Der Feind meines Feindes ist mein Feind – CAPTAIN AMERICA: CIVIL WAR

Quelle: marvelcinematicuniverse.fandom.com

Marvel hat eigentlich alles richtig gemacht. In Verlauf der letzten Jahre haben sie es geschafft, einen treuen Kern an Comic-Fans um sich zu scharen, der jeden ihrer Filme zu einem Multi-Millionen-Dollar-Erfolg werden lässt. Fast schon inflationär ist das Aufkommen an Superhelden-Filmen in den letzten Jahren, da natürlich auch andere Leute von dieser Welle, die Marvel ins Rollen gebracht hat, profitieren wollen. Allen voran natürlich DC Comics, die mit der Batman-Reihe von Christopher Nolan ebenfalls große Erfolge feiern konnten, auch wenn ihr „cinematic universe“ bei weitem nicht so ausgebaut ist wie das von Marvel. Das hat DC bisher verschlafen, ist nun aber dabei, diesen zehnjährigen Vorsprung, den Marvel hat, aufzuholen. Ob das gelingen wird und die Zuschauer nicht doch bald schon der Superhelden-Filme überdrüssig werden, die fast schon monatlich die Lichtspielhäuser beherrschen, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Dazu gesellen sich noch diverse TV-Serien wie „Green Arrow“, „Gotham“, „The Flash“, „Supergirl“, „Agent Carter“, „Agents of S.H.I.E.L.D.“ oder auch „Jessica Jones“. Das Angebot an Superhelden-Filmen und -Serien war noch nie so groß wie heute.

Die Besonderheit des Marvel-Film-Universums ist, dass man von Anfang an die Filme strategisch geplant hat. Sprich, die Filme sind untereinander verknüpft und so manche Handlung in einem der Filme hat Auswirkungen in einem anderen Film. Angeblich hat Marvel bereits bis ins Jahr 2028 einen Schlachtplan entworfen, der genau aufzeigt, welcher Film in welchem Jahr noch kommen wird. Natürlich vorausgesetzt, das Publikum macht diese Reise tatsächlich mit.

Diese Verknüpfungen führen aber auch unweigerlich dazu, dass man als Gelegenheitszuschauer nicht immer weiss, was eigentlich vor sich geht. Und selbst wenn man die vorherigen Filme gesehen hat, muss man schon sehr vertraut sein mit den bisherigen Ereignissen, um alles zu verstehen, was man so sieht.

Der Film beginnt im Jahre 1991, als der Winter Soldier in einer Basis der Unterwelt-Organisation „Hydra“ in Sibirien für einen Auftrag aktiviert wird. Er drängt nachts einen Wagen von der Straße und bringt die Präparate in seinen Besitz, die damit transportiert wurden. In der Gegenwart sind die Avengers gerade aus Sokovia zurückgekehrt, die Stadt, die in „Avengers: Age of Ultron“ völlig zerstört wurde. Nun sind sie in Lagos und versuchen, den Söldner Crossbones davon abzuhalten, eine Probe einer biologischen Waffe zu stehlen. Beim Kampf wird ein Hochhaus stark beschädigt und es kommt zu vielen Todesopfern. Die Avengers sehen sich daraufhin im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit.

Die Vereinten Nationen beschliessen, dass die Avengers kontrolliert werden müssen und sie ihre Einsätze nur nach ausdrücklicher Genehmigung der UN durchführen dürfen. Während ein Teil der Avengers für dieses Vorhaben ist, unter anderem Iron Man, Black Widow und auch Vision, ist Captain America dagegen. Er fürchtet, die Avengers würden durch dieses Abkommen zu viel Kontrolle und Freiheiten abgeben. Als es in Wien, wo das Abkommen beschlossen werden soll, zu einem Bombenattentat kommt und der Winter Soldier als Täter ausgemacht wird, beschliessen Captain America und Falcon, ihn auf eigene Faust zu jagen. Bei dem Attentat kam unter anderem der König des afrikanischen Staates Wakanda ums Leben. Dessen Sohn schwört Rache und macht fortan als Black Panther ebenfalls Jagd auf den Winter Soldier.

Captain America, Falcon, Black Panther und der Winter Soldier werden verhaftet. Der Soldier wird nach Berlin in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht. Zur gleichen Zeit macht sich Helmut Zemo, ein ehemaliger Oberst aus Sokovia, daran, hinter das Geheimnis des Winter Soldiers zu kommen. Zemo dürstet es nach Rache, da seine Familie beim Kampf der Avengers gegen Ultron in Sokovia umgekommen ist. Dafür will er in die „Hydra“-Basis in Sibirien eindringen, in der sich noch weitere genmanipulierte Supersoldaten befinden. Captain America will dieses Vorhaben verhindern und schart eine Gruppe von Gleichgesinnten um sich. Dabei kommt es dann zum Kampf zwischen den beiden Gruppen der Avengers, der sich dann auch noch Ant-Man und Spider-Man anschliessen. Doch ist Zemos Plan tatsächlich, die anderen Supersoldaten zu wecken und als Waffe einzusetzen?

Um ganz ehrlich zu sein bin ich mittlerweile doch recht satt, was Marvel-Filme angeht. Das liegt zum einen an ihrer Anzahl und zum anderen daran, dass die Filme sich recht ähnlich sind und eigentlich immer gleichen Mustern folgen. Dazu finde ich die meisten der Superhelden-Charaktere aus dem Marvel-Universum nun nicht sonderlich spannend oder interessant. Doch einen gewissen Unterhaltungsgrad kann man den Filmen nicht absprechen. Aber so richtig geflasht hat mich bisher keiner der Filme. Es gab einige Ausreißer nach oben, wie „Captain America: Winter Soldier“, den ich doch recht ansprechend fand, aber auch viel Durchschnittliches und gar Furchtbares, siehe „Thor: The Dark Kingdom“.

