zur Landesmeisterschaft geführt wird. Auch dort gilt das Motto „Niemals aufgeben!“. Dieser Geist ist in beiden Filmen stark präsent und als Zuschauer wird man einfach mitgerissen.

Dafür sorgt auch die Musik von Matthew Margerson. Zunächst trat er als Assistent von Komponist Brian Tyler („Alien vs Predator: Requiem“, „Avengers – Age of Ultron“) in Erscheinung, bevor er mit „Skyline“ seine erste eigene Filmmusik schrieb. Für „Eddie the Eagle“ greift er das Jahrzehnt auf, in dem der Film spielt, die 80er Jahre. Sein musikalisches Hauptthema ist eine Mischung aus Hans Zimmers Titelstück zum Tom-Cruise-Rennsportfilm „Days of Thunder“ von 1990 und dem bereits erwähnten „Chariots of Fire“ von Vangelis. Dieses Thema wird im Film immer wieder aufgegriffen und erlebt dann seine epische Präsentation, inklusive Chor, bei Eddies finalem Sprung in Calgary. Die Musik atmet den Geist der 80er Jahre, auch wenn sie nie zu stark in die damals typischen Synthie-Pop-Gefilde eintaucht.

Ein weiterer musikalischer Coup sind die Songs, die extra für den Film produziert wurden. Statt einfach eine Handvoll alter 80er-Jahre-Songs aneinander zu reihen, hatte man die Idee, Künstler aus der damaligen Zeit zusammen zu bringen und neue Titel aufnehmen zu lassen, natürlich in ihrem speziellen Sound von damals. Darunter sind Leute wie Marc Almond, Heaven 17, ABC, OMD, Paul Young und Kim Wilde, um nur einige zu nennen.

Leider ist von den Songs, bis auf einen, keiner im Film zu hören. Erst im Abspann gibt es ein kleines Medley dieser Titel. Das fand ich schade, es hätte noch stärker zum 80er-Jahre-Setting beigetragen. Sowohl Matthew Margersons Score, als auch die Songs, wurden als Alben auf CD und als Download veröffentlicht.

Quelle: Amazon

Technisch ist „Eddie the Eagle“ gut gelungen. Die Sprung-Sequenzen, die man teilweise aus der Ego-Perspektive Eddies erlebt, sind nie effekthascherisch oder selbstzweckhaft inszeniert, sondern vermitteln in ihrer Eleganz auch beim Zuschauer das Gefühl des Fliegens. Das dürfte auch ein Verdienst von Vic Armstrong sein, der als 2nd Unit Director seit Jahrzehnten die James-Bond-Filme betreut und auch bei „Eddie the Eagle“ diese Funktion ausübt. Produziert wurde der Film von Matthew Vaughn, der sich vor allem als Regisseur von Comic-Filmen wie „X-Men: First Class“ und „Kick-Ass“ einen Namen machte. Für die Regie verpflichtete man mit Dexter Fletcher einen relativen Neuling in dem Bereich, der eigentlich eher als Schauspieler, wie in „Band of Brothers“, in Erscheinung tritt. Das Ergebnis ist ein warmherziger, humorvoller Film, der sich nicht über seine Hauptfigur, die überzeugend von Taron Egerton dargestellt wird, lustig macht, sondern sein Herzblut und sein Charisma auf die Leinwand überträgt. Und alleine schon für die Flugsequenzen lohnt sich der Kinobesuch.

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