Im Prinzip würde ich „Civil War“ auch in die Durchschnittliches-Ecke stellen. Die erste Hälfte des Filmes zog sich doch etwas dahin. Es gibt natürlich viele Anspielungen auf die vorherigen Marvel-Filme, die man eben nur verstehen kann, wenn man diese gesehen hat. In der zweiten Hälfte zieht der Film dann etwas an und der Kampf zwischen den Avengers auf dem Flughafen Leipzig ist schon ordentlicher Krawall. Aber so richtig spannend wurde der Film für mich eigentlich nie. Man darf sich durchaus fragen, warum jeder neue Marvel-Film immer mehr an Laufzeit zunimmt. „Civil War“ ist mit 148 Minuten dann auch der bisher längste Marvel-Film. Trotz der Laufzeit fokussiert sich der Film aber nur auf einen Teil der Avengers, was aufgrund der Anzahl an Helden und Schurken, die hier auftauchen, auch nicht weiter verwunderlich ist. Dennoch sorgt das dann auch dafür, dass Charaktere wie Ant-Man und Spider-Man zur reinen Staffage verkommen, die scheinbar nur als Fan-Dienst in den Film genommen wurden. Dramaturgisch wäre der Film auch ohne die beiden ausgekommen. Bei Spider-Man haben wir natürlich noch den Sonderfall, dass dieser nun endlich auch Teil des Marvel-Universums geworden ist, nachdem die Marvel Studios die Filmrechte an der Figur erworben haben. Vorher lagen die Rechte bei Sony/Columbia Pictures, die die bisherigen Spider-Man-Filme produziert haben.

Auch den Plan des von Daniel Brühl gespielten Helmut Zemo fand ich nicht wirklich zuende durchdacht. Außerdem musste da Komissar Zufall schon eine ganz große Rolle spielen, damit dieser Plan genau so funktionieren konnte. Insgesamt fand ich die Handlung auch eher ausgelutscht. Die Frage, ob Superhelden kontrolliert werden müssen, da sie mit ihren Kräften nicht nur Gutes anrichten können, ist nun nicht gerade neu oder originell. Der momentan ebenfalls laufende „Batman V Superman“ greift im Grunde auch dieses Thema auf. Positiv fand ich dagegen, dass durch diese eher düsteren Züge des Zweifelns und der Zwietracht der in den Marvel-Filmen sonst immer und überall auftauchende Humor nicht so stark ausgeprägt war. Trotzdem fehlte mir auch hier ein Aha-Erlebnis. Es ist kein schlechter Film, aber er zeigt eben auch nichts, was ich in den anderen Marvel-Filmen nicht auch schon so oder so ähnlich gesehen habe. Es ist einfach „more of the same“.

Die Filmmusik kommt wieder von Henry Jackman, der bereits bei „Captain America: Winter Soldier“ für die musikalische Untermalung sorgte. Jackman entspringt dem Kreis von Hans Zimmer, er arbeitete vor ein paar Jahren unter anderem noch als Arrangeur für John Powell („X-Men: The Last Stand“). Seine Musik hat im Film hier und da einige kurze Superhelden-Themen parat, geht aber ansonsten im Rest des Spektakels unter. Damit teilt die Musik das Schicksal vieler Marvel-Filmmusiken, die über reine funktionale Beschallung kaum hinauskommen und selten mal Akzente in den jeweiligen Filmen setzen. Ein Album mit Jackmans Musik gibt es als CD und digital ab dem 6. Mai.

Quelle: Amazon.de

„Civil War“ ist der 13. Film des Marvel-Film-Universums und leitet gleichzeitig dessen „Dritte Phase“ ein. Kurios mutet es an, dass der Film in den USA erst am 6. Mai anlaufen wird, eine Woche nach dem Start in vielen anderen Ländern. Dafür hat der Film jetzt schon über 200 Milionen Dollar außerhalb der USA eingespielt. Der Rubel rollt also weiter für Marvel. Dennoch bleibt die Frage: Wird es auf Dauer so bleiben, wenn die Filme immer mehr zu reinen Versatzstücken verkommen, die man nur vollständig schätzen kann, wenn man jeden anderen Marvel-Film auch gesehen und/oder deren Handlung im Kopf hat?

So ist „Captain America: Civil War“ dann auch ein weiterer Marvel-Film, der im Grunde nicht in sich geschlossen ist, sondern da anfängt, wo „Winter Soldier“ und „Age of Ultron“ aufhörten und ein Ende präsentiert, welches zu den nächsten Filmen führt. Und diese stehen bereits in den Startlöchern. Ende des Jahres wird Benedict Cumberbatch als „Doctor Strange“ die Leinwände erobern, nächstes Jahr kommen bereits „Guardians of the Galaxy 2“, „Thor 3“ und auch die Avengers werden in naher Zukunft zu ihrem dritten Abenteuer aufbrechen. Ebenso wird Spider-Man mit einem eigenen Film am Start sein und mit Iron Fist feiert bald ein weiterer Marvel-Charakter sein Kino-Debüt. Auch Ant-Man wird um einen weiteren Film nicht herum kommen.

Auf welcher Seite steht ihr? Team Cap oder Team Iron Man?

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